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Eine Schlüsselrolle

Versicherungswirtschaft: Die Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Deutschland wird häufig unterschätzt. Eine Studie von Prognos hat nun erstmals den volkswirtschaftlichen Beitrag berechnet – mit spektakulären Ergebnissen.

Ein Achtel des gesamten Wirtschaftswachstums in Deutschlands lässt sich auf den Beitrag der Assekuranz zurückführen. Rechnet man den jährlichen Wachstums­impuls durch diese Branche heraus, hätte die Wirtschaftsleistung zwischen 1995 und 2008 nicht um 1,5 %, sondern nur um 1,3 % jährlich zugenommen. Insgesamt beträgt der ­Beitrag der Versicherungswirtschaft zum Bruttoinlandsprodukt Deutschland mit 90,6 Mrd. Euro mehr als 3,4 %. Die Assekuranz beschäftigt hierzulande direkt und indirekt 1,3 Mio. Menschen; das entspricht gut 3 % aller Erwerbstätigen.

Das sind wesentliche Ergebnisse einer aktuellen Untersuchung der Prognos AG, die im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erstellt wurde. „Die Studie unterstreicht, dass wir eine leistungsstarke Branche sind, die einen großen Wert für ihre Kunden schafft und einen enormen Wachstums- und Wohlstandsbeitrag liefert“, sagte GDV-Präsident Alexander Erdland bei der Vorstellung. „Versicherungsschutz erweitert die Handlungsspielräume von Menschen und Unternehmen und stabilisiert die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft.“

Auch international nimmt die deutsche Versicherungswirtschaft eine Spitzenposition ein. Während Deutschland den weltweit sechstgrößten Erstversicherungsmarkt hat, gehören deutsche Erstversicherer zu den führenden Anbietern auf zahlreichen ausländischen Versicherungsmärkten. Im Rückversicherungsgeschäft ist die Bundesrepublik mit einem Anteil von 31 % der globalen Beiträge sogar der weltweit führende Standort. Diese Stärke spiegelt sich in einer einzigartigen Kompetenzlandschaft wider, die durch eine gro-ße Vielfalt von Versicherungs­-
un­ternehmen, leistungsfähigen Verbands- und Aufsichtsstrukturen sowie von hochkarätiger Forschung und Lehre gekennzeichnet ist.

In Deutschland hat die Assekuranz über den Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt, zur Erwerbstätigkeit und auch zu den Steuereinnahmen hinaus zentrale Funktionen für den Wirtschaftsstandort. Denn sie ist ein wichtiger Vorleister für fast alle Unternehmen in sämtlichen Branchen: Sie entlastet Wirtschaftsakteure von Risiken und unterstützt sie bei ihrem Risikomanagement.

Diese Effekte werden am Beispiel der Gewerbeversicherung deutlich. Durch die Übernahme von Risiken machen die Versicherer unternehmerisches Handeln in vielen Fällen erst möglich. Beispielsweise ist ein Haftpflichtversicherungsschutz oft Voraussetzung für eine freiberufliche oder unternehmerische Tätigkeit. Auch Investitionen in Produktionsgebäude oder -anlagen erfordern in der Regel den Abschluss einer Sachversicherung. In jedem Fall erleichtert der Versicherungsschutz wirtschaft­liche Aktivitäten und ermöglicht effizientere Kostenstrukturen. So sind Unternehmen zum Beispiel nicht mehr gezwungen, Eigen­kapital und hohe Rücklagen für eventuelle Schadensfälle vorzuhalten. Als eines der drei weltweit exportstärksten Länder ist Deutschland besonders auf die Absicherung von Handelsrisiken angewiesen. Hierzu zählen etwa Transport- und Kreditrisiken. Leistungsfähige Versicherungslösungen sind eine Voraussetzung dafür, dass sich die deutschen Unternehmen so stark international engagieren.

Eine wichtige Rolle für Unternehmen, Politik und Gesellschaft übernehmen Versicherungen auch in ihrer Funktion als ­Risikoträger. Damit werden die Kosten der entsprechenden Risiken sichtbar gemacht und können so in Investitionsentscheidungen einfließen. Dies ermöglicht den Akteuren, zu fundierteren Entscheidungen zu gelangen. Mit ihrem Spezialwissen übernehmen Versicherungsunternehmen auch eine wichtige Rolle bei der Prävention von Schäden, zum Beispiel durch die Beratung ihrer Versicherungsnehmer oder durch die Bereitstellung von Risikoinformationssystemen. Prominentes Beispiel ist die Gefahr durch Viren, Trojaner oder gezielte Hackerangriffe, die erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen können. Diese Cyberrisiken verändern sich schnell und sind nur schwer einschätzbar. Hier werden auch die Grenzen der Versicherbarkeit deutlich.

Aktuell ist die Versicherungswirtschaft mit einer Reihe von Herausforderungen kon­frontiert. Angesichts niedrigerer Wachstumsraten in den vergangenen Jahren hat sich der Wett­bewerb unter den Gesellschaften intensiviert. Das Geschäftsumfeld leidet unter schwächeren Konjunkturaussichten und der erhöhten Unsicherheit über die weitere gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Die Kapitalmärkte sind nach wie vor von einer hohen Volatilität gekennzeichnet. Die expansive Geldpolitik der Notenbanken sorgt weltweit für ein Niedrigzinsumfeld und könnte längerfristig darüber hinaus zu einer höheren Inflation führen. Insbesondere die Lebensversicherer stehen angesichts eines so schwierigen Kapitalmarktumfelds vor der Aufgabe, die Folgen der Niedrigzinspolitik zu bewältigen und für die Sparer weiterhin hohe Auszahlungen ihrer Policen zu ermöglichen sowie neue attraktive Produkte zu kreieren.

Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen hat die deutsche Versicherungswirtschaft sowohl auf dem Heimatmarkt als auch im globalen Wettbewerb durchaus gute Zukunftsperspektiven. So dürfte der Aufgabenbereich der privaten Versicherung in Deutschland künftig wachsen. Die Alterung der Gesellschaft im Zuge des demografischen Wandels, die angespannte Finanzlage bei den öffentlichen Haushalten sowie der kontinuierliche Bedeutungsverlust des traditionellen Sicherungsmodells Familie dürften zu einem weiteren Bedeutungsgewinn der privaten Vorsorge führen. Dabei werden die individuellen Absicherungsbedürfnisse immer unterschiedlicher. Dies kommt den Versicherungsunternehmen entgegen, die flexibler auf derartige Veränderungen reagieren können.

Auch im Hinblick auf die zunehmende globale Vernetzung und eine immer höhere Komplexität wirtschaftlichen Handelns nimmt die Relevanz der Versicherungswirtschaft zu. Überdies verändern der Klimawandel und der vermehrte Einsatz neuer Technologien die Risikolandschaft. Das heißt – neben zahlreichen Chancen – ein gestiegenes Gefahrenpotenzial sowohl für Unternehmen als auch für Privatpersonen und erhöht den Stellenwert von Versicherungslösungen.

Durch die unverzichtbaren Funktionen, die die Assekuranz für die Gesellschaft übernimmt, ist ihre Bedeutung für das Wachstum des BIP sehr viel höher als die fast aller anderen Wirtschaftsbereiche. Vor allem die zunehmenden Aufgaben im Rahmen des gesellschaftlichen Risikomanagements – von den demografischen Veränderungen bis zum Klimawandel – bieten der Branche weiterhin gute Zukunftschancen als wichtiger Partner für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

03.02.2014 | 18:47

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