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„Jahr des Stillstands für den DAX“

Der wichtigste deutsche Aktienindex kommt 2016 nicht vom Fleck. Das Risiko von Rückschlägen wächst, nur niedrige Zinsen und billiges Öl halten Konjunkturproblemen noch die Waage. So sieht zumindest das Bild aus, das die jüngste Prognose der DZ Bank zeichnet. Gelingt ein „sanfter Ausstieg“ aus der Konstellation?

Es ist dünnes Eis, auf dem der hohe Turm des aktuellen DAX-Kurses erbaut wurde. Die DZ Bank urteilt in einer aktuellen Prognose über die Chancen und Risiken für die Weltwirtschaft im kommenden Jahr. Als wesentlichen Wachstumstreiber sehen die Analysten die binnenwirtschaftliche Nachfrage in Industrieländern, weil Schwellenländer in dieser Rolle ausgedient hätten. Impulse für die Aktienmärkte kämen „kaum noch von steigenden Unternehmensgewinnen, sondern nur mehr von der expansiven Geldpolitik der EZB“, heißt es in dem Bericht des Instituts.

Stabilisierend wirken demnach die niedrigen Zinsen und der historisch schwache Ölpreis. Die Volkswirte folgern, dass der DAX im kommenden Jahr stagnieren wird, lediglich 11.000 Punkte seien realistisch. Gleichzeitig steige die Gefahr von Rückschlägen, so der Chefanlagestratege der Bank, Christian Kahler: „Anleger stecken vielfach in der Krise: Das eingegangene Risiko bei Anleihen wie auch bei Aktien wird in Anbetracht potenzieller Rückschläge nicht mehr angemessen belohnt.“ 

Trotz Risiko: Chancen für Anleger

Selbst bei den 30 großen deutschen Standardwerten liege es mit einem KGV von 13,2 schon über dem Mittelwert der letzten zehn Jahre. „Diese Bewertung ist nur mit einem dynamischen Gewinnwachstum zu rechtfertigen; wir sehen aber eine Stagnation auf solidem Niveau“, so Kahler. Immerhin sieht er die Möglichkeit, dass sich der DAX innerhalb einer Bandbreite von 9.400 bis 12.000 Punkten bewegt. „Hier ergeben sich Einstiegsmöglichkeiten für Anleger, um mit taktischen Investitionen das begrenzte Aufwärtspotenzial des breiten Marktes zu hebeln.“

Für den Euro sieht Jan Holthusen, Leiter des Zins- und Anleihenresearch der DZ BANK, die Gefahr einer Schwächung durch die amerikanische Notenbank. Während eine Verlängerung des Anleihekaufprogramms der EZB über das Jahr 2016 hinaus wahrscheinlich sei, erwartet Holthusen von der Fed mittelfristig eine Anhebung der Leitzinsen auf über ein Prozent. Ähnlich lässt da die Schätzung der Experten von Goldman Sachs anmuten, die trotz langsamer Erholung der US-Wirtschaft mit einer Erhöhung in vier Schritten rechnen – einmal pro Quartal. Christian Kahler resümiert: „Dass es bislang noch keinen Crash gab, liegt vor allem daran, dass sowohl Öl als auch frisches Geld weiterhin billig sind. Die Frage ist, ob ein sanfter Ausstieg aus dieser ungewöhnlichen Konstellation gelingt.“ 

Marius Mestermann

23.11.2015 | 17:49

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