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Lufthansa: Kranich weiter im Tiefflug

Die Lufthansa hat im ersten Quartal ihren Verlust zwar deutlich verringern können. Doch Analysten hatten von Konzernchef Spohr mehr erwartet. Die niedrigen Treibstoffpreise überdecken die vielen Probleme bei der Airline. Die Aktie geht deutlich in den Sinkflug.

Dank guter Geschäfte in der Passagiersparte startet die Kranich-Linie mit deutlich weniger Verlust ins Jahr. Der saisonübliche Betriebsverlust (bereinigtes Ebit) habe in den ersten drei Monaten 53 Millionen Euro betragen nach einem Fehlbetrag von 167 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, teilte die größte deutsche Airline am Dienstag mit. Weitere Faktoren, die dem Ergebnis halfen, waren die niedrigeren Ausgaben für Treibstoff und niedrigere Kosten. „Das ist eine Trendwende“, sagte Konzernfinanzchefin Simone Menne. Von Reuters befragte Analysten hatten allerdings mit einem Minus von 37,6 Millionen Euro gerechnet.

Das erste Quartal ist traditionell ein reiseschwaches Vierteljahr, in dem viele Fluggesellschaften rote Zahlen schreiben. Allerdings gibt es Ausnahmen. So konnte der Rivale IAG (British Airways und Iberia) am vergangenen Freitag mit schwarzen Zahlen glänzen. Er erzielte ein operatives Ergebnis von 155 Millionen Euro, nach 25 Millionen Euro im Vorjahresquartal.

An seiner Prognose für das Gesamtjahr hält Konzernchef Carsten Spohr fest: Der Betriebsgewinn werde den Vorjahreswert von 1,8 Milliarden Euro „leicht“ übersteigen. Die Lufthansa profitiert dabei weiter von den niedrigen Treibstoffpreisen. Sie haben der nach Passagierzahl und Umsatz größten europäischen Fluggesellschaft im vergangenen Jahr rund eine Milliarde an Kosten erspart. Für das laufende Jahr rechnet das Lufthansa-Management mit Einsparungen durch günstiges Kerosin in ähnlicher Größenordnung.

Doch die Entlastung verdeckt Probleme, mit denen Lufthansa nach wie vor kämpft. In der Kernmarke, intern Lufthansa Klassik genannt, sind die Kosten immer noch zu hoch. Das hatten auch die Anteilseigner der „Hansa“ auf der Hauptversammlung in der vergangenen Woche moniert. „Strukturell haben Sie so viel noch nicht getan“, mahnte Markus Neumann von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK).

Braucht Lufthansa andere Piloten?

Eine der zentralen Baustellen bei der Kranich-Linie sind die seit vier Jahren offenen Tarifverträge mit dem fliegenden Personal über die künftige Altersversorgung. Lufthansa muss angesichts der Niedrigzinsen immer mehr Geld für die Pensionsansprüche zurücklegen und will das Zinsrisiko stärker auf die Mitarbeiter übertragen. Dagegen wehren sich diese jedoch. Im Hintergrund spielt dabei auch die künftige Bedeutung des Konzerntarifvertrages eine Rolle, der die bisher recht komfortablen Tarifbedingungen für Piloten und Crew regelt. Lufthansa möchte ihn beschränken oder reformieren, die Gewerkschaften verteidigen ihn.

Vor allem der Konflikt mit Piloten steht derzeit auf Messers Schneide. Zwar gibt es im laufenden Monat noch Gesprächstermine, doch die Verhandlungen sind schwierig. Beide Seiten fürchten einen Gesichtsverlust. Und der Druck auf den Lufthansa-Chef ist groß: „Bleiben Sie hart, Herr Spohr. Wer im knallharten globalen Wettbewerb der Luftfahrt auf dem Status quo beharrt, hat schon verloren“, forderte Ingo Speich, Portfoliomanager von Union Investment, letzte Woche auf der Hauptversammlung.

Doch die Personalkosten sind nicht das einzige Sorgenkind des Konzerns. Auch die allgemeinen administrativen Kosten sind noch zu hoch. Lufthansa ist zu komplex, zu langsam geworden. Spohr will das mit einer neuen Struktur ändern, bei der die einzelnen Premium-Airlines wie AUA, Swiss und Lufthansa Klassik enger in zentralen Bereichen zusammenarbeiten. Dadurch will der Lufthansa-Chef künftig 500 Millionen Euro im Jahr einsparen.

Das operative Geschäft des 120.000 Mitarbeiter starken Luftfahrt-Konzerns läuft unterdessen gut. In den ersten drei Monaten flogen 22,3 Millionen Menschen mit der Lufthansa und ihren Töchtern wie Swiss oder Austrian Airlines – ein Plus von 3,6 Prozent. Gleichzeitig steigerte die Lufthansa ihre Kapazitäten um 6,6 Prozent. Im Gesamtjahr werde die Expansion des Angebots wegen des Preisdrucks in der Branche aber nur noch bei sechs Prozent liegen und könne noch weiter sinken, sagte Menne. Handelsblatt / Jens Koenen

03.05.2016 | 11:26

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