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New York hat ein neues Wahrzeichen

Das One World Trade Center eröffnet / Spektakuläres Observatorium / Thyssen liefert die modernsten Aufzüge der Welt und die Stahlspitze

Bereits die Fahrt hinauf ist eine Show. ThyssenKrupp hat im New Yorker One World Trade Center in New York die schnellsten Aufzugsanlagen in ganz Nord- und Südamerika installiert. Die fünf Aufzüge, mit denen man zur Aussichtsplattform gelangen kann, stellen eine technische Spitzenleistung dar. Die Kabinen bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 37 Kilometern pro Stunde, sodass man die 102. Etage in nur 60 Sekunden erreichen kann. Mit diesem Tempo schlagen die Aufzüge beinahe den Weltrekord des Leichtathleten Usain Bolt im 100-Meter-Sprint.

Die Aufzüge sind nicht nur schnell, sie sind zugleich rasende Fernseher. Die Aufzugwände sind mit hochauflösenen Bildschirmen hinterlegt. Sie zeigen im Zeitrafferfilm, wie aus dem Sumpfland des 16. Jahrhunderts Amerikas größte Metropole geworden ist: Hafen, Brooklyn Bridge, Bankentürme und das neue World Trade Center wachsen empor, kurz sind auch die Zwillingstürme des alten World Trade Centers zu erkennen.

Insgesamt hat ThyssenKrupp 71 Aufzüge und zwölf Fahrtreppen im One World Trade Center installiert. Für den Betrieb der Hochgeschwindigkeitsauf­züge kommen verschiedene Spezial­technologien zum Einsatz: Aero­dynamische Verkleidungen aus Aluminium verdrängen die Luft im Schacht und halten die Geschwindigkeit auf einem kon­stanten Niveau, ähnlich wie der Spoiler eines Autos. Ein spezielles Führungssystem minimiert die Vibrationen und sorgt für eine komfortable Fahrt. Die Aufzugskabinen und -türen sind mit einer dämmenden Verkleidung ausgestattet, die den Geräuschpegel reduziert. Die Aufzugsanlagen sorgen zugleich für Energieeinsparungen innerhalb des Gebäudes: Die in den Kabinendecken installierte LED-Beleuchtung ermöglicht eine Einsparung von mehr als 78 000 Kilowattstunden pro Jahr im Vergleich zu Halogenlampen. Regenerative Antriebe können die Energie der Aufzüge zurückgewinnen und diese in das elektrische System des Gebäudes zurückspeisen.

Ein einzigartiges Panorama

Doch richtig spektakulär wird es erst, wenn sich der Aufzug wieder öffnet. Auf einer Höhe von 382 Metern ist die höchste Aussichtsplattform der Stadt entstanden. Der Turm ist der größte der westlichen Welt. Wer höher hinaus will, muss nach Asien fahren. Für 32 US-Dollar kann man eine neue Aussicht auf New York genießen, 26 US-Dollar für Kinder und 30 US-Dollar für Senioren. Die Betreiberfirma erwartet mehr als 10 000 Besucher pro Tag – schließlich sieht man von hier oben so viel Panorama wie nirgendwo sonst: von der Brooklyn Bridge zum Empire State Building, vom Uno-Gebäude bis hinüber zur Freiheitsstatue.

Auch hier helfen Bildschirme der Fantasie auf die Sprünge. „City Pulse“ heißt der Kreis an Flachbildschirmen, der auf Handbewegungen reagiert und Besucher mitten auf der Aussichtsplattform über die Sehenswürdigkeiten der Stadt informieren soll. Monitore im Boden lassen die Besucher sehen, was gerade unten auf den Straßen los ist. Zwei Kameras senden dazu rund um die Uhr Bilder in Echtzeit.

Früher standen hier die Zwillingstürme, die bis zu den Anschlägen vom 11. September 2001 zu den markantesten Immobi­lien in Manhattan zählten. Das neue Gebäude ist für die Amerikaner ein Symbol der Freiheit. Als die Pläne für den Neubau 2003 begannen, bekam es den Namen Freedom Tower. Wenn man seine Antenne mitrechnet, ist es genau 1 776 Fuß hoch, 541 Meter. Das ist eine Demonstration, denn 1776 ist das Jahr der Gründung der Vereinigten Staaten.

Wenn man die Antenne nicht mitrechnet, ist das neue Nobel-Wohnhaus 432 Park Avenue am Central Park inzwischen größer als der Glasbau an Manhattans Südspitze. Und umbenannt haben die Immobilienentwickler das Gebäude inzwischen auch: Seit 2009 heißt es One World Trade Center. Der alte Name galt als zu emotional aufgeladen, er hätte Mieter abschrecken können. Doch seinen Symbolcharakter wird der Turm behalten. Das Denkmal für die alten Türme liegt direkt an seinem Fuß.

Auf der Plattform sieht man in die Ewigkeit

Im neuen One World Trade Center erinnert nichts an die Anschläge. Alles ist Glas, Stahl und weißer Marmor und soll im Zeichen der Zukunft stehen. „See Forever“ ist das Motto der Aussichtsplattform – „Sieh die Ewigkeit“. Das Gebäude ist Ende 2014 fertig geworden. Bereits im November hatte der Verlag Condé Nast seinen Hauptsitz mit rund 2 300 Mitarbeitern in das Gebäude verlegt, die Redaktion des legendären New Yorker Magazins sitzt jetzt in dem Glasbau. Das Medienhaus belegt 23 Stockwerke. Mehr als ein Drittel der Büros des Towers steht aber noch leer, die Verwalterfirma sucht nach Firmen, die sich die teuren Mieten leisten können.

Der Blick in die direkte Nachbarschaft zeigt auch, dass die auf dem Gelände der einstigen Zwillingstürme noch einiges zu tun ist. Zwar wurden das Museum und die Gedenkstätte mittlerweile eröffnet. Doch 14 Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wird noch immer im großen Stil gebaut.

Der Bahnhof von Stararchitekt Santiago Calatrava wurde erst jetzt eröffnet und soll in den nächsten Monaten fertiggestellt werden. Die Konstruktion, die an das Gerippe eines Dinosauriers erinnert, verbindet die U-Bahn-Station mit der Haltestelle für den Path-Zug, der zwischen Manhattan und dem benachbarten Bundesstaat New Jersey verkehrt.

Außer dem One World Trade Center, das von der Hafenbehörde betrieben wird, ist mittlerweile auch Turm Nummer vier fertig. Bauherr ist Silverstein Properties, jenes Unternehmen, das auch für die Türme Nummer zwei und drei verantwortlich ist und vor den Anschlägen 2001 bereits der Pächter der Zwillingstürme war. Silverstein hat gerade die Finanzierung für Turm Nummer drei auf die Beine gestellt. Dieser Wolkenkratzer soll 2018 fertig werden. Nummer zwei wird nur gebaut, wenn sich ein Hauptmieter finden lässt.

Auf dem Weg zurück auf die Erde sehen die Besucher der Aussichtsplattform eine andere Animation. Man wird optisch aus dem Gebäude herausgezoomt und bewegt sich dann kreisend um das World Trade Center nach unten – als säße man in einem Hubschrauber. Spektakulär in jeder Beziehung.

11.08.2015 | 15:57

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