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Tesla – die Chancen steigen, die Risiken auch

Es wird gefeiert. Als Tesla die Zahlen für das dritte Quartal bekannt gab, sprang die Aktie um rund  zehn Prozent. Doch Grund zum Feiern hatte die Unternehmensführung um CEO und Gründer Elon Musk eigentlich gar nicht. Diesen Ansprung dürfte selbst den als schillernd und großspurig bekannten Chef verwundert haben. Er selbst hat sein Geld erst mit dem Bezahldienstleister Paypal verdient und es dann in Tesla investiert.

Die Quartalszahlen bei Tesla sind ambivalent. Auf der einen Seite zeigen sie Gutes: das Unternehmen wächst und die Nachfrage nach den E-Autos steigt. Der Umsatz für das vierte Quartal stieg um zehn Prozent auf 936,8 Millionen Dollar. Tesla verkaufte in diesen drei Monaten insgesamt 11.603 Autos und somit mehr als sie selbst im Oktober noch erwarteten. Für das kommende Vierteljahr peilen sie nun einen Verkauf von bis zu 19.000 Autos an. Was die Verkaufszahlen angeht, gibt es für Tesla nur eine Richtung: Nach oben.

Genau umgekehrt sieht es wohl mit den Gewinnen aus. Es gibt schlichtweg keine. Alleine im dritten Quartal machte das Unternehmen mit Hauptsitz in Palo Alto (Kalifornien) Verluste in Höhe von 230 Millionen Dollar. Dies sind die größten Verluste seit 10 Quartalen und im Vorjahresvergleich, dort waren es 74,7 Millionen, eine rasante Talfahrt. Hauptgründe für den Riesenverlust waren die Einführung des neuen Modells „X" und die Entwicklung des Modells mit dem schlcihten Namen „3". Von Kritikern der Elektroautos hört man immer wieder zwei Vorwürfe: „Die sind zu teuer und die Reichweite ist zu gering.“ Tesla ist dabei, an beidem zu arbeiten.

Während Tesla mit dem neuen E-SUV, dem Model X, noch in den Luxussegmenten zuhause ist – 117.000 Euro ist der satte Einstiegspreis – versuchen sie nun  mit dem Model 3 ab März 2016 das erste Massentaugliche zu schaffen. Ab 35.000 Dollar wird es zu haben sein, es soll somit ein Sprungbrett in den lukrativen Massenmarkt darstellen. Um die Preise der Autos dauerhaft zu senken, baut das Unternehmen in Reno, Nevada, derzeit eine Produktionsstätte für Lithium-Ionen-Batterien. Ziel ist es, die modernen Energiespeicher günstiger zu produzieren. Derzeit stellen sie mit ungefähr 30.000 Euro pro Stück einen der höchsten Kostenfaktoren dar. Alleine im dritten Quartal flossen 392 Millionen Dollar in diesen Plan.

Auch im zweiten großen Problem der Branche kommt Tesla Schritt für Schritt voran. Nicht nur die Reichweite, also die Kilometeranzahl wie lange das Auto ohne erneutes Aufladen fahren kann, sondern auch die Dauer des Aufladens wurde in den vergangenen Jahren kontinuierlich verbessert. Der Siegertyp unter den Tesla-Autos, das Modell S (P85D) hat eine Reichweite von 491 Kilometern. Vielen Verbrauchern scheint das zu reichen, denn dieses Modell ist extrem erfolgreich. Als es 2013 auf den Markt kam war es im ersten Quartal das meistverkaufte Luxus-Auto in den USA – und das obwohl der Elektro-Auto Anteil dort damals bei 0,5 Prozent lag. In Norwegen hatte es wochenlang sogar den VW-Golf als meistverkauftes Auto überhaupt abgelöst. Mit Grund dafür könnten auch die sogenannten Tesla-Supercharger sein. Überall in Deutschland verteilt stehen die Ladestationen von Tesla. Für eine kostenlose Ladung, die 80 Prozent der Batterie entspricht, braucht der Supercharger nur 30 Minuten. Das reicht dann wieder um 270 Kilometer weiter zu fahren.

Trotzdem löst dies noch nicht alle Probleme. Für Tesla-Fahrer ist es sehr umständlich lange Auto-Reisen zu machen, denn wenn mal gerade kein Supercharger in der Nähe ist, kann man nicht zur nächsten Tankstelle und mit einem Kanister nachfüllen. Vorteilhaft für die Verbraucher ist allerdings, dass man sich Benzinkosten spart. Ob das allerdings bei Kaufpreisen um die 100.000 Euro ins Gewicht fällt, bleibt fraglich.

Tesla-Chef Elon Musk hat mit seinem Unternehmen aber noch eine ganz andere Vision. Tesla ist der erste Autohersteller der ein Selbstfahrendes Auto auf den Markt gebracht hat. Bei neueren Modellen kann man für 2500 Euro eine Autopilot-Software kaufen. Diese lässt den Wagen dann automatisch Abstand- und Spur halten – und diese sogar wechseln. Elon Musk sagte nämlich schon Ende 2014, dass schon in drei Jahren: „Niemand mehr ein Auto ohne Autopilot kaufen wird.“

Das Tesla in einigen Bereichen den etablierten Automarken den Schneid abkaufte, konnten auch die Anleger sehen. Zwischen 2012 und 2014 stieg die Tesla Aktie um gigantische 630 Prozent. Zwischen 2010 und 2014 sogar um mehr als 865 Prozent. Seit einem Jahr mehren sich aber auch die kritischen Stimmen. Anleger werden langsam unruhig und wollen irgendwann auch mal schwarze Zahlen lesen und nicht nur Zukunftsinvestitionen. Das Papier verlor in diesem Jahr um über 14 Prozent an Wert.

Die Aktier ist trotzdem nur etwa für eher risikoreiche Anleger, das zeigt die enorme Divergenz bei den Analystenstimmen. Während die UBS Tesla auf „Sale“ abstuft, und zwar auf ein Kursziel von 190 Dollar, schätzt Morgan Stanley sie auf „Buy“ ein: mit Kursziel von 465 US-Dollar. Der aktuellen Kurs liegt bei gut 210 Dollar.

Es wird spannend zu sehen sein, ob Tesla langfristig Erfolg haben wird oder nur ein cooler Kalifornischer Start-Up bleibt, der genauso schnell unten ist wie er nach oben kam. In einigen Bereichen hat Tesla die etablierten Autohersteller aber schon kräftig geärgert. Spielt der Markt mit und werden Elektro Autos wie erhofft wirklich die Zukunft, kann es für Tesla gewaltig hoch hinaus gehen. Die Automobilindustrie ist aber eine hart umkämpfte und gegen Konkurrenz aus Wolfsburg, Stuttgart oder Detroit kann Tesla momentan wohl kaum ankommen. Es bleibt eine Wette auf ein Unternehmen das noch kein Geld verdient – diese könnte aber aufgehen, sodass Tesla in Zukunft wirklich was zu feiern hat. VAL

11.11.2015 | 13:29

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