Karrierealle Jobs


Bestechungsverdacht am Hauptstadtflughafen

Ein neuer Betrugsverdacht erreicht den skandalgeschüttelten Hauptstadtflughafen BER. Wie das Handelsblatt (Dienstagausgabe) berichtet, haben der Technologiekonzern Siemens und die Flughafengesellschaft FBB vor einer Woche die Staatsanwaltschaft Cottbus eingeschaltet. Es gebe die Meldung eines „Sachverhaltes mit der Bitte um Prüfung“, bestätigte ein Siemens-Sprecher auf Anfrage. Es gebe Hinweise auf Betrug und Untreue. Details wollten die Unternehmen auf Anfrage nicht nennen. Nun prüft die Staatsanwaltschaft Cottbus, ob es einen Anfangsverdacht gibt und Ermittlungen aufgenommen werden. Wegen des Bestechlichkeitsvorwurfs gegen den bisherigen Technikchef Jochen Großmann werden nun alle Vergabeverfahren überprüft, mit denen dieser zu tun hatte. Unterlegene Bewerber könnten auf Schadenersatz klagen. Ins Zwielicht geraten sind möglicherweise auch  Bosch und die Telekom-Tochter T-Systems.

Bis zu 400 Bauarbeiter sind derzeit im Terminal des neuen Hauptstadtflughafens im Einsatz. Weil die Brandschutzanlage nicht funktionierte, platzte die Eröffnung 2012. Zwei Jahre später glauben die Betreiber, die Lösung zu kennen. Sie teilen die Anlage, die gegebenenfalls Feuer  eindämmen helfen soll, im kritischen Bereich in drei Abschnitte, das soll die Steuerung einfacher machen. Doch das gestaltet sich als schwierig, sind doch viele Kabelbrücken über- oder fehlbelegt. Nun werden Kabel kilometerweise neu gezogen. Zudem ist ein Teil der 4.000 Räume im Flughafen falsch nummeriert, was zu Chaos führen könnte, weil die Lüftungsklappen diesen Nummern folgen. Und im Brandfall sowieso. Auch hier wird nachgearbeitet.

Honeckers Landebahn

Von der gerissenen Kachel bis zu handfestem Baupfusch haben die Betreiber 150.000 Mängel gefunden. Hier arbeiten Dutzende von Firmen derzeit nach. Doch blickt man auf das Rollfeld, tun sich neue Abgründe auf. Für den neue Flughafen wird die aus DDR-Zeiten stammende Piste vom benachbarten Altflughafen Schönefeld übernommen. Sie muss gründlich  saniert werden, doch die Behörden verlangten zunächst den Schallschutz für die Anwohner. Und bis heute ist dort nichts fertiggestellt.

Bereits am Wochenende waren Berichte aufgetaucht, wonach am Flughafen der Vorwurf „überhöhter“ Nachzahlungen kursiere, die Siemens, aber auch Bosch und die Telekom-Tochter T-Systems vor der ursprünglich geplanten Eröffnung im Mai 2012 gefordert haben sollen. Die Forderungen seien laut der Sonntagszeitung vom BER-Management „auffällig großzügig“ bedient worden. Die Anti-Korruptionsbeauftragte der Flughafengesellschaft ermittele bereits.

Ein Siemens-Sprecher sagte: „Wenn es Hinweise gibt, gehen wir diesen gewissenhaft nach.“ T-Systems hat am Montag Kontakt zum Flughafenmanagement aufgenommen und prüft den Vorgang intern. „Die Deutsche Telekom sowie T-Systems distanzieren sich von jeglichem Verhalten, das nicht im Einklang mit unseren Compliance-Regeln steht, und würden dies keinesfalls dulden“, betont ein Sprecher vorsorglich. Bei Bosch würde man gerne prüfen – wenn man denn jemanden beim BER ans Telefon bekäme. Der Flughafensprecher war indes, so berichten es Firmenvertreter, nicht zu erreichen. Handelsblatt / bog

18.08.2015 | 01:13

Artikel teilen: