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In den USA wird scharf geschossen. sowohl bei M&A als auch bei der Kontrolle von börsennotierten Unternehmen. Mehr als 100 Millionen Dollar hat die US-Wertpapieraufsicht bereits an Mitarbeiter gezahlt. Jetzt erhält ein Monsanto-Mitarbeiter die dritthöchste Belohnung überhaupt. Ein gutes Geschäft, nicht nur für die Whistleblower. Die Wertpapieraufsicht jedenfalls legt die eingenommenen Gelder in einem eigenen Fonds an.

Wer Missstände im eigenen Unternehmen aufdeckt, macht sich damit häufig bei den Kollegen und vor allem den Vorgesetzten unbeliebt. Das ist einer der Gründe dafür, dass Behörden sich häufig schwer tun mit der Aufklärung von Fehlverhalten. Im Jahr 2011 hat die US-Wertpapieraufsicht (SEC) deswegen ein Programm aufgesetzt, nach dem so genannte Whistleblower hohe Belohnungen bekommen können. Das ist auch anonym möglich, um die Mitarbeiter vor Repressalien zu schützen. Die sind zwar verboten, kommen aber dennoch immer wieder vor.

Im Rahmen dieses Projekts hat die SEC jetzt einem ehemaligen Angestellten des Saatgut-Konzerns Monsanto für die Aufdeckung von Missständen 22 Millionen Dollar gezahlt. Es war die zweithöchste Belohnung der SEC bisher – die höchste lag 2014 bei 30 Millionen. Damit wurden bisher insgesamt 107 Millionen Dollar an 33 Informanten ausgezahlt. Bestbezahlter Whistleblower bleibt aber der frühere Banker Bradley Birkenfeld. Er bekam von der US-Steuerbehörde im Jahr 2012 rund 104 Millionen Dollar für seine Dienste: Birkenfeld hatte aufgedeckt wie die Schweizer Bank UBS reichen Amerikanern bei der Steuerhinterziehung geholfen hatte.

Aktuell: Monsanto-Manager als Whistleblower

Im jetzt bekannt gewordenen Fall hatte der frühere Monsanto-Manager die Behörden darauf hingewiesen, dass Monsanto falsche Angaben zu den Kosten eines Rabattprogramms für das Unkrautvernichtungsmittel Roundup gemacht habe, teilte die SEC mit. Wegen der Manipulation stimmten auch die Gewinnangaben des Konzerns für die Jahre 2009 bis 2011 nicht.

Seit Auflage des Programms hat die SEC 14.000 Tipps aus allen US-Bundesstaaten sowie aus 95 anderen Ländern erhalten – Tendenz steigend. Gut 500 Millionen Dollar an Bußgeldern hat die Wertpapieraufsicht dadurch eingenommen, wovon sie 346 Millionen an geschädigte Investoren überwiesen hat.

Angestellte wenden sich häufig zunächst an ihre Vorgesetzten, wenn sie Missstände erkennen. Das kann allerdings dazu führen, dass sie Repressalien ausgesetzt werden, wenn die jeweiligen Manager ihre Ansicht nicht teilen. Anwalt Jordan Thomas von der Kanzlei Labatan Sucharow in New York rät daher zur Vorsicht: Häufig sei es besser, sich anonym an die Behörden zu wenden.

Thomas' Ansicht nach widersprechen manche arbeitsvertraglichen Regelungen, wie etwa bei der Großbank Wells Fargo, den Bestimmungen der SEC. Angeblich laufen die Regelungen darauf hinaus, Angestellten die Entgegennahme von Belohnungen der Aufsicht zu erschweren. Dieses Verhalten der Firmen könnte auch darin bgeründet sein, dass es vor US-Gerichten bei Entschädigungen und Strafzahlungen regelmäßig um Summen geht, die für europäische augen und Ohren astronomisch erscheinen. Ein Grund dafür: Die gesamte Rechtstradition des nordamerikanischen Kontinents beruht auf dem Case Law und auf Abschreckung. In Europa dagegen ist das über 2.000 Jahre alte Römische Zivilrecht die Grundlage für Prozesse, auch in Wirtschaftsangelgenheiten.

Beispiele aus dem US-Alltag

Ein ehemaliger Angestellter von Wells Fargo behauptet, 2014 gefeuert worden zu sein, weil er Missstände bei der Vergabe von Immobilienkrediten aufgedeckt hatte; die Bank bestreitet das. Ein ehemaliger Angestellter der Deutschen Bank hat vor kurzem auf seine Belohnung verzichtet. Er will damit darauf aufmerksam machen, dass die für den Missstand Verantwortlichen – in dem Fall ging um es um eine problematische Verbuchung von Derivaten – bisher keine Strafen erhalten haben.

Die Belohnungen für die Whistleblower liegen zwischen zehn und 30 Prozent der Strafsummen, die die SEC kassiert, vorausgesetzt diese übersteigen den Betrag von einer Millionen Dollar. Die Ausschüttungen werden aus einem eigenen Fonds finanziert, der mit Bußgeldern wegen Verstößen gegen Wertpapiergesetze gefüllt wird. Handelsblatt / Frank Wiebe

31.08.2016 | 14:16

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