Kämpft für mehr Gleichberechtigung in einer modernen Gesellschaft: Elke Benning-Rohnke (zeb rolfes schierenbeck).



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Frauen haben das erste Wort: Elke Benning-Rohnke

Im Interview mit dem WirtschaftKurier spricht die langjährige Vize-Präsidentin von FidAR, dem bundesweiten Verein zur Förderung einer gleichberechtigten Teilhabe von Frauen in Führungspositionen in der Wirtschaft, über die Effizienz der Frauenquote, falsche staatliche Anreize in Deutschland und über eine heranwachsende Generation, die ein neues, modernes Frauenbild zeichnet.

WirtschaftsKurier: Guten Morgen Frau Benning-Rohnke, wie war Ihr Wochenende?

Elke Benning-Rohnke: Ganz herrlich. Der Frühling ließ sein blaues Band durch die Lüfte flattern. Mit dem ersten Grün und den vielen Vogelstimmen erwachen die Sinne ganz neu. Frühling ist für mich immer wieder auch ein Weckruf für neue Vorhaben. Im Klartext heißt das: ich habe eine Anzahl guter Ideen und bin gespannt, welche ich davon im Laufe des Jahres mit Erfolg umsetzen werde.
 
Auf welchen Kalendereintrag freuen Sie sich besonders in dieser Woche?

Mit einer Mitstreiterin habe ich einen Round Table für mehr Kundenzentrierung für die Finanzindustrie ins Leben gerufen. Wir finden, die Branche muss in der Kundenorientierung aufholen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Wir haben dafür Top-Manager aus den großen Banken und Versicherern gewonnen. Mit einigen spreche ich diese Woche, um unser Konzept zu finalisieren. Manche muss ich vielleicht noch überzeugen, dass Informationsaustausch und voneinander Lernen für alle von Vorteil ist und neue Perspektiven für jeden eröffnen. Darauf freue ich mich. Ich werde ja nicht müde zu glauben, dass man die Welt verändern kann, wenn auch manchmal nur ein bisschen.
 
Als langjährige Vize-Präsidentin von FidAR, einem bundesweiten Verein zur Förderung einer gleichberechtigten Teilhabe von Frauen in Führungspositionen in der Wirtschaft, können Sie mit dem Status Quo in Deutschland nicht zufrieden sein. Was läuft falsch hierzulande?

Vieles hat sich in den letzten Jahren schon sehr verbessert – auch Dank des unermüdlichen politischen Engagements von FidAR. Viele Aufsichtsräte sind inzwischen mit Frauen besetzt – das war vor zehn Jahren noch ganz anders; und auch auf den oberen Führungsebenen kommen wir voran. Immer noch zu langsam. Beförderungen auf den Top Ebenen folgen oft noch dem Selbstähnlichkeitsprinzip. Wenn die Entscheider alle männlich sind wird das zu einer Hürde für Kandidatinnen. Die Geschlechterquote hilft diese Hürde zu überkommen. Quote ist nicht toll, aber funktioniert. Die Politik hat es vorgemacht, die Grünen und selbst der Bayerische Ministerpräsident sind sich darin einig. Gesellschaften verändern sich durch Kriege, durch Revolutionen und weniger blutig durch ordnungspolitische Vorgaben. Reiner evolutionärer Wandel passiert auch – allerdings in Trippelschritten.

Hierzulande blockieren zudem falsche steuerliche Anreize wie das Ehegattensplitting eine gleichberechtigte Teilhabe. Es verleitet junge Frauen aus scheinbar rationalen Gründen in jungen Jahren in ihrer beruflichen Entwicklung zurück zu stecken, oft ohne an die Folgen für ihre finanzielle Absicherung zu denken. Mütter in Deutschland verdienen in ihrer Lebenszeit 60 Prozent weniger als Männer – der Abstand ist deutlich größer als in anderen Ländern.  

Welches Instrument gäbe es neben der viel diskutierten Frauenquote sonst noch?

Wir sprechen über Geschlechterquoten nur deshalb, weil Versprechen zur Selbstverpflichtung von den Verantwortlichen in der Wirtschaft über viele Jahre nicht eingelöst wurden. Inzwischen wächst eine neue Generation heran, die offener für moderne Frauenbilder ist und es unsinnig findet, dass das Geschlecht eine Rolle bei der Entfaltung und Förderung der Talente spielt. Wie es so schön heißt: „Men of Quality do not fear Equality”. Wir brauchen also mehr men of quality, dann werden gesetzliche Vorgaben wie die Geschlechterquote obsolet.  

Was war der beste Rat, den Sie je bekommen haben?

Kümmere Dich nicht um andere, geh Deinen Weg. Dieser Rat ist besonders wichtig für Frauen. Oft gilt ja auch heute für Frauen noch: Wer sich nicht wehrt, landet am Herd. Das muss nicht schlecht sein – für diejenigen, die das möchten. Alle anderen orientieren ihren Weg immer noch auch über Nichtanpassung an herrschende gesellschaftliche Normen und klassische Rollenbilder. Das braucht ein bisschen mehr Mut, formt aus meiner Erfahrung jedoch starke und interessante Persönlichkeiten.  
 
Und was raten sie jungen Frauen, die an die Spitze eines Unternehmens wollen?

Just do it! Und gerne noch einen guten Hinweis; Studien belegen vor allem: genderneutrale Beurteilungen und der Zugang zu Inhabern der Macht ist sehr wichtig. Aus diesem Grund empfehle ich wo immer ich kann, eine gute Frau an einen Vorstand, Aufsichtsrat oder anderen Machtinhaber. Das habe ich mir von Christine Lagarde abgeschaut, die in ihrer Zeit als Wirtschaftsministerin bei jedem Besuch im Unternehmen eine Liste der dorthin passenden Frauen dabei hatte. Klappt ganz hervorragend.
 
Zum Schluss ein Rat an die Männer..

Lassen Sie mich einen Wunsch formulieren „Be a man of quality- value equality“

Das Gespräch führte Florian Spichalsky

12.04.2021 | 08:11

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