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Anleihekäufe: Deutsche verpassen den Börsenboom

Der Dax jagt von einem ­Rekordhoch zum nächsten, seit 2009 haben sich Kurse glatt verdreifacht, die Kursgewinne machen manchen Anleger sogar reich. Nur die Deutschen nicht. Denn die wollen von der Börse wenig wissen, wittern überall Gefahren – und verpassen so eine der größten Rallyes der Geschichte.

Deutsche trennen sich sogar tendenziell von ihren Aktien oder Anteilen an Aktienfonds, wie das Deutsche Aktieninstitut (DAI) mitteilt. DAI-Chefin Christine Bortenlänger sprach von einem herben Rückschlag für die Aktienkultur. Das Interesse der Bundesbürger sei wieder auf das niedrige Niveau während der Finanzkrise gesunken.

Seit dem Höchststand im Jahr 2001 haben sich fast 4,4 Mio. Anleger von Aktien und Aktienfonds getrennt. Lediglich 8,4 Mio. Deut-sche – rund 13 % (Vorjahr: 13,8 %) der Bevölkerung – waren 2014 noch in diesen Papieren engagiert. Nur gut 7 % der Ersparnisse steckten in Aktien. Auf Spareinlagen auf Giro- und Tagesgeldkonten und andere Einlageformen der Kreditinstitute entfielen dagegen rund 39 %.

Diese Strategie kostet deutsche Anleger und Sparer mittlerweile Milliarden. „Hätten die Anleger seit 2001 beispielsweise nur jeden vierten Euro, den sie Jahr für Jahr in Bankeinlagen gesteckt haben, in Ak­tien investiert, wäre das Geldvermögen aller Deutschen heute grob geschätzt 106 Mrd. Euro höher“, rechnet Bortenlänger vor. Pro Haushalt seien dies 2 600 Euro mehr.

Die Zahl derjenigen, die ihr Geld direkt in Anteilscheine eines Unternehmens steckten, sank 2014 um fast 400 000 Menschen auf 4,1 Mio. Sogar die Zahl der Belegschaftsaktionäre verringere sich deutlich von 1,2 Mio. auf 820 000.

Es ist rückblickend eine volkswirtschaftliche Dummheit historischer Dimension. Die Deutschen erarbeiten sich einen gewal­tigen Kapitalstock und wollen ihn dann nicht haben. Vorsicht ist nicht nur die Mutter der Porzellankiste – sondern auch der Vater verpasster Chancen.

23.05.2015 | 12:03

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