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Kuka weiht neues Entwicklungszentrum ein

Vor der Übernahme präsentiert sich Roboterbauer Kuka noch einmal von seiner besten Seite. Zur Eröffnung des neuen Entwicklungszentrums kamen zwar keine Midea-Vertreter, aber das mussten sie auch gar nicht mehr: Midea hat nach neuesten Meldungen sein Übernahmeziel erreicht. 75 Prozent der Kuka-Aktien sind in chinesischer Hand, über 80 Prozent scheinen möglich.

Angesichts der nun faktisch unumkehrbaren Übernahme durch die Chinesen hat sich der Roboterbauer Kuka noch einmal herausgeputzt. Am Donnerstag eröffneten die Augsburger ihr neues Entwicklungs- und Technologiezentrum. Mit dabei waren unter anderem EU-Kommissar Günther Oettinger und Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner.

Die Besucher der Festveranstaltung wurden auf der Leinwand dabei auch auf Chinesisch begrüßt, und das mit Recht. Wenige Stunden vor dem Auslaufen eines Übernahmeangebots für Kuka-Aktien hat der chinesische Investor Midea eine Dreiviertel-Mehrheit bei dem Roboterhersteller erreicht, wie die DPA berichtet. Midea habe am Freitag verkündet, dass der Hausgerätehersteller inzwischen 76,4 Prozent an dem Augsburger Unternehmen halte. Dass nun keine Vertreter des künftigen Eigentümers Midea bei der Eröffnung des Entwicklungszentrum zu sehen waren, überrascht daher nicht allzu sehr. Zumal ab dem 16. Juli auch noch eine zweiwöchige Nachfrist für den Aktienzukauf durch Midea läuft; erst dann wird man wissen, wie groß die Beteiligung der Chinesen an Kuka künftig sein wird.

Das neue Zentrum ist symbolträchtig. Schließlich gab es Befürchtungen, dass die Chinesen Technologien abziehen könnten aus Deutschland. Gerade EU-Digitalkommissar Oettinger hatte sich skeptisch gezeigt. „Wir sind offen, aber nicht dumm“, hatte er vor einigen Wochen gesagt und auf Fördergelder verwiesen, die Kuka bekommen hat. Man müsse aufpassen, dass EU-Gelder nicht genutzt würden, um Technologien aus Europa abzuziehen. Die Bedenken Oettingers, die durchaus von vielen Beobachtern geteilt werden, versucht Midea nun zu zerstreuen, in dem es bis Ende 2023 Garantien für Mitarbeiter und Standorte anbot, also auch für Augsburg.

Den Neubau des Technologiezentrums ließ sich Kuka rund 60 Millionen Euro kosten. Künftig sollen hier 850 Mitarbeiter arbeiten. Das neue Zentrum sei die beste Investition in die Standortsicherheit, sagte Oettinger nun. Wenn es mit Leben erfüllt werden, würden Wissen und Knowhow auch über 2023 hinaus in Deutschland bleiben. Die EU-Kommission werde ihren Beitrag dazu leisten, indem sie Kuka als Premium-Partner in ihren Robotik-Projekten behandle.

Der Chef setzt auf die Chinesen

Kuka-Chef Till Reuter präsentierte sich beim Festakt gut gelaunt. Auch an ihm war Kritik laut geworden, er habe zu früh mit den Chinesen sympathisiert. Doch er holte bei den Verhandlungen die ungewöhnlich langen Garantien heraus, und von den Aktionären gab es angesichts des hohen Gebots von 115 Euro je Aktie – Kuka wird somit mit 4,5 Milliarden Euro bewertet – ohnehin nur wenig Beschwerden.

Seine Rede hielt Reuter ohne Krawatte, im Forschungszentrum soll der Start-up-Geist wehen. Das neue, lichte Gebäude sollten Offenheit und Kommunikation ermöglichen, sagte Reuter. „Gemeinsam neues umsetzen“ sei das Ziel. Natürlich gab er auch an diesem Tag ein Bekenntnis ab: „Wir bleiben deutsch.“ Die Wurzeln von Kuka seien bayerisch und deutsch. Von dieser Basis aus habe man sich zu einer globalen Firma entwickelt. „Wir müssen unsere Pole Position in der Industrie 4.0 weiter ausbauen.“

Oettinger mahnte, Europa müsse bei der Digitalisierung gegenüber den USA aufholen und den Vorsprung in der Robotik ausbauen. Dabei seien aber noch viele Fragen zu klären. „Der Roboter ist noch in einem Käfig gefangen.“ Notwendig sei ein digitales, bürgerliches europäisches Gesetzbuch.

Auch Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner räumte mit Blick auf die Digitalisierung ein: „Vielleicht haben die USA die erste Halbzeit gewonnen.“ Aber Deutschland habe auch seine Stärken. Allerdings müsse die Infrastruktur massiv weiter ausgebaut werden. Das sah Oettinger ähnlich und sprach sich für klare Prioritäten aus: „Lieber Schlaglöcher als Funklöcher akzeptieren.“ Handelsblatt / Axel Höppner

15.07.2016 | 16:17

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