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Persilschein für die Umwelt

Dass der Kurs der Henkel-Aktie kein Produkt einer sub­stanzlosen Seifenblase ist, hat sich über Jahre hinweg eindrucksvoll bewiesen. Wer im März 2009, während des Finanzkrisen-Tiefs, sein Geld in Henkel-Papiere investiert hat, dem kann man heute nur gratulieren.

Es gibt nicht viele Aktien im Dax, die seither eine ähnliche Erfolgsstory schreiben. Dümpelte die Henkel-Stammaktie damals noch bei einem Kurs zwischen
15 und 20 Euro herum, hat sie Anfang Dezember 2013 bereits die 70-Euro-Marke überschritten. Besonders konservative Anleger freuen sich zudem über stetig steigende Dividenden. Erhielt man für 2009 beispielsweise noch eine Ausschüttung von 0,51 Euro, waren es für 2012 satte 0,93 Euro. Allerdings sind die Henkel-Anteilscheine mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von aktuell 17,37 bei Weitem kein Schnäppchen mehr.

Dennoch könnte sich ein Einstieg für Aktionäre nach wie vor lohnen. Denn das Unternehmen dürfte beispielsweise im lukrativen Klebergeschäft dank Kostensenkungen und Verbesserungen schon bald höhere Margen erzielen.

Analyst Alex Howson vom Analysehaus Jefferies sieht denn auch weiterhin Potenzial für das Henkel-Papier. Ihm erscheinen die langfristigen Wachstumsaussichten des wichtigen Adhesives-Geschäfts unterbewertet. Außerdem merkt er an, dass – sobald sich die zyklischen Märkte wieder aufhellen – die Klebersparte, die für die Hälfte des Umsatzes sorgt, wieder an Fahrt aufnimmt.

Langfristig aber wird der Wachstumserfolg der Düsseldorfer wohl stark von der Eroberung und Penetrierung des aufstrebenden asiatischen Marktes abhängen. Um den neuen Anforderungen besser gerecht zu werden, müsse die Belegschaft flexibler, schneller und internationaler werden, schrieb der Vorstandsvorsitzende von Henkel, Kasper Rorsted, in einem Gastbeitrag für die „Huffington Post“. Schon jetzt arbeiten daher allein am Düsseldorfer Stammsitz Menschen aus 50 verschiedenen Nationen. Allerdings scheint sich die Suche nach qualifizierten Fachkräften für die China-Zentralen des Konsumgüterkonzerns als Problem darzustellen, was vor allem daran liegt, dass die dortigen Univer­sitäten nicht auf deutschem Niveau sind.

Doch nicht nur in Asien, sondern auch in Osteuropa ist Henkel um Investitionen in die Zukunft bemüht. So steckte der Weltkonzern jüngst 12 Mio. Euro in seine Wiener Dependance, von der aus das komplette Osteuropageschäft mit mehr als 9 200 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund 3 Mrd. Euro gelenkt wird. „Wir investieren jedes Jahr circa 10 Mio. Euro am Standort und setzen auf moderne Hochleistungsanlagen. Wien profitiert jedoch vor allem vom großen technischen Know-how seiner Mit­arbeiter“, sagt Wolfgang Weber, Leiter Produktionssteuerung Core Central Eastern Europe.

Neben dem Know-how der Mitarbeiter und der ständigen Innovationsbereitschaft profiliert sich Henkel besonders durch seine Nachhaltigkeitsstrategie 2030. Darin verpflichtet sich das Unternehmen, eine führende Rolle im Bereich Nachhaltigkeit einzunehmen. Ziel der Strategie ist es, bei einem reduzierten ökologischen Fußabdruck einen Mehrwert für Kunden, Verbraucher sowie das eigene Unternehmen zu schaffen.

Allerdings gibt es durchaus kritische Töne im Hinblick auf diese Aktivitäten. So werfen Umweltschützer Henkel vor, es würde Regenwaldgebiete roden oder Torfmoore trocken legen, um weitere Anbauflächen für Palmöl zu gewinnen, das bei der Produktion von Wasch- und Reinigungsmitteln benötigt wird. In einer Gesellschaft, in der Umweltschutz immer weiter ins Bewusstsein der Menschen rückt, sind solche Vorwürfe, gerade für ein Unternehmen aus der Konsumgüterherstellung, wo das Vertrauen in die Produkte essenziell für das Verkaufsgeschäft ist, sehr bedrohlich. Um diese Gefahr in eine Stärke umzumünzen, setzt Henkel seit Jahren konsequent auf den Einklang der Unternehmensziele mit ökologischer und sozialer Verantwortung.

Mit Erfolg, denn: In dem Nachhaltigkeitsranking der Dax-Konzerne, das die Münchner Ratingagentur Oekom Research erstellt hat, rangiert der Konsum­güterriese auf Platz eins. Rund 100 Kriterien flossen in die Bewertung der sozialen und ökologischen Performance der Unternehmen ein. Sie reichen von der Einhaltung der Menschenrechte über faires Wettbewerbsverhalten bis zu einem schlüssigen Klimaschutzkonzept und der Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Wer gravierende Lücken aufweist oder Nachhaltigkeit nur halbherzig betreibt, hatte keine Chance auf einen vorderen Platz. „Henkel hat Nachhaltigkeit sehr früh zur Chefsache gemacht. Das Managementsystem bringt ständig Verbesserungen hervor“, begründet Oekom-Vorstand und Chefanalyst Matthias Bönning die Spitzenposition.

Sollte es gelingen, auch an der Börse weiterhin einen nachhaltig steigenden Aktienkurs zu formen, dürften trotz der bereits recht hohen Notierung noch viele Anleger einsteigen. 

Wim Weimer

13.01.2014 | 09:36

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