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Dramatischer Wandel in Chinas Geldpolitik

Der Zeitpunkt für die Abwertung der chinesischen Währung Yuan kommt überraschend, liegt sie doch zwischen dem Aktien-Crash in China vom vergangenen Monat und der USA-Visite des chinesischen Präsidenten Xi Jinping im kommenden Monat. So kommentiert Jonathan Mann, Head of Emerging Market Debt bei BMO GAM (EMEA) in London, die jüngste Renminbi-Abwertung.

Man führt weiter aus, dass ein Beweggrund für die deutliche, mehrstufige Abwertung in der Politik der chinesischen Führen zu suchen sein dürfte. Peking hat ein starkes Interesse daran, im Vorfeld der IWF-Entscheidung über die Aufnahme des Renminbi in den SDR-Währungskorb (Special Drawing Rights/Sonderziehungsrechte) die Flexibilität des Wechselkurses erhöht zu sehen. Die Abwertung, de facto also eine Lockerung der Vorgaben zum Wechselkurs, soll dazu beitragen, dass der Renminbi vom IWF als eine globale Reservewährung anerkannt wird. Der IWF-Währungskorb dient als Grundlage für die Ermittlung des Wechselkurses der Sonderziehungsrechte, die international als Zahlungsmittel verwendet werden und beispielsweise Staaten in Finanzschwierigkeiten als zusätzliche Liquidität dienen können.

Eine nähere Untersuchung der jüngsten wirtschaftlichen Trends legt nahe, dass die Entscheidung zur Abwertung letztlich unumgänglich war. In den vergangenen drei Jahren war der Wechselkurs in einem festen Verhältnis an den US-Dollar gekoppelt. Während dieser Zeit wertete der US-Dollar im Schnitt um 25 Prozent gegen einen Währungskorb anderer Handelspartner auf, so dass China zum Beispiel gegenüber Volkswirtschaften wie Japan und Korea an Wettbewerbsfähigkeit verlor. Diese Entwicklung trug mit dazu bei, dass die chinesischen Exporte in den vergangenen Monaten sanken, während die Inflation auf Herstellerpreisniveau in den vergangenen drei Jahren negativ war – ein Beleg für Überkapazitäten in vielen Sektoren. Obwohl die aktuelle Zahlungsbilanz weiterhin Überschüsse aufweist, waren zuletzt die Kapitalabflüsse höher, was die chinesische Zentralbank allein in den vergangenen zwölf Monaten rund 350 Milliarden US-Dollar ihrer Fremdwährungsreserven kostete.

Abwertung ist ein Sieg für die Reformer in Chinas Führungsriege

Zwar hat die chinesische Zentralbank den am Wochenanfang ausgelösten Währungseffekt als „einmaligen Schritt“ dargestellt, tatsächlich jedoch stehen die Maßnahmen für einen Wandel im Währungsregime, indem den Marktkräften nun mehr Einfluss zugestanden wird. Unter diesem Aspekt repräsentiert die Entscheidung zur Abwertung eine Liberalisierung und dürfte einen Sieg für die Reformer innerhalb der chinesischen Führungsriege darstellen. Eine weitere moderate Abwertung in den kommenden Wochen ist möglich, da ein niedrigerer Wechselkurs notwendig sein dürfte, um wieder ein besseres Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zu schaffen. Langfristig dürfte die Abwertung andauern, allerdings mit einem deutlich geringeren Tempo. Außerdem verfügt die chinesische Notenbank mit Währungsreserven in Höhe von 3,6 Billionen US-Dollar über genug Feuerkraft, um den Wechselkurs des Renminbi sehr genau steuern zu können und um unkontrollierte Wechselkursbewegungen zu verhindern.

Markttrend hin zu stärkerem US-Dollar und geringeren Rohstoffpreisen

Gleichwohl bestätigt die jüngste Entwicklung Markttrends hin zu einem stärkeren US-Dollar, zu geringeren Rohstoffpreisen und zu einem größeren Druck auf einen ganzen Korb von Währungen, vom Australischen Dollar bis hin zum malaysischen Ringgit, sowie zu weiterem deflationären Druck auf die Weltwirtschaft. Die Antwort auf die Frage, in welchem Umfang dies auch die Spreads der Schwellenländerstaatsanleihen in Hartwährung betrifft, hängt davon ab, in welchem Maße die einzelnen Volkswirtschaften von der Entwicklung der Rohstoffpreise abhängen und wie glaubwürdig ihre Wirtschaftspolitik ist. In diesem Zusammenhang könnten beispielsweise Polen und Panama zu den Gewinnern, und Venezuela und Russland zu den Verlierern dieser Entwicklung zählen.

14.08.2015 | 09:00

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