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Larry bald in fremder Hand?

Twitter steht angeblich kurz vor dem Verkauf. Als Interessenten kommen Alphabet oder der Cloud-Anbieter Salesforce in Betracht. Nach Angaben von US-Medien könnte der Besitzerwechsel noch in diesem Jahr über die Bühne gehen. Die Twitter-Aktie schoss sofort nach Bekanntwerden der Gerüchte um 20 Prozent in die Höhe.

Angetrieben von neuen Übernahmegerüchten ist der Kurs der Twitter-Aktie zum Handelsstart in den USA um 21 Prozent gestiegen und notiert derzeit bei rund 22,50 US-Dollar. Laut einem Bericht des US-Fernsehsenders CNBC gibt es mehrere Konzerne, die sich für einen Kauf des taumelnden Twitter-Vogels interessieren. Darunter seien die Softwarefirma Salesforce und die Google-Mutter höchstselbst: Alphabet. Die Verhandlungen über eine Übernahme sind demzufolge bereits „fortgeschritten“, ein Ergebnis könnte bis Ende des Jahres verkündet werden, verriet eine informierte Quelle dem Sender.

Solche Gerüchte sind nichts Neues, seit Monaten schon wird über eine Übernahme des kriselnden Kurznachrichtendienstes spekuliert. Das Feld der Interessenten scheint weit gesteckt zu sein und reicht von Microsoft über Disney bis zu Rupert Murdochs Medienimperium „News Corp“. Der Nachrichtenagentur AFP zufolge ist Twitter zwar bei Journalisten, Aktivisten und Prominenten aus Musik und Sport sehr beliebt, hat jedoch Schwierigkeiten, sich in der breiten Bevölkerung durchzusetzen. Erst vor wenigen Tagen hatte Twitter für ein gesteigertes Interesse der Öffentlichkeit gesorgt, als die charakteristische 140-Zeichen-Grenze erstmals aufgeweicht worden war.

Videos gegen die Verlustserie

Unabhängig von der Zeichenanzahl sind die Anleger schlechte Nachrichten bei Twitter bereits gewohnt. Im zweiten Quartal 2016 verzeichnete der Konzern das geringste Umsatzplus seit dem Börsengang vor drei Jahren. Damit sank die Aussicht auf ein Verlassen der Verlustzone weiter. Schuld waren Rivalen wie Snapchat und Instagram, die Twitter Werbekunden streitig machen. Mitgründer Jack Dorsey, seit letztem Jahr wieder an der Spitze von Twitter, will im Konkurrenzkampf nun verstärkt auf Videoinhalte setzen. Vor kurzem starteten daher Live-Übertragungen von Footballspielen in den USA, mit bislang mäßigem Erfolg. Das Allzeithoch der Aktie von 73,31 US-Dollar ist in weiter Ferne.

Potentielle Käufer sind die Verlierer

Ein ernsthaftes Übernahmeangebot könnte da natürlich vieles verändern. Für den Moment steht dem Twitter-Höhenflug ein Kursverlust bei den potenziellen Käufern gegenüber. Die Salesforce-Aktie verliert 3,7 Prozent und ist nur noch 71,80 US-Dollar wert. Die Google-Mutter Alphabet kommt glimpflich davon und büsst nur rund 0,2 Prozent ein. Billig wäre ein Twitter-Kauf nicht, und er brächte manches Problem mit sich.

Im vergangenen Jahr hatte das Nutzerwachstum stagniert, Ende 2015 verlor Twitter erstmals aktive User. Das hatte Folgen für die Bilanz. Der US-Konzern musste in diesem Jahr abermals schwache Zahlen präsentieren. Im zweiten Quartal 2016 kletterten die Erlöse zwar verglichen mit dem Vorjahreswert um 20 Prozent auf 602 Millionen Dollar, also rund 550 Millionen Euro. Doch angesichts zunehmender Konkurrenz von Firmen wie Snapchat und Instagram verbuchte der Konzern das geringste Quartalswachstum seit dem Börsengang im Jahr 2013. Larry ist weit davon entfernt, aus den roten Zahlen herauszuflattern. Der blaue Vogel macht eher den Eindruck eines gerupften Huhns, wenn bei Twitter die fast schon traditionellen Verluste verkündet werden. 

Marius Mestermann

23.09.2016 | 16:48

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