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Trotz sattem Gewinnplus: Anleger enttäuscht von Nike

Ein Umsatzwachstum von acht Prozent ist nicht genug: Obwohl Nike vom großen Sportsommer profitiert, sind die Anleger enttäuscht. Sie hatten auf mehr gehofft - und fürchten nun, dass Konkurrent Adidas immer mehr in Schlagdistanz gerät. Die Quittung gibt es an den Börsen.

Adidas hier, Adidas dort: Der deutsche Sportartikelhersteller ist in aller Munde. Kein Wunder, legte die Aktie der Herzogenauracher doch in den vergangenen zwölf Monaten um fast 114 Prozent zu. Und selbst wenn es vordergründig mal nicht um Adidas geht, sind die Deutschen ein großes Thema. Etwa, wenn US-Konkurrent Nike seine Quartalszahlen präsentiert, wie am Dienstagabend. Denn obwohl Nike seinen Umsatz im abgelaufenen Quartal um acht Prozent auf 9,1 Milliarden US-Dollar steigern konnte - Olympia sei dank - sind viele Anleger offenbar unzufrieden. Das liegt wohl weder am Umsatz noch am Gewinn, der sich um sechs Prozent auf stattliche 1,2 Milliarden Dollar verbesserte. 

Vielmehr sind es die Zukunftsaussichten, die die Nike-Aktie am Mittwoch auf Talfahrt schickten. 2,7 Prozent weniger sind die Papiere aktuell wert, und damit nur noch knapp 54 Dollar. Dabei ist Nike seinen Wettbewerbern immer noch meilenweit voraus. Eine Marktkapitalisierung von rund 90 Milliarden Dollar spricht Bände, Adidas ist mit knapp 35 Milliarden Zweiter. Doch das komfortable Polster scheint langsam zusammenzuschmelzen. Dafür sprechen die als Wachstumsindikator geltenden Bestellungen für die kommenden Monate. Diese sind nämlich anders als von Analysten erhofft um „nur“ fünf Prozent auf ein Volumen von 12,3 Milliarden Dollar gestiegen. Währungsbereinigt sind es sieben Prozent - und doch zum dritten Mal weniger als erwartet.

„Unglaublicher Sommer“, enttäuschender Winter?

Ähnlich überraschend ist der deutliche Anstieg der Lagerbestände, die auf eine maue Nachfrage hindeuten könnten. CEO Mark Parker zieht zwar ein äußerst positives Fazit für das letzte Quartal, das bereits zum Geschäftsjahr 2017 zählt: „Angetrieben von einem unglaublichen Sommer des Sports hat Nike ein starkes globales Wachstum abgeliefert und die Branche durch „disruptive“ Innovation angeführt.“ Dass Nike langsam den Atem von Adidas im Nacken spürt, sagt Parker nicht. Und es wäre auch übertrieben, den deutschen Branchenzweiten zu nah an die US-Amerikaner heranzuloben. 

Dennoch überzeugt Adidas gerade in früher schwierigen Märkten, allen voran bei sportlichen Freizeitschuhen in den USA. Der Frischling Under Armour bringt die Traditionsmarke Nike im Basketball in Bedrängnis. Müssen Anleger nun also weitere Verluste bei der Nike-Aktie befürchten? Das Analysehaus Jefferies sieht zwar Erholungspotential und belässt das Papier bei der Einstufung „buy“ mit dem Kursziel 65 Dollar. Analyst Randal Konik macht eine niedrigere Steuerquote für den Erfolg im ersten Quartal verantwortlich und erwartet Probleme im restlichen Jahresverlauf. Dennoch sei Nike weiterhin der „Gold-Standard“ der Branche und somit ein „Kerninvestment im Depot“. 

Analysten: Nike-Schwäche färbt nicht auf Adidas ab

Bei Goldman Sachs nimmt Lindsay Drucker Mann die jüngsten Zahlen für eine Reduzierung des Kursziels auf 62 Dollar zum Anlass. Sorgen bereiten ihr die Probleme im Nordamerika-Geschäft. Dennoch bleibt die Bewertung bei „buy“, da die Analystin die langfristige Story für intakt hält. Adidas hingegen stürmt einem neuen Allzeithoch entgegen und gewinnt fast zwei Prozent. Drei Analysen vom Mittwoch kommen jedoch alle zum Ergebnis „Halten“: Das Düsseldorfer Bankhaus Lampe sieht das Vertrauen in Adidas durch die vermeintliche Nike-Schwäche gestärkt. 

Bei der Commerzbank ist Andreas Riemann davon überzeugt, dass die Probleme nicht auf Adidas überspringen werden. In diese Einschätzung stimmt Analyst Jörg Frey vom Analysehaus Warburg Research vorbehaltlos ein. Das zeigt: Selbst wenn es eigentlich um Nike geht, der Aufsteiger der letzten Monate ist definitiv Adidas. Doch auch die beeindruckende Klettertour der Adidas-Aktie wird irgendwann enden - schließlich hat jeder Berg einen Gipfel. Außer natürlich, den Herzogenaurachern gelingt es, die Naturgesetze durch „disruptive Innovation“ zu überlisten. Abwarten sollte man zumindest den Novemberanfang, denn dann ist auch Adidas wieder mit Quartalszahlen an der Reihe. 

Marius Mestermann

28.09.2016 | 19:16

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