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American Dream in Magenta

Die Deutsche Telekom hat im zweiten Quartal 2015 glatte fünf Milliarden verdient. Grund dafür ist ein Gewinnsprung bei der US-Tochter. Außerdem stieg der Umsatz im selben Zeitraum deutlich um 15,3 Prozent auf 17,4 Milliarden Euro an.  

An der Konzerntochter T-Mobile US hält die Telekom knapp 67 Prozent der Anteile, und das Geschäft bei der Nr. 3 im US-amerikanischen Mobilfunkmarkt läuft richtig gut: Allein von Anfang April bis ultimo Juni stieg die Zahl der Magenta-Telefonierer in den USA um 2,1 Millionen auf 58,9 Millionen an. Damit konnte Sprint übersprintet werden – dieser Konkurrent hat nur kanpp 57 Millionen Kunden.

Wie kommt es zu diesen märchenhaften Zahlen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten? Nun, die mobile Telefonie setzte sich in Amerika erst später als in Europa durch – eine völlig ungewohnte Reihenfolge für versierte Beobachter. Tatsächlich hatte Europa technologisch hier über rund ein Jahrzehnt die Nase vorn, und die große Nachholphase bescherte den Bonner Magenta-Kommunikationsspezialisten im ersten Jahrzehnt des Jahrtausends sensationelle Zahlen. Nun ein gewaltiger Aufholeffekt bescherte den Bonnern in Übersee lange gute Geschäfte. Doch 2009 war das vorbei – die US-Tochter sollte verkauft werden, tiefe Sorgenfalten waren damals in Bonn zu sehen angesichts des Blickes über den großen Teich.

Doch dann setzte sich eine gute Idee durch: T-Mobile-Kunden erhalten in den USA ihr Gerät und den Mobilfunkvertrag unabhängig voneinander, das kommt an. Außerdem begann T-Mobile, Kunden aus ihren bei der Konkurrenz laufenden Verträgen herauszukaufen. Dazu kamen ein Netzausbau, der Milliarden kostete, und die Übernahme des Konkurrenten Metro PCS. Schließlich wurden im Frühjahr 2013 Apples iPhone ins Programm genommen – nach sehr langen, harten Verhandlungen. Die Belohnung kam 2013: die Zahl der T-Mobile-Kunden in den USA begann zu stiegen – dieser Trend hält bis jetzt an. Im Deutschlandgeschäft hat die Telekom jetzt Teile ihres US-Erfolges kopiert. Die Tarifidee heißt „Magenta 1“, und hier werden verschiedene Verträge zur Telefonie zusammengelegt. Das hat schon jenseits des Atlantiks durch Übersichtlichkeit überzeugt, viele Kunden wurden zudem dazu angeregt, zusätzliche Dienste in Anspruch nehmen.

All dies tut dem Aktienkurs der Deutschen Telekom gut. Die Aktie gehörte in den letzten Wochen zu den Zugpferden im DAX – endlich wieder, nach einer fst ein Jahrzehnt währenden Durststrecke für diejenigen unter den Telekom-Aktionären, die noch zu Zeiten der Dotcom-Blase in das zur „Volksaktie“ hochstilisierte Papier  investiert hatten. Doch noch sind nicht alle Probleme gelöst. Das Europa-Geschäft läuft nicht rund, die IP-Umstellung stockt in den traditionellen Märkten, allen voran in Deutschland, und T-Systems benötigt eine Rundum-Überholung. Bei letzterem entscheidet sich in diesen Tagen, ob es schafft, die ambitionierten Personalpläne für 2015 zu erreichen: Entlassungen könnten doch noch kommen. Insgesamt sieht es jedoch gut aus für den Bonner Telefonriesen: Für dieses Jahr könnte ein Free Cash Flow von 4,3 Milliarden Euro nach 4,14 Milliarden Euro im Vorjhr zu Buche stehen. Das bereinigte Ebitda wird mit 18,3 Milliarden Euro nach 17,6 Milliarden Euro deutlich im Plus erwartet. Und das Beste daran: alles das ist mit dem Dollar-Durchschnittskurs des Vorjahres gerechnet. Doch der US-Dollar steigt und steigt, und so könnte eine Extra-Milliarde durch die Dollarstärke herausspringen: auf 19,3 Milliarden Euro könnte das bereinigte Ebitda auf diese Weise steigen. Timotheus Höttges darf, die das Handelsblatt urteilte, seine Feuerprobe als Vorstandschef der Deutschen Telekom als bestanden ansehen.

07.08.2015 | 10:02

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