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Kommentar: Die EZB spielt Monopoly

„Kleine Rechtsbrüche werden bestraft, große dagegen in Triumphzügen gefeiert“, kritisierte der Staatsphilosoph Cicero bereits vor 2 000 Jahren – als hätte er den 1,1-Billionen-Rechtsbruch der EZB gekannt. Denn die Entscheidung der Zentralbank, mit Multimilliarden-Beträgen Staatsanleihen zu kaufen, hat nicht nur einen Börsenboom ausgelöst und viele Aktienanleger zum Triumphzug verführt.

Der Jubel über das größte Schulden-Monopoly der euro­päischen Geschichte ist so laut, dass kaum noch einer über den historischen Rechtsbruch reden will. Doch der Billionen-Entscheid ist genau das. Es gehört zum Gründungsschwur des Euro, dass niemals passieren dürfe, was nun passiert: dass die EZB ihre Geldmenge eskaliert, um unmittelbar Staats­schulden zu finanzieren – für die Finanzminister also einfach Geld druckt. Es war ein historisches Versprechen, insbesondere an die Deutschen, dass die neue Währung ebenso stabil werde wie die D-Mark.

Wer die Zeche zahlen wird

Die Aktion Schulden-Monopoly birgt erhebliche ­Risiken. Denn nun werden Zinsen ausradiert, die Spar- und Vorsorgekultur steht vor dem Ruin, es werden gefährliche Spekulationsblasen bei Aktien und Immobilien provoziert, der Euro wird zur Weichwährung degradiert, und erhebliche Ausfallrisiken werden kurzerhand vergemeinschaftet. Zugleich dürfte das siechende Europa mit der Geldschwemme aus Frankfurt seine Reformbemühungen für mehr Wettbewerbsfähigkeit und solidere Staatsfinanzen schlagartig erlahmen lassen.

Die Politik wird den Trunk des süßen Gifts in vollen Zügen genießen – und nicht danach fragen, wer am Ende eigentlich die Zeche zahlen wird. Es ist damit ein Spiel auf Zeit und auf Kosten Deutschlands ­eröffnet. Den Spaß, den wir als Aktieninvestoren und Immobilienkreditnehmer derzeit haben, könnten wir am Ende noch teuer bezahlen.

WR

17.03.2015 | 16:37

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