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Bankaktien aus ganz Europa: Crashgefahr!

Die Commerzbank stürzt um zehn Prozent auf ein Allzeit-Tief, die Deutsche Bank schrammt knapp dran vorbei. Die Aktie der italienischen Unicredit muss zeitweise aus dem Handel genommen werden. Der vergleichsweise kleine Anlass: Die Deutsche Bank und die Commerzbank haben den jüngsten Stresstest nicht so souverän wie erhofft überstanden. Insitutionelle Anleger werden das mit der Aktie der Deutschen Bank ohnehin tun müssen, denn die fällt aus dem wichtigen EuroStoxx50, und das bereits zum 8. August.

Die Bilanz ist desaströs: In zwölf Monaten ist die Aktie der Deutschen Bank von 32 auf knapp zwölf Euro gefallen. Ähnlich die Commerzbank: Hier ging es von zwölf auf weniger als sechs Euro. Zu Beginn der Woche gehörten die beiden größten Banken Deutschlands wieder zu den Flops im DAX. Grund dafür dürfte vor allem das Ergebnis des jüngsten Banken-Stresstests sein. Die Aufsichtsbehörde EBA, die 51 europäische Banken einem Gesundheitscheck unterzog, plazierte das Duo sogar unter den schlechtesten zehn.

Zwar verfügen beide Banken über ausreichende Widerstandsfähigkeit. Die minimale Kernkapitalquote von 7,0 Prozent überschreiten sie mit 7,8 (Deutsche Bank) und 7,42 Prozent (Commerzbank). Doch der Branchendurchschnitt liegt bei 9,2 Prozent. Kapitalerhöhungen müssen aber nicht die zwingende Folge sein. Philipp Häßler von equinet empfiehlt die Commerzbank-Aktie zum Kauf und setzt ein Kursziel von zehn Euro. Das Papier der Deutschen Bank ist für equinet-Analyst Häßler mit einem Kursziel von 13 Euro und der Bewertung „Neutral“ gut bedient. Er geht davon aus, dass sowohl die Commerzbank als auch die Deutsche Bank an ihrer Strategie festhaten, ihre Kapitalquoten mittels neuer Gewinnrücklagen aufzubessern.

Anders sieht das Firdaus Ibrahim von S&P Global. Er sieht die Commerzbank bei einem Kursziel von sechs Euro. Statt Kaufempfehlung rät er nur zum Halten. Überhaupt sei die Bankenbranche aufgrund niedriger Profitabilität und gestiegener wirtschaftlicher Unsicherheit lediglich neutral zu bewerten. Bei Barclays Capital hatte man ein noch schlechteres Abschneiden der Deutschen Bank beim Stresstest erwartet. Daher belässt die britische Investmentbank in Person von Analyst Mike Harrison ihre Wertung bei „Equal Weight“.

Die Folgen des schwachen Abschneidens müssen beide Banken trotzdem am Montag ausbaden. Gleichzeitig wird die Aussagekraft des Stresstests immer wieder angezweifelt. Denn der Check berücksichtigte weder die Konsequenzen der Brexit-Abstimmung im Vereinigten Königreich, noch das Szenario weiter sinkender Zinsen. Bankenprofessor Dirk Schiereck von der TU Darmstadt sagte dem „Tagesspiegel“: „Beruhigen kann einen dieser Stresstest nicht.“

Denn weil die Auswahl der untersuchten Banken kleinere Institute aus krisengeplagten Ländern wie Griechenland und Portugal vernachlässigte, werde der Stresstest „zu einer reinen Beruhigungsmaßnahme für die Öffentlichkeit“. Anleger müssen aufpassen, dass sie die Situation der jeweiligen Bank richtig einschätzen. Dabei hilft der Blick auf Quartalszahlen und interne Strukturen der Banken mehr als ein Stresstest.

Marius Mestermann

02.08.2016 | 13:52

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