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Die Anleger flüchten

Die Deutsche-Bank-Aktie rutscht fast zehn Prozent tiefer, Credit Suisse erreicht ihr 25-Jahres-Tief und Société-Générale-Anleger drücken auf den Verkaufsknopf. Warum Bankaktien ins Bodenlose fallen. Die Anleger flüchten in Scharen, der Börsencrash rückt näher.

Früher klangen sie Macht, nach Geld und natürlich auch nach Risiko. Heute verbinden Anleger mit Namen wie Deutsche Deutsche Bank, Credit Suisse, Unicredit oder Barclays vor allem eines: Krise. Von den Star-Allüren der einstigen „Masters of the Universe” ist wenig geblieben. Statt Ackermanns Victory-Zeichen, gibt es bei der Deutschen Bank nun Durchhalteparolen von John Cryan.

Auch im Aktienkurse spiegeln wider, wie wenig die Anleger den europäischen Geldhäusern noch vertrauen. Der STXE 600 Bankenindex, der die Papiere der größten europäischen Geldinstitute erfasst, sank allein am Donnerstag um rund 6,2 Prozent auf 130,5 Punkte. Damit notiert der Index so tief wie zuletzt 2012 – also mitten in der Euro-Krise. Auch bis zu den Finanzkrise-Werten von 2009 ist es nicht mehr allzu weit. Damals notierte der Bankenindex knapp über 100 Punkten.

Im Dax sorgte die Aktie der Deutschen Bank für Furore – einmal wieder. Die Angst, dass die Abspaltung von der Postbank-Tochter zu Abschreibungen im Wert von 2,8 Milliarden führen könnte, sorgte bereits am Mittwoch für Verunsicherung unter den Anlegern und das, obwohl sich das Papier eigentlich erholte. Heute beförderten die Investoren die Deutsche Bank-Aktie rund 9,5 Prozent ins Minus. Sie zweifeln an der strengen Sparstrategie des neuen Chefs und fürchten, dass er die Bank „kaputtsanieren“ könnte. Das riss auch den gesamten deutschen Leitindex in die Tiefe: Bis zu drei Prozent nach unten auf 8.699 Punkte ging es für ihn am Vormittag. Zuletzt stand der Dax noch 2,2 Prozent tiefer bei 8817 Zählern.

In ganz Europa stürzen die Bankaktien

Mit ihrem Fall steht die Deutsche-Bank-Aktie nicht allein da. Die kleinere Konkurrentin, die Commerzbank, verlor ebenfalls 5,7 Prozent. Auf europäischer Ebene übernahm die Credit Suisse die Rolle des Keller-Werts Nummer eins: Der anhaltende Verkaufsdruck bei Finanzwerten ließ die Aktie der Schweizer Großbank um 8,7 Prozent auf rund 12,3 Franken absacken – den tiefsten Wert seit 1991. Die Titel der französischen Société Générale verbilligten sich um 15 Prozent. Hohe Kosten für Rechtsstreitigkeiten drückten auf den Gewinn der zweitgrößten französischen Bank, die Prognose der Analysten wurde knapp verfehlt. Die Titel der italienischen Unicredit büßten rund 8,8 Prozent ein.

Auch die Furcht der Anleger vor Zahlungsausfällen bei Banken wächst. Das hat die Kosten für die Absicherung dieser Risiken mit Hilfe sogenannter Credit Default Swaps (CDS) am Donnerstag auf den höchsten Stand seit etwa dreieinhalb Jahren getrieben. Die Absicherung eines zehn Millionen Euro schweren Pakets von Verbindlichkeiten der Deutschen Bank verteuerte sich auf 270.714 Euro. Das ist etwa doppelt so viel wie zu Monatsbeginn. CDS auf die französische Großbank Société Générale kosteten 131.200 Euro; Ende Januar hatten CDS-Verkäufer nur rund 77.000 Euro verlangt. Gleichzeitig waren die Credit-Suisse-CDS mit umgerechnet 170.700 Euro so teuer wie zuletzt im Juli 2012.

Das Gespenst aus dem Jahr 2008 geht um

Seit Jahresbeginn musste der europäische Bankensektor eine Schlappe nach der anderen hinnehmen. Zum einen machen den Geldinstituten die fallenden Rohstoffpreise zu schaffen, da dadurch die Ausfallwahrscheinlichkeit für Kredite an die Branche steigt. Der Preis für Rohöl pendelt seit Januar um die 30-Dollar-Marke pro Fass. Sorgen um die chinesische Konjunkturabkühlung sowie über das anhaltende Niedrigzinsumfeld kommen hinzu.

„Die Anleger realisieren gerade, dass die Geschäftsmodelle der Banken nicht mehr dem entsprechen, was sie mal waren und dass sie wahrscheinlich nicht mehr die Ergebnisse früher erzielen werden”, sagt Benno Galliker, Händler bei der Luzerner Kantonalbank der Nachrichtenagentur Bloomberg. Ein anderes Problem sei, dass die Macht der Zentralbanken schwinde. Die Anleger müssten sich mit dieser Machtlosigkeit abfinden. „2008 ist nicht allzu weit weg und viele fühlen sich gerade daran erinnert”, mahnt Galliker. „Es ist ziemlich gruselig.” Handelsblatt / jur / rtr / bloomberg

11.02.2016 | 18:11

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