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BMW ist der profitabelste Autobauer der Welt

Der Dieselskandal scheint am Münchner Konzern vorbeizugehen. Glänzende Halbjahreszahlen. Niedriges KGV. Ist die Aktie nach dem Kursrückgang ein Kauf?

BMW trotzt dem Dieselskandal: Kein anderer Autokonzern der Welt hat im ersten Halbjahr 2017 ein besseres Verhältnis von operativem Gewinn zum Umsatz erzielt, wie aus einer Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young (E&Y) hervorgeht. Bei 49,25 Milliarden Euro Umsatz blieben knapp 5,58 Milliarden Euro Gewinn - macht eine Marge von 11,3 Prozent. Hinter BMW plaziert sich Suzuki mit 10,3 Prozent. Auf Platz drei folgt mit Daimler der zweite deutsche Autobauer – mit einer Marge von 9,7 Prozent. VW schafft bei der Marge mit 7,7 Prozent Platz fünf hinter General Motors, erzielt mit gut 8,9 Milliarden Euro aber den höchsten Halbjahresgewinn aller großen Autokonzerne weltweit. Die meisten Fahrzeuge verkauft weiterhin Toyota.

Gemessen am reinen Autogeschäft ist Daimler der Studie zufolge profitabler als BMW. VW ist auch in diesem Ranking die deutsche Nummer drei. Zusammen sind die drei deutschen Hersteller deutlich profitabler als die internationale Konkurrenz. „Die Gewinnsituation hat sich unterm Strich im Vergleich zum Vorjahr nochmal deutlich verbessert, die Margen sind bei allen drei Konzernen inzwischen wieder überdurchschnittlich hoch", sagte E&Y-Autoexperte Peter Fuß.

Der Münchner Konzern hat erstmals in einem Halbjahr mehr als eine Million Autos ausgeliefert. „Wir gehen davon aus, dass die BMW Group mit ihren drei Premiummarken 2017 einen neuen Absatzrekord erzielen und der führende Anbieter von Premiummobilität bleiben wird“, sagte Vorstandschef Harald Krüger mit Blick auf das Gesamtjahr. Vor allem die neue Modelle der 5er-Reihe trugen im zweiten Quartal zum Wachstum bei Absatz, Umsatz und Ergebnis bei. Der neue 5er begeistere die Kunden, so Krüger. Und auch für BMW gilt, dass sich SUVs besonders gut verkaufen. Vom Modell X1 wurden im ersten Halbjahr 137.000 Autos verkauft – 45,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Den X1 gibt es mit Benzin- und Dieselmotoren.

Natürlich betont auch BMW wieder sein Bekenntnis zur Elektromobilität. Seit dem Marktstart des i3 vor vier Jahren sei das Unternehmen „Pionier der Elektromobilität“ und werde diesen Weg weitergehen. Der Absatz von E-Autos und Hybridmodellen konnte im ersten Halbjahr um 80 Prozent auf rund 42.600 Autos gesteigert werden. „Wir bleiben klar auf Kurs, in diesem Jahr erstmals mehr als 100.000 elektrifizierte Fahrzeuge an Kunden auszuliefern“, sagte Krüger.

Noch laufen die Geschäfte mit Verbrennungsmotoren rund. BMW steigerte den Umsatz im ersten Halbjahr um 7,4 Prozent auf 49,3 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Vorsteuergewinn legte um 7,6 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro zu. Und die operative Marge lag über der Marke von neun Prozent. Ein kränkelndes Unternehmen ist BMW wahrlich nicht. International liefen die Geschäfte weiter gut bis hervorragend, doch sorgen sich manche Analysten, dass der Markt spürbar an Dynamik verliere. Die Skeptiker mahnen zugleich, dass das überdurchschnittliche Wachstum in China eine gewisse Abhängigkeit mit sich bringe. Zusammen verkaufen BMW, Daimler und VW der Studie zufolge inzwischen fast jeden dritten Neuwagen in China. Die höchste Quote habe VW mit 37 Prozent im zweiten Quartal.

Das berge Risiken: „In China wachsen die Bäume nicht mehr in den Himmel, der Markt wird immer anspruchsvoller", urteilte Fuß. Vor allem die immer noch drohende Quote für Elektroautos könne sich noch als erhebliche Herausforderung erweisen – wie der Wandel hin zur Elektromobilität insgesamt. Die deutsche Autoindustrie müsse - auch unter dem Druck des sinkenden Diesel-Absatzes – noch den Nachweis erbringen, dass sie die Führungsrolle aus dem Zeitalter des Verbrennungsmotors mittelfristig verteidigen kann.
Beim Dieselgipfel hat sich BMW jüngst dazu bekannt, rund 225.000 seiner etwa 700 .000 Dieselfahrzeuge, die mit der Abgasnorm Euro 5 auf deutschen Straßen unterwegs sind, per Software-Update nachzurüsten. Das werde BMW maximal einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag kosten, sagte Konzernchef Harald Krüger in München. In einen mit dem Bund branchenübergreifend vereinbarten Mobilitätsfonds wollen die Münchner ferner entsprechend ihres heimischen Marktanteils einzahlen. Rechnerisch sind das weitere gut 17 Millionen Euro. Kleingeld für den Konzern.

Den Umstand, dass BMW nur gut ein Drittel seiner deutschen Euro-5-Dieselflotte per Update nachrüstet, führen die Münchner auf technologische Überlegenheit zurück. Eigene Diesel hätten Verbesserungen im Gegensatz zu Konkurrenzfahrzeugen nicht nötig. „Dieselmodelle der BMW Group liegen bei den Stickoxid-Emissionen im Flottenmittel rund 40 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt“, betonte Krüger mit Verweis auf das Bundesumweltamt. Es brauche saubere Diesel nach BMW-Vorbild, um Klimaschutzziele zu erreichen, betonte Krüger. Sie würden weniger des Klimakillers Kohlendioxid ausstoßen als Benziner. Von Diesel-Fahrverboten halte er schon deshalb nichts. Letztlich sei das aber Sache von Gerichten.

Auch Kunden reagieren. Binnen Jahresfrist ist der Diesel-Anteil der BMW-Verkäufe global von 37 auf 35,6 Prozent und in Deutschland von 65 auf 61 Prozent gesunken. „BMW betrügt nicht“, erklärte Krüger hinsichtlich Abgasmanipulationen mehrmals. Dagegen sind die Erfolge bei elektrifizierten Modellen überschaubar. Zum Halbjahr habe man davon mit 42 500 Autos immerhin 80 Prozent mehr abgesetzt als vor Jahresfrist, betonte Krüger. Dagegen stehen knapp 1,2 Millionen Autos mit Verbrennungsmotor. Insgesamt gut 100 000 Stromer will BMW im Gesamtjahr 2017 verkaufen, was sich auf neun vollelektrische oder Hybrid-Modelle verteilt. Weitere E-Autos von BMW oder Mini kommen ab sofort im Jahresrhythmus. Ihre Gewinnmarge im reinen Autogeschäft wollen die Münchner indessen verlässlich zwischen acht und zehn Prozent halten, auch wenn mit E-Autos tendenziell weniger verdient wird als mit Verbrennern.

Einige Analysten halten BMW in Anbetracht der Zahlen und Aussichten für einen klaren Kauf. Das Kurs/Gewinn-Verhältnis liegt bei einem niedrigen Wert von 8. Die Dividendenrendite bei 3,9 Prozent. Die Aktie ist heute deutlich billiger als vor zwei oder vor drei Jahren. Es könnte sich also lohnen, gerade auf dem Höhepunkt der Dieseldebatte relativ günstig einzusteigen.

25.08.2017 | 00:19

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