Karrierealle Jobs


FashionTech bringt Mode und Technologie zusammen

Kleider, die Musik in Licht übersetzen, ein mithilfe von Mikroorganismen hergestelltes Leder oder eine Kollektion, die sich Materialien aus der Automobilindustrie zu eigen macht – 20 internationale Designer aus zehn Ländern und vier Kontinenten präsentierten ihre neuesten Kollektionen auf der inspirierenden FashionTech Berlin.

Mit über 4.000 Besuchern erzielte die FashionTech Berlin einen erneuten Besucherrekord. Auf zwei Etagen des „Kühlhaus Berlin“ fand die Veranstaltung, die gleichzeitig Konferenz und Ausstellung zur Zukunft der Mode ist, am 18. Januar 2017 statt. Hier trafen sich internationale Designer und Einkäufer einerseits sowie Forscher und Experten aus der Tech-Branche andererseits. Ein erstklassiges Line-up aus Sprechern beleuchtete die Digitalisierung der Mode in all ihren Facetten – von Wearables & Smart Textiles über E-Commerce & The Future of Retail bis hin zu Digital Marketing & Communication. Die Ausstellung, die größte ihrer Art in Europa, präsentierte eine hochwertige Selektion aus Wearables und eCouture.

Die international renommierte FashionTech-Designerin Anouk Wipprecht stellte beispielsweise ihre neueste Kooperation mit Audi vor. Die niederländische Designerin nahm Formelemente des Audi A4 in ihre Kollektion auf und verwendete einzelne Teile wie die Scheinwerfer und Sensoren der Limousine, mit denen die Kleider auf ihre Umwelt reagieren können. Auch die belgische Designerin Jasna Rokegem, ehemalige Schülerin von Ann Demeulemeester, arbeitet mit unterschiedlichsten Technologien, um das Potential von intelligenter und responsiver Mode auszuloten. Ihre Brainwaves-Kollektion misst beispielsweise die Gehirnströme des Trägers und nimmt je nach Stimmungslage andere Farben und Formen an.

Auch smarte Accessoires kamen nicht zu kurz. Das Label Wisewear präsentierte seine in Kooperation mit der New Yorker Designerin und Stilikone Iris Apfel entstandene Socialite Collection. Die eleganten Armbänder aus Gold, Palladium und Messing bieten neben dem Tracking von Fitness- und Alltagsaktivitäten auch die Möglichkeit, in gefährlichen Situationen Notrufsignale zu versenden. Das Berliner Start-up Vojd Studios zeigte seine innovative, limitierte Regenschirm-Serie, die in Kooperation mit Alexander McQueen entstand. Für den ergonomischen Griff wurde ein Handabdruck mit den neuesten Verfahren in 3D gescannt und gedruckt.

Anita Tillmann: „Es gibt derzeit viel internationales Interesse an unseren Start-ups, an Kollaborationen und an den Entwicklungen im Allgemeinen. Wir haben ein eigenes Ökosystem an der Schnittstelle von Mode und Technologie gebildet. Diese Bewegung aus Menschen unterschiedlichster Felder findet man derzeit nur in Berlin – es ist ein Hub, der Kreative, Techniker, Maker und Forscher zusammenbringt. Das Feld hat ein enormes Potential und das Interesse seitens der Industrie an Innovation und digitalen Lösungen ist enorm."

Parallel zur Ausstellung lud die Konferenz, durch die Moderator und Initiator Ole Tillmann führte, zu inspirierenden Vorträgen, Panels und Performances ein, welche die gesamte Bandbreite der technologischen Transformation der Mode umfasste: von smarten Materialien, neuen Design- und Produktionsmöglichkeiten über Einkauf und Vertrieb bis hin zu digitalen Marketing- und Kommunikationsstrategien.

Im ersten Track „Wearables & Smart Textiles" sprach die Jury der Fashion Fusion, dem ersten deutschen FashionTech-Accelerator-Programm präsentiert von der Deutschen Telekom, über das Potential des Feldes. Der bekannte Modedesigner und Creative Director von adidas, Dirk Schönberger, der im vergangenen Jahr noch auf ein schlichtes weißes T-Shirt als idealen Look schwor, ließ sich von den zwölf Finalisten überzeugen: „Ich bin ein Minimalist. Aber die Komplexität, die aus der Kombination von Mode und Technologie entstehen kann, hat mich überzeugt. Als Designer sollte man immer offen für Neues sein. Die Möglichkeiten, die in der Mode durch den Einsatz neuer Technologien entstehen, sind unendlich. Es wird definitiv die Art und Weise verändern, wie Mode in Zukunft gemacht wird."

Sabina Gimpe vom Textile Research Institute gab Einblicke in neue Entwicklungen der Branche, wie etwa dem Project Jacquard: Google und Levi's arbeiten derzeit an der Produktion touch-sensitiver Jeans, die Gesten wie Swipen und Tippen als Signale deuten und an ein Mobiltelefon schicken können. Thimo Schwenzfeier von der Messe Frankfurt stellte neue intelligente Stoffe und Technologien sowie einige Best Practice Beispiele vor.

In der zweiten Session „E-Commerce & The Future of Retail" erklärte Agata Sadowska (MariElla Labels Oy), wie elektronische Preisschilder die manuelle Auszeichnungsarbeit verringern und dynamische Preisanpassungen vereinfachen. Bei Florian Schiffer (Mavis) und Daniel Mensing (Fond of Bags) ging es um die Frage, wie man Kunden erfolgreich über ein gutes Nutzererlebnis, das alle Online- und Offline-Kanäle berücksichtigt, bindet.

Im dritten Track „Digital Marketing & Communication" gab Anna Rojahn (Fast Forward Imaging) einen Überblick über neue Kommunikationsmöglichkeiten im Bereich Virtual und Augmented Reality. Lisa Hogg (Toms) berichtete vom Erfolg ihres „One for One"-Programms, das für jedes verkaufte Produkt eines an Bedürftige verschenkt. Um die Kunden mehr an der Erfahrung teilhaben zu lassen, entwickelten sie eine Virtual Giving Tour, die den Kunden einen Eindruck von der unmittelbaren Wirkung ihres Kaufs vermittelt. Zu guter Letzt stellte Stefan Edl (Facebook & Instagram) neue Möglichkeiten und visuelle Formate vor, mit denen Kunden kontextspezifisch, effektiver und persönlicher angesprochen werden können.

Seit der ersten Konferenz vor zwei Jahren hat sich die FashionTech Berlin zu einer festen Größe innerhalb der Berlin Fashion Week entwickelt und stellt eine der einflussreichsten FashionTech-Konferenzen sowie die größte Ausstellung zu diesem Thema in Europa dar.

24.01.2017 | 16:58

Artikel teilen: