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Gescheiterte Glücksspiel-Übernahme

Das österreichische Glücksspiel-Unternehmen Novomatic GmbH scheiterte kürzlich zusammen mit dem tschechischem Bieterkonsortium Sazka Group beim Übernahmeversuch des teilstaatlichen Konzerns Casino Austria. Die Bundeswettbewerbsbehörde intervenierte, weil eine mögliche Monopolstellung des Novomatics auf dem Markt verhindert werden sollte. Das Unternehmen versucht das Urteil beim Obersten Gerichtshof anzufechten.  

Die Novomatic AG hat es zurzeit nicht unbedingt leicht am österreichischem Glücksspielmarkt: Das Unternehmen plant zusammen mit tschechischen Milliardären, die Kontrolle über das Casino Austria zu übernehmen. Novomatic wollte sich vom alten Eigentümer etwa 40 Prozent der Anteile sichern. Das tschechische Bieterkonsortium hatte sich dagegen schon 11 Prozent der Anteile des teilstaatlichen Casino Austria gekauft. Bei dem tschechischen Konsortium handelt es sich um die Sazka Group, die zu den größten Lottobetreibern Europas gehört. Die Bundeswettbewerbsbehörde befürchtete jedoch, dass der global operierende Glücksspiel-Anbieter Novomatic durch diesen Deal zukünftig eine Monopolstellung auf dem österreichischen Glücksspiel- und Automatenmarkt einnehmen könne und zog das Kartellgericht hinzu, um die Übernahme zu verhindern.  

Bundeswettbewerbsbehörde solle einen fairen Wettbewerb sicherstellen

„Die Bundeswettbewerbsbehörde (kurz BWB) ist in Österreich seit 1. Juli 2002 die für die Sicherstellung des Wettbewerbs zuständige Wettbewerbsbehörde“, so ein Online Casino - Sachverständiger. Dieser erklärt weiterhin, dass die BWB Teil des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend ist und sogar bei Verdacht auf Kartellverstöße durchaus Verfahren einleiten kann. Darüber hinaus kann die Wettbewerbsbehörde die Offenlegung von Geschäftsunterlagen anfordern, sofern sich das betreffende Unternehmen dadurch nicht der strafrechtlichen Verfolgung aussetzt. Zu den weiteren Aufgabengebieten gehören beispielsweise:

•  eventuelle Verzerrung des Wettbewerbs untersuchen

•  Voraussetzungen für einen fairen Wettbewerb schaffen und diesen sicherstellen (nach den
   Europäischen Wettbewerbsregeln in Österreich)

•  Hilfestellung bei Ermittlungsverfahren der Europäischen Kommission

•  ein jährlicher Wettbewerbsbericht   

 

Statistik über Mitarbeiterzahlen beim Glücksspielkonzern Novomatic, Fakten über Mitarbeiter, Standorte und Vermögen des Firmengründern Johann F. Graf 

Infografik: Zahlen und Fakten zur Novomatic AG.

 

Scheitern des Deals stößt auf wenig Verständnis

Die Bundeswettbewerbsbehörde holte sich für dieses Verfahren auch einen deutschen Gutachter zur Hilfe. Der Jurist Rainer Nitsche führt für die BWB bereits seit 2006 Prüfungen durch und übersah auch diverse andere Übernahmen: z.B. den Aufkauf von tele.ring durch die Telekom oder die Übernahme von Adeg durch REWE. 

Bei den Vertretern von Novomatic stieß die Entscheidung der Behörde auf wenig Verständnis. So beklagte Harald Neumann, Chef des Unternehmens, auch den Verlust von Steuergeldern, welche das Finanzministerium und damit die österreichische Staatskasse durch dieses Urteil in Kauf nehmen müsse. Außerdem hätte Novomatic durch diesen Deal etwa 6.000 inländische Arbeitsplätze schaffen können. Darüber hinaus wurden die als unfair empfundenen Auflagen bemängelt, die vom BWB gefordert wurden und mit dem Geschäftsabschluss verbunden gewesen wären. Novomatic hätte nämlich zusätzlich auch vier der eigenen Casinos in Tschechien verkaufen müssen.  

Tabelle: Bruttoeinnahmen Glücksspielbranche Österreich 2015

Die Tabelle zeigt die Bruttoeinnahmen Glücksspielbranche Österreich 2015

Anfechtung vor dem Obersten Bundesgericht

Mit diesem Urteil ist allerdings noch nicht das letzte Wort gesprochen. Novomatic legte kurz vor Ablauf der vierwöchigen Rechtsmittelfrist Rekurs beim Obersten Gerichtshof ein, um letztendlich doch noch zu einer für den Konzern positiven Lösung zu kommen. Dieses laufende Verfahren wolle man jedoch nicht kommentieren, ließ Novomatic-Sprecher Hannes Reichmann verlauten. Welche Argumente das Unternehmen gegen das bestehende Urteil vorbringen will, ist momentan also nicht bekannt. Die tschechischen Investoren wollen ebenfalls weiter versuchen, einen Einstieg in den österreichischen Glücksspielmarkt zu finden und warten auf weitere Ausschreibungen für entsprechende Standorte seitens des Bundesfinanzministeriums. 

Optionen und Alternativen 

Wenn das oberste Bundesgericht die Entscheidung des Kartellgerichts untermauert, hat sich die Übernahme endgültig erledigt. Das ursprüngliche Urteil könnte auch soweit abgeändert werden, dass eine Übernahme doch noch möglich wird. Ein dritter Weg wäre eine Aufhebung des Urteils, was wiederum eine erneute Überprüfung des gesamten Falles bedeuten würde. Scheinbar sucht sogar Finanzminister Hans Jörg Schelling nach Alternativen und einer Lösung, die sich vorteilhaft für Österreich auswirken könnte und alle beteiligten Parteien auch wettbewerbsrechtlich zufrieden stellt. Ein potentieller Kompromiss könnte dabei wie folgt aussehen: Novomatic übernimmt statt 40 Prozent nur etwa 25 Prozent von Casino Austria, das Staatsholding ÖBIB würde in diesem Fall seinen Anteil beibehalten, auch das tschechische Konsortium würde bei seinen insgesamt 11,3 Prozent bleiben, darüber allerdings auch nicht hinausgehen. Die übrig gebliebenen Anteile würden in diesem Fall unter anderen österreichischen Investoren aufgeteilt werden. Sollte Novomatics Anfechtung beim Obersten Gericht abgeschmettert werden, wolle man bei einer Beteiligung von unter 25 Prozent bleiben.  

Novomatic GmbH - Bescheidene Anfänge mit großen Erfolgen

Novomatic ist ein weltweit operierender Glücksspielkonzern mit Hauptsitz in Gumpoldskirchen. Gegründet wurde das Unternehmen vom ehemaligem Fleischermeister Johann F. Graf, der zuvor mit dem Elektrohändler Gerhard Brodnik mit der Firma Brodnik & Graf GmbH importierte, belgische Flipperautomaten in diversen österreichischen Gaststätten aufstellen ließ. Nachdem Johann Graf sechs Jahre nach der Gründung Brodnik & Graf verließ, gründete er 1980 schließlich die Novomatic Automatenhandels GmbH, die sich zunächst mit der Entwicklung und dem Bau von Spielautomaten beschäftigte. Hier machte sich Graf die damalige Umstellung von Elektromechanik zu Elektronik zu Nutze, indem er entsprechende Fachleute einstellte, die sich mit der Materie auskannten. Später sollte die Planung und der Bau ganzer Spielhallen und Casinos hinzukommen. 

Wachstum auf dem globalen Markt

Der Konzern expandierte ständig weiter und konnte nach dem Ende des Kalten Krieges neue Märkte im Osten Europas erschließen. Graf sagt selbst, dass sich sein Unternehmen weniger auf den österreichischen, sondern vielmehr auf den globalen Markt fokussiere. Bereits 1990 war das Unternehmen in 30 Ländern vertreten. Aber auch in ganz Österreich haben sich mittlerweile 200 Filialen der Tochterfirma Admiral Sportwetten niedergelassen. 1997 machte sich Graf eine weitere Innovation des Glücksspielmarktes zu Nutze und investierte in die Multiplayer. Hiermit konnten bis zu 250 Spieler mittels eines Terminals an einem Live-Roulettespiel teilnehmen. Was einst als kleines Unternehmen mit gerade einmal 12 Mitarbeitern begann, ist inzwischen zu einer Aktiengesellschaft angewachsen, die 2011 erstmals 3 Milliarden Euro erwirtschafte. Die Mehrheit des Konzerns hat Johann Graf immer noch selbst inne und er wurde 2015 mit einem Vermögen von 6,6 Milliarden Dollar beim Magazin Forbes genannt.

Das Urteil des BWB ist sicherlich nicht der erste Stolperstein, der sich Novomatic in den Weg legt.  In der Geschichte des Konzerns gab es kleinere und größere Kontroversen und Skandale. Das stetige Wachstum des Unternehmens konnte das allerdings wenig aufhalten. Auch in diesem Jahrzehnt wurde kräftig weiter expandiert: 2010 kaufte die Firma und dessen Tochterunternehmen Astra Games Ltd. unter anderem 70 Prozent des Online-Spiele Entwicklers Greentube auf. 2011 folgten die restlichen 30 Prozent. 

Bildquelle: Yevgen Belich – 453307798 / Shutterstock.com

25.10.2016 | 12:59

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