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Potash zieht Offerte für K+S zurück

Die Tage für K+S-Anleger waren schon mal besser: Der kanadische Düngemittelriese Potash hat seine milliardenschwere Offerte für das Kasseler Unternehmen zurückgezogen. Zuvor hatten die Nordamerikaner 41 Euro je Aktie angeboten, was einem Wert 7,9 Milliarden Euro bedeutet hätte. Viele Anleger witterten bereits ein gutes Geschäft. Doch der K+S Vorstand lehnte mehrfach ab und wehrte sich gegen die Übernahme. Nun zog Potash die Reißleine. Die Aktie von K+S verlor daraufhin massiv an Wert. Das Papier fiel vorbörslich rund 25 Prozent, die Marktkapitalisierung sank gegenüber dem kolportierten Angebotspreis um mehr als drei Milliarden Euro.

Monatelanger Übernahmepoker

Der Absage vorausgegangen war ein monatelanger Übernahmepoker zwischen Potash und K+S. Doch der K+S Vorstand weigerte sich beharrlich, den Avancen von Potash auch nur eine Chance zu geben. Vier Briefe soll Potash nach Kassel geschickt haben, in denen das Unternehmen den Vorstand von den Vorteilen einer Übernahme überzeugen wollte. Ohne Erfolg. Stattdessen formierte  Vorstandschef Norbert Steiner eine breite Koalition gegen die Übernahme-Ambitionen des kanadischen Konkurrenten. Vom hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier bis zum Linken-Regierungschef Bodo Ramelow in Thüringen hatten alle Landeschefs ihre Unterstützung für K+S bekräftigt, die in ihren Bundesländern Standorte des Unternehmens beherbergen. Sie wollten, dass K+S unter allen Umständen ein deutsches Unternehmen bleibt. Und auch die Gewerkschaften wussten sie an ihrer Seite. Diese trieb nämlich die Sorge nach den Verlust von Arbeitsplätzen um. Mit dem mächtigen Chemie-Gewerkschafter Michael Vassiliadis an der Spitze machten sie gegen die Übernahme mobil.

Dabei hatte Potash bis zuletzt versucht, die deutschen Vertreter zu überzeugen. Höhere Gehälter für die Manager, die Erhaltung des Traineeprogramms sowie Arbeitsplatz- und Standortgarantien – wenn auch nur befristet. Doch überzeugen konnte das weder die Landesfürsten noch den Vorstand. Sie blieben bei ihrer Abwehrhaltung. Nicht zuletzt, da die Versprechen aus Kanada der aktuellen Marktlage massiv widersprechen. Die Schwierigkeiten am Kalimarkt sprechen eher für Restrukturierungsmaßnahmen und die Schließung von Standorten. Sie waren schließlich auch ein Faktor, warum eine Übernahme unternehmerisch für beide Seiten Sinn ergeben hätte.

Doch am Montag musste Potash dann kapitulieren. Der Widerstand war zu groß geworden. Als Begründung führte Potash das „herausfordernde gesamtwirtschaftliche Umfeld“ an. Die fallenden Rohstoffpreise würden Potsh zum Handeln zwingen. "Angesichts dieser Marktbedingungen und der fehlenden Unterstützung seitens des K+S-Managements sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es nicht länger im Interesse unserer Aktionäre liegt, den Zusammenschluss weiterzuverfolgen", erklärte Potash-Chef Jochen Tilk. Ohnehin muss das Angebot von 41 Euro je Aktie im Nachhinein wohl als überhöht betrachtet werden. Zuletzt hatte das Papier von K+S wieder den Kurs erreicht, den es auch schon vor den Spekulationen um eine Übernahme hatte. Tilk konnte seinen Anlegern eine weitere Erhöhung des Angebots daher wohl nicht mehr vermitteln und blies die Übernahme ab.

K+S für Anleger eine Glaubenssache

Die Analysten reagierten mit geteilter Meinung auf die Nachricht und den Kurssturz der Aktie. Die Baader Bank beispielsweise behielt ihre Einstufung auf „Buy“ und lies das Kursziel auf 40 Euro. Analyst Markus Mayer rechnet damit, dass nach dem Wegfall der Übernahme der Vorstand gezwungen werde, Schritte zur Wertsteigerung des Salz- und Düngemittelherstellers in einem problematischen Rohstoffumfeld einzuleiten. Zudem glaubt er, dass K+S sich mehr auf den Salzmarkt konzentrieren werde und seine globale Präsenz erweitert. Die DZ Bank hat ebenfalls ihre Einstufung auf „Kaufen“ belassen und ein Kursziel von 45 Euro festgesetzt. Das entspräche aktuell mehr als 87 Prozent über dem Kursniveau. NordLB-Analyst Volker Sack wiederum schätzt, dass der Düngemittelkonzern seine Geschäftsziele trotz des schwierigen Kalimarktes halten wird. Deshalb sei ein Abschlag auf das momentane Kursniveau übertrieben.

Gegenwind kommt dagegen aus dem Hause JP Morgan. Analyst Ben Scarlett glaubt, dass die Aktie immer noch über Abwärtspotenzial verfügt. Er schreibt, dass K+S als alleinstehendes Unternehmen im gegenwärtig deflationären Umfeld kein positives Chance/Risiko-Profil hat. Er senkte das Kursziel von 33 auf 21 Euro und beließ seine Einstufung auf „Underweight“. Damit senkte er die Prognose noch einmal drastisch gegenüber dem August, obwohl er bereits da auf die Rücknahme des Angebots von Potash spekuliert hatte. Zudem kürzte Scarlett seine Gewinnschätzungen je Aktie für dieses Jahr um 2,5, für das kommende Jahr um 15,6 Prozent.

K+S stehen aufregende Zeiten bevor. Jetzt, nachdem die drohende Übernahme vom Tisch ist, muss sich der Vorstand dringend um die anstehenden Probleme kümmern. Gerade die Herausforderungen am Kalimarkt werden sich kurzfristig kaum verändern. Nun müssen die Verantwortlichen beweisen, dass ihre Versprechungen begründet waren, K+S könne auch allein am Markt bestehen. Einen Plan sind sie nämlich bisher schuldig geblieben. Schaffen sie die Trendwende nicht, sieht es düster aus für das Unternehmen. Es droht sogar der Rauswurf aus dem DAX. Für Anleger ist K+S aktuell keine einfache Anlage: Am Ende ist es eine wahre Glaubenssache. Robin Schenkewitz

13.10.2015 | 01:08

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