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Portigon: Kunst bleibt dem Land Nordrhein-Westfalen erhalten

Unter SPD-Regie wurde die WestLB von der Düsseldorfer Landesregierung einst gründlich in den Ruin gewirtschaftet. Die Kunst der bankrotten Landesbank übernahm die Auffanggesellschaft Portigon. Und auch die wollten die Roten, diesmal unterstützt von den Grünen, sang- und klanglos verscherbeln. Der Protest war geharnischt, und nach zähem Ringen bleiben nun 297 unersetzliche Stücke dem Land erhalten. Die Portigon-Sammlung wird für 30 Millionen Euro angekauft, sie wird von einer Landesstiftung übernommen.

Der Protest – zum Teil gegen die eigene, in Düsseldorf von Vielen als besonders arrogant empfundene Obrigkeit – hat genützt. Die geschlossene Phalanx aus knapp 30 Museumsdirektoren aus Nordrhein-Westfalen hat konstruktive Lösungsvorschläge am Runden Tisch entwickelt. So konnten die wertvollsten Kunstwerke aus der im Besitz der Portigon AG, Rechtsnachfolgerin der West-LB, am Montag dieser Woche für die öffentliche Hand in NRW gerettet werden. Nach zwei im Gutsherrenstil abgewickelten und von der herrisch agierenden Landes-SPD gedeckten Verkäufen von Kunst aus öffentlichem, aber nicht musealem Besitz, es ging um West-Spiel und WDR, ist das endlich mal eine gute Nachricht für Kunstfreunde unter den Bürgern in NRW.

Der Verkauf von zwei bedeutenden Warhol-Werken, die in der Aachener Spielbank hingen, hette den Protest so richtig ins rollen gebracht. Kulturministerin Christina Kampmann (SPD) unterzeichnete nun den Ankaufsvertrag von 297 bedeutenden Kulturgütern aus dem Besitz der Portigon zum Preis von 30 Millionen Euro. Die Kaufsumme wird über einen Darlehensvertrag der landeseigenen NRW-Bank gesichert. Der für hohe Schulden berüchtigte Finanzminister Nobert Walter-Borjans ist zufrieden: „Die Portigon AG erhält die erforderliche Entschädigung für die Herausgabe der Vermögenswerte.“

Damit bekommt der weltberühmte Geiger Frank Peter Zimmermann die Stradivari „Lady Inchiquin“ abermals ausgeliehen. Ferner werden Kunstwerke mit engem Bezug zur Kunstentwicklung im Westen auf verschiedene NRW-Museen in der nächsten Zeit neu verteilt. Das geschieht über eine selbständige Landesstiftung, die an die Kunstsammlung NRW angedockt wird. Berühmte Werke der Portigon-Sammlung, die stets als Leihgaben in Museen hingen, wie die Goldgrundtafeln von Giovanni di Paolo im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster, verbleiben dort.

Ausverkauf der Restbestände

Zu den großen Namen in diesem erfolgreich moderierten Rückkauf zählen August Macke, Paul Signac, Henry Moore, Eduardo Chillida und Günther Uecker. 83 Kunstwerke wurden nicht angekauft, weil sie entweder in schlechtem Zustand sind oder keinen Bezug zu NRW haben. Diesen Restbestand, zu dem auch noch weitere Streichinstrumente zählen, muss Portigon noch vermarkten lassen. Zwei wertvolle Werke, die während der Zeit der durch Geldmangel bedingten Unschlüssigkeit der Landesregierung aus dem Lager gestohlen wurden, fehlen indessen weiterhin: eine Lithographie-Serie mit zwölf Stücken aus der berühmten Stier-Serie von Pablo Picasso und ein Gemälde der Expressionistin Gabriele Münter. Schlimm genug.

Nicht nur der Erhalt der Kunstwerke im Land NRW ist ein Erfolg. Wichtig ist auch die Einführung eines „Kodex zum Umgang mit Kunst im Landesbesitz in NRW“. Ihn hat der Runde Tisch aus Museumsdirektoren und Experten im Hause von Christiane Kampmann erarbeitet und danach der Landesregierung abgetrotzt. „Der Kodex ist ein Novum in der Kulturlandschaft und könnte zum Modell für die anderen Bundesländer werden,“ sagt Marion Ackermann, Direktorin der Kunstsammlung NRW, die sich mit ihren 27 anderen Direktorenkollegen von Anfang an für den Verbleib der Sammlung in NRW und eine Handlungsanleitung stark gemacht hatte. Wichtiger als das, was sie sagte, ist indes das, was sie elegant verschwieg: Es ist ein ungeheures Armutszeugnis, dass in NRW solch ein Kodex überhaupt vonnöten ist. sig, basierend auf: Handelsblatt / Susanne Schreiber

09.07.2016 | 21:31

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