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EU-Konto: Gut gemeint ist nicht gut gemacht

Die Europäische Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Eine neue Richtlinie soll den Zugang zu Bankkonten verbessern, Transparenz bei Kontoangeboten erhöhen und Kontowechsel in der EU erleichtern. Das hört sich zunächst einmal vielversprechend an – allerdings ist, wie so häufig, „gut gemeint“ noch nicht „gut gemacht“. Unterschiedliche Marktrealitäten in den Mitgliedstaaten und mehrere durchaus komplex gelagerte Problematiken machen es schwierig, hier auf Gemeinschaftsebene geeignete Regeln zu definieren.

Das Vorschlagspaket der Kommission besteht aus drei Elementen:

  • Erstens soll künftig das Recht auf ein Basiskonto gesetzlich festgeschrieben werden.
  • Zweitens will die Kommission mehr Transparenz bei Kontoangeboten schaffen. Zu diesem Zweck sollen vor allem Informationsmaterialien stärker standardisiert werden, sowohl zur Unterstützung beim Abschluss eines neuen Angebots als auch laufende Gebührenübersichten. Zudem soll Verbrauchern eine unabhängige Vergleichswebsite in jedem Mitgliedstaat zur Verfügung stehen.
  • Der dritte Teil des Vorschlags definiert Vorgaben für einen Kontowechselservice, der künftig vor allem auch den grenzüberschreitenden Wechsel von Kontoverbindungen erleichtern soll.

Die Motivation der Vorschlä-
ge – einen funktionierenden Markt für Kontodienstleistungen in Europa zu fördern und ein hohes Verbraucherschutzniveau zu gewährleisten – ist dabei unstrittig. Die Frage ist jedoch, ob die angedachten Maßnahmen diese Ziele effizient erreichen können. Betrachtet man den Markt für Bankkonten in der EU (oder besser: die inzwischen 28 einzelnen Märkte), so wird klar, wie weit hier die Realitäten auseinanderklaffen – etwa im Bereich Kontozugang, wo deutliche Unterschiede innerhalb der Gemeinschaft bestehen.

Beim Thema Kontowechsel stellt sich die Frage, inwieweit die Kommission hier tatsächlich fundamentale Missstände adressiert. Laut Eurobarometer-Daten geben mehr als vier Fünftel der Befragten in der EU an, dass sie ihre Kontoverbindung in den letzten Jahren nicht gewechselt haben, weil schlichtweg keine Notwendigkeit bestand. Was den grenzüberschreitenden Wechsel anbelangt, scheint es bislang eher am Bedarf zu hapern, denn nur 3 % der EU-Bürger haben bis dato ein Bankkonto außerhalb ihres Heimatlands erworben und lediglich 5 % könnten sich dies vorstellen.

Patricia Wruuck, Analystin Deutsche Bank Research

25.11.2013 | 13:06

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