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Büros mit Weitblick

Wolkenkratzer

Skyscraper eignen sich gut als eindrucksvolle Firmensitze. In Asien und Nordamerika gibt es viele repräsentative Adressen, aber auch Deutschland hat ein interessantes Beispiel.

Entspannen im Grünen. Gemütlich einen Kaffee auf der Gartenbank trinken und den Blick in die Ferne schweifen lassen. Und das im Büro. Das geht im Commerzbank Tower, beispielsweise im 39. Stock, in etwa 140 Meter Höhe. Insgesamt neun Gärten sind in dem vom renommierten Architekten Norman Foster entworfenen Hochhaus angelegt. Sie sind nach drei Himmelsrichtungen ausgerichtet und in verschiedenen Vegetationsstilen gestaltet: asiatisch, mediterran und nordamerikanisch. Sie sind die Seele dieses Green Buildings, das seiner Zeit weit voraus war.

Schon beim Entwurf Anfang der 1990er-Jahre achtete Foster auf umweltverträgliche Baustoffe, energiesparende Beleuchtung sowie ein Konzept zur Einsparung von Wasser. Das Gebäude ist von einer zweischaligen Fassade umschlossen. Sie bildet zusammen mit den innen liegenden Gärten die Grundlage für eine natürliche Belüftung. Ein Großteil der Büroräume kann so mit Frischluft versorgt werden. Mit seiner „strukturellen“ Höhe von 259 Metern – mit Antenne sind es 300 Meter – war der Wolkenkratzer bei seiner Fertigstellung im Jahr 1997 der höchste Europas. 2003 musste der Commerzbank Tower diesen Titel an den Triumph-Palace in Moskau abgeben. Der Frankfurter Turm bleibt aber weiterhin das höchste Gebäude Deutschlands.

Im internationalen Vergleich ist der Konzernsitz der zweitgrößten deutschen Bank allerdings geradezu ein Zwerg und zählt nicht zu den 30 höchsten Bürogebäuden der Welt. Nach den Kriterien des Council on Tall Buildings and Urban Habitat ist das dann gegeben, wenn 85% oder mehr der Nutzfläche als Büros genutzt werden. Spitzenreiter auf diesem Gebiet wird auf jeden Fall nach seiner Fertigstellung das One World Trade Center mit 541 Meter Höhe und 105 Etagen. Es wird voraussichtlich Ende dieses Jahres vollendet. Lange war für das Gebäude am Ground Zero der Name Freedom Tower vorgesehen. Später entschieden die Bauherren, die Hafenbehörde von New York sowie die Immobilienfirma Silverstein Properties, dass es sich mit dem Namen WTC 1 besser vermarkten ließ.

Schwer genug scheint das zu sein. Aufgrund der internationalen Wirtschaftskrise sei es nicht leicht, Mieter zu finden. Der erste Interessent war der chinesische Konzern Vantone Industrial, der 2009 einen Vertrag für die Nutzung der Etagen 65 bis 69 für ein China Center schloss. Auch die New Yorker Hafenbehörde will einige Büros im One World Trade Center belegen. Das Medienunternehmen Condé Nast beschloss im August 2010, seinen Hauptsitz dorthin zu verlegen und 21 Stockwerke zu nutzen. Momentan sollen etwa 55% der Flächen vermietet sein.

Wie die meisten Großprojekte ist auch dieses Gebäude weit teurer und wird später fertig als geplant. Mit 3,8 Mrd. US-Dollar und einem Eröffnungstermin im Jahr 2014 – ursprünglich sollte es nur 1 Mrd. US-Dollar kosten und spätestens 2011 fertig sein – wird WTC 1 das teuerste Bürogebäude auf der Welt.

Das weltweit zweithöchste Bürohochhaus wäre mit 510 Metern der Qatar National Bank Tower in Katar. Doch der Bau ist derzeit wegen Finanzierungsproblemen gestoppt. Ursprünglich sollte der neue Hauptsitz der Bank 2014 fertiggestellt sein. Jetzt rechnet man damit, dass das Projekt bis zur Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2022 abgeschlossen sein könnte.

Bereits seit Längerem in Betrieb ist Taipei 101 (508 Meter) in China. Eine Besonderheit dieses Bauwerks ist, dass es weit größeren Belastungen als üblich standhalten muss. Bei Taiwan treffen die eurasische und die philippinische Kontinentalplatte aufeinander, sodass dieses Gebiet eine der aktivsten Erdbebenregionen der Welt ist. Außerdem rasen jährlich viele Taifune über den Inselstaat hinweg. Deshalb wurde die tragende Struktur einem Bambusrohr nachempfunden. Außerdem befindet sich zwischen dem 88. und 92. Stockwerk eine 660 Tonnen schwere vergoldete, aus einzelnen Scheiben gefertigte Stahlkugel mit einem Durchmesser von 5,5 Metern, die mit ölhydraulischen Dämpfungselementen versehen ist und den Schwankungen des Gebäudes entgegenwirkt.

Die Asiaten lieben Wolkenkratzer. Auf einer Wikipedia-Liste der höchsten Bürogebäude der Welt befinden sich überwiegend Skyscraper in Asien, gefolgt von den USA und einigen arabischen Ländern. Ähnlich ist das Verhältnis bei „normalen“ Hochhäusern. In Asien steht fast die Hälfte aller Wolkenkratzer, gefolgt von Nordamerika mit 32% und Europa mit 7%.

Der Bau hoher Häuser hat eine lange Geschichte. Ohne die ­Erfindung des Fahrstuhls im Jahr 1852 wären Wolkenkratzer kaum realisierbar gewesen. Weitere Etappen waren der Stahlskelettbau (1885) und der Fundamentbau mit Betonpfeilern (1913). Mit der Fertigstellung des Chrysler Buildings (319 Meter) im Jahr 1930 begann die Moderne des Wolkenkratzerbaus und gleichzeitig auch das Rennen um die höchsten Himmelsstürmer. Vorläufiger Schlusspunkt dieser Entwicklung ist der gemischt genutzte Burj Khalifa (830 Meter). Die Arbeiten am Nakheel Harbour & Tower wurden eingestellt. Er sollte in Sichtweite des Burj Khalifa stehen und eine Höhe von über einem Kilometer erreichen. Jedoch scheint die ­Realisierung in absehbarer Zeit kaum denkbar.

Hp

21.06.2013 | 14:11

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