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Frischer Wind an der Börse

In der Windkraftbranche bahnt sich ein Mega-IPO an. Die dänische Dong Energy will in den kommenden 18 Monaten an die Börse gehen. Der Name des Unternehmens ist relativ unbekannt, obwohl es Weltmarktführer bei Offshore-Energie ist.

Der dänische Energie­­-kon­zern Dong Energy will in den kommenden 18 Monaten an die ­Börse gehen. Das wäre der größte Börsengang in der Geschichte Dänemarks. Der Versorger, ­einer der führenden Energiekon­zerne in Europa, verfügt über 20 Jahre Erfahrung im Bereich der Offshore-Windenergie. Die IPO-Pläne sollen bei guten Marktbedingungen zügig in die Tat umgesetzt werden. Bloomberg zufolge liegt der Wert des Unternehmens bei etwa 9,4 Mrd. Euro.

Für den Börsengang hat Dong Energy Ende September eine Roadmap veröffentlicht. Das Unternehmen mit Hauptsitz im dänischen Fredericia verfolgt demnach die Strategie, seine Position als weltweites Top-Unternehmen im Bereich der sauberen Energie mit einem diversifizierten Portfolio an erneuerbaren Energien zu stärken.

Derzeit ist Dong Energy mit seinen rund 6 500 Mitarbeitern noch überwiegend in Händen der dänischen Regierung, die rund 59 % hält. Weitere bedeutende Anteilseigner sind ein von Goldman Sachs gemanagter Fonds (rund 18 %) und die dänische Investmentgesellschaft Seas-Nve (rund 11 %). Nach den aktuellen Plänen möchte der ­dänische Staat auch nach dem Börsengang die Kontrolle behalten. Dong Energy will vor allem im Bereich Windenergie weiter wachsen. Für das Jahr 2014 gibt der Versorger an, etwa 37 % des Ebitda in diesem Segment erzielt zu haben. Stärker ist mometan noch der Bereich „Exploration & Production“ (52 %).

Der dänische Versorger bezeichnet sich als Weltmarktführer unter den Offshore-Entwicklern und hat nach eigenen Angaben mehr Windparks auf See projektiert und gebaut als jedes andere Unternehmen. Im August 2015 hat sich Dong Energy mit der Übernahme der britischen Windparkflächen Hornsea Two und Three die gesamte „Hornsea Zone“ gesichert, mit Vestas ein konkretes Abkommen als Anlagenproduzent für den Windpark Borkum Riffgrund 2 vor der deutschen Küste unterzeichnet und Serviceaufträge für den im Bau befindlichen Offshore-Windpark Gemini in der niederländischen Nordsee vergeben. Der Windpark Riffgrund 2 wird eine Leistung von 450 Megawatt haben und Gemini wird ­voraussichtlich 2017 mit 600 Megawatt fertiggestellt.

Umstieg auf Biomasse

Im Bereich der thermischen Energieerzeugung will Dong Energy ein Player mit Fokus auf der Nutzung von Biomasse werden. Auch bei thermischen Kraftwerken soll die Abkehr von fossilen Energieträgern realisiert werden. Im Segment „Exploration & Production“ fördert und produziert Dong Energy Erdöl und Erdgas vor allem in der Nordsee. Dort will das Unternehmen laut Roadmap das Geschäft den „neuen Realitäten“ anpassen, womit vor allem der derzeit geringe Ölpreis gemeint ist. Zudem will Dong Energy in diesem Segment laufende Projekte fertigstellen, das Portfolio optimieren und Kosten reduzieren.

Die Finanzziele des Unternehmens für das laufende Jahr bleiben durch die IPO-Pläne unverändert. Das Ebitda soll zwischen 2,1 Mrd. und 2,3 Mrd. Euro betragen. 2014 lag diese Kennzahl bei 2,2 Mrd. Euro. Als wichtigste Herausforderung für die Zukunft bezeichnet Dong das Ziel, die Kosten für die Offshore-Windenergie zu senken – nämlich um 40 % bis 2020. Das sei ein entscheiden-

der Schritt, um die Wettbewerbs­fähigkeit von Offshore-Windenergie im Vergleich zu konventionellen Energien zu stärken, heißt es auf der Website. Je mehr Windparks auf hoher See entstünden, desto günstiger würden Bau und Stromproduktion. Dong plant, die Kapazitäten in Nord­europa bis 2020 auf 6,5 Giga­watt zu vervierfachen.

Die Aktivitäten von Dong erstrecken sich von den Gewässern Dänemarks bis vor die Küsten Großbritanniens und Deutschlands. Derzeit entstehen zwei ­Offshore-Windparks in der Nordsee – Megaprojekte im Gesamtvolumen von 2,2 Mrd. ­Euro. Seit 2013 baut der Entwickler den Windpark Riffgrund 1 vor der Nordsee-Insel Borkum. 78 Windkraftanlagen werden 312 Megawatt erzeugen, mit denen etwa 320 000 Haushalte versorgt werden können. In diesem Jahr haben die Installationsarbeiten von Gode Wind 1 und 2 vor den Nordsee-Inseln Juist und Norderney begonnen. Die Jahresproduk­tion der 97 Windturbinen wird ausreichen, um umgerechnet rund 600 000 deutsche Haushalte mit CO2-freiem Strom zu beliefern.

Bei Gode 1 ist im September erstmals ein institutionelles Konsortium eingestiegen. Dong hat 50 % des Projekts für 780 Mio. Euro an Global In­frastructure Partners (GIP) verkauft. Einen Teil der Summe finanziert GIP durch die Ausgabe von „Green Bonds“, die institutionelle Anleger unter der Führung des Versicherers Talanx zeichnet. „Gode Wind 1 ist für unser Haus ein ideales Investment“, sagte Dr. Thomas Mann, CIO bei Talanx Asset Management. „Wir freuen uns sehr, mit Dong Energy und GIP zwei sehr erfahrene und angesehene Eigenkapital­geber zu begleiten.“

Talanx ist nicht der einzige Versicherungskonzern, der im Bereich der erneuerbaren Ener­gien aktiv ist. Erst kürzlich meldete die Münchner Allianz-Gruppe den Erwerb von vier Windparks in Österreich. Die gesamten Investitionen der Allianz in erneuerbare Energien überstiegen damit die Marke von 2,5 Mrd. Euro, hieß es bei der Bekanntgabe des Deals. Auch der Rückversicherer Munich Re investiert in erneuerbare Energien.

23.11.2015 | 09:47

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