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Konzernumbau bei Bayer

Die Bayer AG hat den größten Konzernumbau seit 14 Jahren beschlossen. Das Pharma- und Chemieunternehmen gibt seine bisherige Holdingstruktur auf und kehrt zu einer integrierten und zentral geführten Organisation zurück.

Der Leverkusener Chemiekonzern möchte nach der Trennung von der Kunststoffsparte Covestro sein Geschäft mit Medikamenten und Pflanzenschutzmitteln enger zusammenführen und die Fokussierung auf diese sogenannten Life Sciences auch optisch besser herausstellen. Die neue Konzenstruktur, die auf einem Drei-Säulen-Modell fußt, soll ab Januar 2016 greifen.
Die operative und strategische Führung dieser Einheiten übernimmt ein um drei Mitglieder erweiterter Konzernvorstand. Der bisherige Pharma-Chef Dieter Weinand und der Chef der Agrochemiesparte, Liam Condon, rücken in das Gremium. Hinzu kommt die in den USA ansässige Leiterin des Geschäfts mit verschreibungsfreien Mitteln, Erica Mann. Damit bekommt das Unternehmen erstmals in seiner 152-jährigen Geschichte eine Frau in den Vorstand.

Consumer Health wächst stark

Der bisherige Teilkonzern Bayer Healthcare wird aufgelöst, aus ihm gehen Pharmaceuticals und Consumer Health hervor. In der Ersteren sind Entwicklung und Verkauf verschreibunsgpflichtiger Medikamenten wie der Gerinnungshemmer Xarelto und das Augenmittel Eylea gebündelt. Der Umsatz lag hier im ersten Halbjahr bei 5,7 Milliarden Euro.
Die neue gleichberechtigte Division Consumer Health verkauft verschreibungsfreie Mittel wie Aspirin. Dieses Geschäft ist bei Bayer durch die 14-Milliarden-Dollar schwere Übernahme der entsprechenden Sparte von Merck & Co. stark gewachsen um kam im ersten Halbjahr auf einen Umsatz von 3,2 Milliarden Euro.

Servicegesellschaften werden auch umstrukturiert

Dritte Division wird das bisherige Agrochemiegeschäft, also Pflanzenschutzmittel und Saatgut, bei dem Bayer auf einen Halbjahresumsatz von 5,4 Milliarden Euro kam. Daran wird auch die Tiermedizin angedockt. Die drei neuen Einheiten verlieren ihren bisher eigenständigen Markenauftritt, alles soll sich künftig in Leverkusen um die Dachmarke Bayer drehen.
Bayer organisiert auch seine bisherigen Servicegesellschaften neu. Erhalten bleibt der eigenständige Konzern Bayer Business Services (BBS). Er ist interner Dienstleister für IT, Personalprozesse und Reisemanagement. Offenbar sollen in diese Gesellschaft weitere Funktionen verlagert werden. Aufgelöst hingegen wird die bisherige Tochter Bayer Technology Services (BTS), ein interner Spezialist für Verfahrens- und Anlagetechnik. BTS hat durch die Abspaltung von Covestro etliche Mitabeiter und viel Auftragsmasse verloren. Aus BTS wird nun die Konzernfunktion „Engineering and Technology“.

Klusik rückt für König nach

Die gesamte Neuorganisation soll ohne den Abbau von Arbeitsplätzen gelingen. Bayer-Chef Matijn Dekkers betont, dass die Zahl der Stellen in den nächsten Jahren konstant bleiben solle. Betriebsbedingte Kündigungen sind bei Bayer ohnehin nicht möglich, sie sind vertraglich bis Ende 2020 ausgeschlossen. Die Arbeitnehmervertreter unterstützen die Pläne für die neue integrierte Struktur ausdrücklich.
Bislang hat der Umbau nur eine personelle Konsequenz: Personalvorstand Michael König verlässt das Unternehmen auf eigenen Wunsch, für ihn rückt Hartmut Klusik in den Konzernvorstand. Er verantwortete bisher den Bereich Product Supply bei Bayer Healthcare. Für die abgespaltene Tochter Covestro plant Bayer einen schnellen Börsengang. Der Kunstsoffhersteller soll am 2. Oktober erstmals auf dem Frankfurter Parkett mitspielen. Handelsblatt / Bernd Fröndhoff

19.09.2015 | 22:33

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