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Nur ein kurzer Zwischenstopp auf der Überholspur?

Vergangene Woche brach die VW-Aktie massiv ein. Die geplante kostenintensive Vollübernahme des schwedischen LKW-Herstellers Scania sowie ein verhaltene Ausblick auf das aktuelle Jahr trüben die Stimmung bei den Aktionären. Die langfristige Entwicklung ist aber, gerade nach den jüngst veröffentlichten Rekordzahlen von 2013, sehr positiv.

Rekordbilanz! Europas größter Autobauer VW vermeldet erneut Bestmarken bei Umsatz und Gewinn und saust somit weiter mit Vollgas auf der Überholspur. „Wir haben die für 2013 gesetzten Ziele erreicht und sogar übertroffen“, kommentiert Volkswagen-Chef Martin Winterkorn kurz, prägnant und nüchtern die jüngst veröffentlichte Bilanz des abgelaufenen Jahres. Dabei lief es besonders im starken Schlussquartal für die Wolfsburger wie geölt.

Zudem kommt dem Autoriesen zugute, dass der im Sommer 2012 komplett übernommene schwäbische Sportwagenbauer Porsche 2013 erstmals volle zwölf Monate zur Bilanz beitrug. Des Weiteren kann VW Experten zufolge mittlerweile zunehmend von den Einsparungen durch sein neues Produktionssystem profitieren, in das zuvor hohe Investitionen getätigt wurden. Insgesamt erwirtschaftete der Autohersteller einen Umsatz von 197 Milliarden Euro, womit die bisherige Bestmarke aus dem Jahr 2012 um 2,2 Prozent übertroffen wurde.

Der operative Gewinn kletterte um 1,5 Prozent auf knapp 11,7 Milliarden Euro, und beträgt nach Abzug von Steuern und Zinsen 9,1 Milliarden Euro. Profitieren sollen vom guten Ergebnis auch die Aktionäre. Für Stammaktien will der Autobauer 4 Euro Dividende zahlen, was einem Plus von 50 Cent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die stimmrechtslosen Vorzugsaktien erhalten statt 3,56 nun 4,06 Euro.

Für das laufende Jahr fällt der Ausblick hingegen etwas verhaltener aus. Der Umsatz 2014 soll um das Niveau von 2013 pendeln. VW rechnet dabei mit einer Spanne von bis zu drei Prozent über oder unter dem Vorjahreswert von 197 Milliarden Euro. Angesichts der guten Absatzzahlen im Januar und der Tatsache, dass die Absatzkrise auf dem wichtigen Heimatkontinent ein Ende zu haben scheint, stellt diese Perspektive für Anleger eine Enttäuschung dar.

Scania ist offenbar eine Last


Aktuell bemüht sich der Wolfsburger Weltkonzern um die komplette Übernahme des schwedischen LKW-Herstellers Scania. Bislang hält Volkswagen 62,6 Prozent der Scania-Aktien und 89,2 Prozent der Stimmrechte. Für die vollständige Integration des Konzern muss VW mit 6,7 Milliarden Euro tief in die Tasche greifen. Europas größter Autobauer erwartet sich durch den Deal die Schaffung neuer Synergieeffekte, welche langfristig mehrere hundert Millionen Euro bringen sollen.

Analysten sind da eher skeptisch, da es in der LKW-Branche bereits jede Menge Fusionen und Übernahmen gegeben hat, die Synergie-Versprechen nicht ausreichend gerecht wurden. Außerdem kritisieren viele die Übernahmeprämie, die mit gut 50 Prozent als viel zu hoch eingestuft wird. Die Ratingagentur Fitch befürchtet sogar, die aggressive Akquisitionsstrategie könnte den finanziellen Spielraum von VW verkleinern. Volkswagen werde demnach im laufenden Jahr voraussichtlich zwischen 40 und 50 Prozent der geplanten Übernahme aus dem Cashflow finanzieren. Die für den Scania-Deal vorgesehen Kapitalerhöhung sorgt ebenfalls für Unmut bei den Aktionären.

Die geplante Komplettübernahme von Scania und der weit unter den Experten-Schätzungen liegende Ausblick auf 2014 hinterließen vergangene Woche an der Börse deutliche Spuren. Die VW-Aktie brach massiv ein, besonders zu Wochenbeginn, als der Titel um bis zu sieben Prozent nachgeben musste. Damit ist das Papier derzeit weitaus günstiger bewertet als noch vor einer Woche. Das weckt natürlich das Interesse vieler Anleger, die an eine Fortsetzung der Wolfsburger Erfolgsgeschichte glauben.

Und auch die Mehrheit der Experten halten die VW-Aktie auch nach den jüngsten Neuigkeiten für kaufenswert. Seit Montag hat die Website finanzen.net 15 Studien zum Volkswagen-Papier gezählt, von denen mehr als die Hälfte zum Kauf der Anteilsscheine rät. Frank Schwope beispielsweise von der NordLB bewertet die Übernahme der restlichen Scania-Anteile zwar als vergleichsweise teuer, verweist aber gleichzeitig auf die Liquiditätsreserven von über 16 Milliarden Euro, die aus seiner Sicht dazu führen, dass der Preis verkraftbar sei.

Auch Mike Dean, Analyst der Schweizer Bank Credit Suisse, blickt optimistisch in die Zukunft des niedersächsischen Weltkonzerns. Er gibt mit 300 Euro eines der ambitioniertesten Kursziele vor. Nach seiner Beobachtung hat das operative Ergebnis des Unternehmens 2013 die Markterwartung sogar übertroffen. Zudem mache die geplante Vollübernahme von Scania Sinn, da VW die geplante Synergie möglicherweise schon früher umsetzen könne als geplant.

VW-Patriarch Ferdinand Piech ist dafür bekannt, dass er sich von kurzfristigen Kursschwankungen nicht beeindrucken lässt, wenn es um sein Ziel geht, Volkswagen zum größten Autobauer der Welt zu machen. Wenn man sich die Entwicklung der vergangenen Jahre vergegenwärtigt, könnte diese Vision bald erreicht werden. Umso erstaunlicher, dass VW trotz der vielen Erfolgsmeldungen einen so zurückhaltenden Ausblick auf 2014 gibt.


WIM

04.03.2014 | 14:05

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