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Hurra, der Winter ist da!

Frostige Temperaturen, eisige Winde und schneebedeckte Wege. Während die meisten Menschen hierzulande dem Sommer nachtrauern, freut sich die Continental ganz besonders über die aktuellen Witterungsbedingungen. Anleger können sich mitfreuen.

Die Nachfrage nach Winterreifen ist hoch, Continental ist gut im Geschäft. Und zudem hat sich das Geschäft von Deutschlands Marktführer in der Reifenproduktion längst erweitert, die Continental ist zu einem der größten Automobilzulieferer weltweit gereift. Durch den Trend zu mehr Elektronik im Auto explodiert das Geschäft derzeit geradezu. Die Aktie gibt richtig Gummi und eilt von Rekord zu Rekord. Lohnt sich trotz dieser rasanten Himmelsfahrt der letzten Wochen noch ein Einstieg für Aktionäre? Gut möglich.

Das dritte Quartal war ein Erfolg für die Autozulieferer aus Hannover. 886 Millionen Euro (EBIT) verbuchte die Continental, was ein Wachstum von knapp 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutete. Besonders erfreulich lief das Geschäft für die Unternehmenssparte Chassis & Safety, die mit Bremssystemen, Fahrwerkskomponenten und Fahrerassistenzsystemen in den ersten neun Monaten fast 5,5 Milliarden Euro umsetzte. „Die Dynamik bei Fahrerassistenzsystemen hält an“, kommentiert Continental-Vorstand Frank Jourdan die aktuelle Situation. Die Tendenz zu mehr Elektronik im Automobil wird somit zunehmend zum Jobmotor. „Um das Wachstum bei Fahrerassistenzsystemen zu stemmen, stellen wir jedes Jahr bis zu 300 Ingenieure ein“, stellt Jourdan erfreut fest. Für das aktuell laufende Quartal erwartet sich der Automobilzulieferer, der erst seit Herbst letzten Jahres wieder im Dax vertreten ist, einen weiteren Schub durch seine wichtige Reifensparte und relativ günstige Kautschukpreise.

Positiv auf künftige Ergebnisse dürfte sich dabei auch der gerade eingeleitete Strategiewechsel im Umgang mit LKW-Reifen auswirken. Vor wenigen Tagen eröffnete der Dax-Konzern an seinem Hannoveraner Stammsitz eine Recycling-Anlage, die abgefahrene Lastwagen- und Busreifen derart aufbereitet, dass sie wieder an das Niveau fabrikfrischer, nie benutzter Reifen heranreichen. Die Pneus können dadurch bis zu einem Drittel günstiger am Markt angeboten werden. Sogar eine mehrfache Erneuerung der Reifen sei denkbar, wie Manager Setzer jüngst mitteilte. Neben der Wirtschaftlichkeit erlangt Conti durch die neuartige Methode einen Imagegewinn: Die zukunftsträchtige Innovation gilt als grünes Leuchtturmprojekt und wird daher vom Bund finanziell unterstützt.

Haussierende Erwartungen

Bei den Analysten genießt die Continental momentan ohnehin einen hervorragenden Ruf. Das Düsseldorfer Bankhaus Lampe hat die Einschätzung nach sehr guten Quartalszahlen von Halten auf Kaufen angepasst und das Kursziel deutlich von 110 auf 180 Euro angehoben. Analyst Christian Ludwig zeigt sich optimistischer für das Ertragspotenzial des Autozulieferers und Reifenherstellers. Er hob seine Schätzungen entsprechend an. Die französische Großbank Société Générale (SocGen) hat das Kursziel für Continental ebenfalls von 119 auf 157 Euro angehoben, aber die Einstufung auf Hold belassen. Das bereinigte operative Ergebnis (EBIT) im dritten Quartal habe deutlich über den Markterwartungen gelegen, schrieb Analyst Philippe Barrier in einer Studie. Die angehobene Jahresprognose des Reifenherstellers und Autozulieferers bezeichnete der Experte als konservativ. Er hob seine Gewinnprognosen an. Klares Wachstumspotenzial sieht Barrier insbesondere in der Autosparte, wo die Forschungs- und Entwicklungskosten bald ihren Höhepunkt erreichen und neue Verträge für zusätzlichen Umsatz sorgen dürften.

Für 2013 erhöhen die Experten ihre Gewinnschätzung je Aktie um rund 15 Prozent auf 10,06 Euro, die Schätzung für 2014 wird um 2,2 Prozent auf 12,22 Euro gesteigert. Das KGV 2014 liegt bei 12. Weiteren Aufwind dürfte das Continental-Wertpapier im kommenden Jahr durch die bereits getätigten Investitionen in die Reifenmärkte der Schwellenländer bekommen, die sich höchstwahrscheinlich auszahlen werden.

Allerdings sieht sich der niedersächsische Weltkonzern- gerade auf internationaler Bühne- starker Konkurrenz gegenüber. Derzeit ist Conti hinter Bridegestone, Michelin und Goodyear weltweit die Nummer vier. Durch die starke Abhängigkeit vom Heimatkontinent, wo der Dax-Konzern gut die Hälfte des weltweiten Umsatzes erwirtschaftet, scheint Conti im Falle eines Geschäftseinbruchs in Europa möglicherweise nicht breit genug aufgestellt zu sein. Der Handel in Asien und den USA ist bei weitem weniger ausgeprägt als bei vielen Mitstreitern.

Unterm Strich kann die Continental aufgrund der überzeugenden Produktpalette, der guten Positionierung und den deutlichen Fortschritten bei der Entschuldung trotzdem zuversichtlich auf das kommende Jahr blicken. Da sich der US-Fahrzeugmarkt laut Finanzvorstand Wolfgang Schäfer positiv entwickeln werde, und er in China mit einem Spartenwachstum zwischen acht und zehn Prozent rechne, dürfte die Continental auch abseits ihres Heimatkontinents einige Schritte nach vorne machen. Für den europäischen Markt rechne man mit einer Fortführung der Stabilisierung. J.P. Morgan und auch die LBBW erwarten daher für 2014 Ergebnisverbesserungen.

WIM

02.12.2013 | 08:42

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