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Daimler und BMW fusionieren – beim Carsharing

Werden Car2go und DriveNow bald eins? Wenn es so kommt, machen die Mutterkonzerne Daimler und BMW in einem wichtigen Zukunftsfeld wohl bald gemeinsame Sache, und Sixt ist auch im Boot – der Auftakt einer zukünftigen Zusammenarbeit auch darüber hinaus?

Die beiden großen deutschen Car-Sharing-Anbieter Car2go und DriveNow gehen zusammen. Schon vor gut einem Jahr war darüber spekuliert worden, und seitdem hatten sich die Gerüchte hartnäckig gehalten. Dass es nun tatsächlich und schon bald so kommen soll, ist natürlich keine kleine Nachricht. Schließlich kommt die Car2go-Mutter aus Stuttgart und heißt Daimler, DriveNow derweil ist die Tochter eines automobilen Schwergewichts aus München mit dem Namen BMW. Somit fusionieren im übertragenen Sinne Daimler und BMW – in einem kleinen Segment. Die beiden Premiumhersteller dürften den Schritt bereits im Februar bekannt geben. Die Marken sollen zwar erhalten bleiben, das gesamte Backend inklusive der gesamten IT-Technik soll jedoch zusammengelegt werden. Zudem wird es wohl eine gemeinsame Internet-Plattform geben. Sowohl Daimler als auch BMW wollten sich zunächst nicht dazu äußern.

Das allerdings brauchen sie wohl auch nicht, denn die klaren Indizien für eine solche Fusion häufen sich. So ist vor kurzem nun auch der Autovermieter Sixt vor den beiden Premiumkonzernen eingeknickt und hat den Weg frei gemacht für einen Zusammenschluss der Carsharing-Töchter. Bislang hatte der Münchner MDax-Konzern 50 Prozent an DriveNow gehalten und in Person seines Vorstandschef Erich Sixt wohl einen Verkauf vermeiden wollen, womit BMW und Daimler nicht alleine über die Fusion ihrer Tochter-Unternehmen hätten entscheiden können. Nun aber haben sich BMW und Sixt geeinigt. Für 209 Millionen Euro wechseln die bisherigen Sixt-Anteile an den Münchner Autobauer. Zustimmen müssen nur noch die Aufsichtsbehörden. Für Sixt am Ende wohl kein schlechtes Geschäft. Und BMW freut’s sowieso: „Bis 2025 wollen wir 100 Millionen Kunden für unsere Premium Mobilitätsangebote begeistern. Mit Drive Now als hundertprozentiger Tochter haben wir alle Optionen für eine strategische Weiterentwicklung unserer Services in der Hand.“, sagte Digitalvorstand Peter Schwarzenbauer der dpa.

Eine strategische Weiterentwicklung

Als nächstes dürfte dann wohl die Fusion mit Car2go auf der Agenda stehen. Für Daimler und BMW wäre eine Zusammenführung ihrer Carsharing-Dienste ein wichtiger Schritt im Kampf um Marktanteile gegen Branchengrößen wie Uber oder auch Didi Chuxing aus China. Mit der Fusion verbundene Kosteneinsparungen sollen Car2go und DriveNow endlich profitabel machen. Glaubt man Experten, haben beide bisher nämlich kaum Gewinn gemacht, dürften inzwischen allerdings dennoch zirka eine Milliarde Euro wert sein.
Was das Kundenwachstum anbelangt, sind die beiden Auto-Dienstleister umso flotter unterwegs. Car2go konnte 2017 die Anzahl registrierter Kunden auf knapp drei Millionen steigern – ein Plus von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

DriveNow steht dem in nur wenig nach. Mit einer Million Kunden konnte man 2017 25 Prozent mehr Menschen vom Carsharing begeistern, als im Jahr zuvor. Insgesamt rollen für den Dienst von BMW 6.000 Fahrzeuge auf Europas Straßen entlang, für Car2go sind es mit 14.000 sogar nochmals deutlich mehr. Das Herzstück ist für beide Firmen bislang klar der deutsche Markt, allerdings experimentierte BMW auch schon in San Francisco und Daimler hat sowohl in Amsterdam als auch in Madrid eine Elektro-Smart-Flotte im Einsatz. Damit ist das Carsharing für die Stuttgarter auch ein gern genutzter Spielplatz für E-Auto-Experimente. Genauso übrigens auch für BMW: „Die Erfahrungen unserer Mobilitätsleistungen sind für uns auch mit Blick auf künftige autonome, elektrifizierte und vernetzte Flotten relevant“, erklärte Digitalvorstand Schwarzenbauer.

Umsatz- sowie Gewinnzahlen gaben beide Firmen bislang nicht bekannt. „Die Auslastung steigt. Irgendwann explodieren die Kundenzahlen“, kam es allerdings kürzlich von einem Daimler-Manager. Damit die Kundenzahlen nicht bei der Konkurrenz explodieren, scheint der Fusions-Gedanke für keinen der zukünftigen Partner schlecht. Denn nur wer weiter Marktanteile gewinnt und die Kosten für Kunden vergleichsweise niedrig halten kann, scheint auf Dauer auf dem hart umkämpften Markt bestehen zu können. Vor allem gegen einen solch aggressiven Markt-Eroberer wie Uber.

Kommt da noch mehr?

Besonders spannend aber dürfte die Frage sein, ob die Carsharing-Fusion von Daimler und BMW und damit die zweier eigentlich großer Konkurrenten eine Ausnahme bleibt, oder ob sie vielleicht der Beginn einer Zusammenarbeit ist, die sich in Zukunft noch auf weitere Sektoren ausbreitet. Sowohl Daimler und BMW als auch die gesamte Automobilbranche werden  sich langfristig von reinen Automobilproduzenten immer mehr zu digitalen und modernen Mobilitätsdienstleistern entwickeln müssen. Nicht auszuschließen, dass vor allem Stuttgart und München in Bezug auf dieses breite Feld zukünftig gemeinsame Sache machen. Für Börsianer interessant wird das vor allem dann, wenn daraus ein neues und wertvolles Gemeinschaftsunternehmen entstünde. Beispielsweise nach Siemens-Alstom-Vorbild, nur eben auf deutscher Ebene.

Zugegeben, noch ist das hochspekulative Zukunftsmusik. Doch dass zwei Schwergewichte wie Daimler und BMW gemeinsam den Carsharing-Markt der Zukunft aufmischen wollen, darf zumindest einmal hellhörig machen. Oliver Götz

07.02.2018 | 10:14

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