Karrierealle Jobs


War's das schon mit der Jahresendrallye?

Viel Zeit bleibt für eine ordentliche Jahresendrally nicht mehr. Doch etliche Anleger dürften dieser Tage schon zufrieden sein, wenn sich die Aktienkurse zumindest einigermaßen stabil halten. Nachdem monatelang über die weitere Zinsstrategie und die Politik der Notenbanken spekuliert wurde, scheint immerhin diese Unsicherheit nun passé. Doch völlig überwunden haben Anleger ihre Skepsis auch jetzt nicht. Sie rätseln bereits darüber, mit welcher Geschwindigkeit die US-Notenbanker wohl die Zinsen erhöhen werden.

Neben dem Wirtschaftswachstum rücke das Thema Inflation in den Mittelpunkt, sagte Tobias Basse von der Nord-LB. Es müsse beobachtet werden, ob sich die US-Notenbank in ihrer Geldpolitik eher an der Gesamt-Teuerung orientiere, die derzeit durch den niedrigen Ölpreis gedämpft wird, oder an der Kernrate ohne die stark schwankenden Kosten für Energie und Lebensmittel orientieren.

Der Ölpreis war auch einer der Faktoren, die zum Ende der vergangenen Handelswoche für Kursverluste sorgten. Der deutsche Leitindex war mit einem Minus von 1,2 Prozent bei 10 608 Punkten aus dem Handel gegangen. An der Wall Street hatte der Dow Jones sogar 2,1 Prozent auf 17 129 Punkte eingebüßt. Die Aussicht auf ein anhaltendes Überangebot hatte die Ölpreise am Freitag deutlich gedrückt. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete zwischenzeitlich nur noch 36 Dollar. Der Preis für die US-Sorte WTI lag zeitweise sogar unter 36 Dollar.

In diesem Umfeld waren besonders die Aktien des Medizintechnik-Anbieters Carl Zeiss Meditec aufgefallen. Nach einem positiven Analystenkommentar der DZ Bank hatten sie sieben Prozent zugelegt. Um mehr als drei Prozent nach unten ging es dagegen für die Papiere von Airbus. Ursache könnten Erfolgsmeldungen des Konkurrenten Bombardier gewesen sein. Marktexperten zufolge dürfte die neue Woche ruhig verlaufen, denn kursbewegende Nachrichten sind rund um die Feiertage Mangelware.

Die Ökonomen der DekaBank verweisen auf den für Mittwoch vor Heiligabend angekündigten Deflator der privaten US-Konsumausgaben für den November. Dieser sei die wichtigste Inflationskennziffer für die amerikanische Notenbank. Allerdings werden „erst die Berichtsmonate Dezember 2015 und Januar 2016 etwas mehr Gewissheit liefern, ob bereits im März 2016 der zweite Leitzinsschritt der Fed folgt“. Zur Ruhe vor Jahresende könnte auch ein besonders niedriges Handelsvolumen beitragen, da viele institutionelle Anleger, die das Börsengeschehen hierzulande bestimmen, ihre Bücher für 2015 schon geschlossen haben.

Zum Jahreswechsel sind die Börsianer optimistisch, dass der eingeschlagene Erholungskurs an den europäischen Aktienmärkten beibehalten wird. Deutliche Kursgewinne seien aber nicht zu erwarten. „Dazu fehlen uns die notwendigen Impulse“, sagte etwa Aktienstratege Heinz-Gerd Sonnenschein von der Postbank. Seinem Kollegen Basse zufolge hat der deutsche Leitindex etwa 400 Punkte Luft nach oben. Da Gründe für weitere Käufe fehlten, seien Anleger geneigt, bei einem Dax-Stand von etwa 11.000 Zählern Gewinne mitzunehmen. Größere Rückschläge seien aber nicht zu befürchten. Handelsblatt / Katharina Schneider

 

 

19.12.2015 | 11:24

Artikel teilen: