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Schweiz: Kollekte fürs Kino

Täglich erleben wir großartige Filmpremieren. Aber wie werden Hollywood-Filme eigentlich heute finanziert? Ein Schweizer Unternehmen hat sich auf die Zwischenfinanzierung spezialisiert, deren Rückzahlung schon vor dem Filmstart sichergestellt wird.

Steffen Aumüller liebt das Filmgeschäft. Der erfahrene Manager hat deshalb gemeinsam mit Partnern ein Unternehmen gegründet, das eine Lücke bei der Finanzierung von Filmen schließt, die bisher fast nur von Banken genutzt ­wurde. Die meisten Investoren im Filmgeschäft möchten am Erfolg des Filmes teilhaben und geben deshalb Eigenkapital. Doch das birgt Risiken. Denn viele Filme spielen nicht die erwarteten Erlöse ein und der Investor schaut in die Röhre. Einige Investoren in Deutschland sind an diesem Problem und an der Komplexität des Filmgeschäfts gescheitert.

„Irgendwann habe ich festgestellt“, so Aumüller, „dass die Banken mit ihrer Zwischenfinanzierung selbst bei erfolglosen Filmen ihr Geld verdienen. Denn deren Zwischenfinanzierung ist voll abgesichert und wird vor dem Filmstart zurückgezahlt – damit ist man unabhängig vom Erfolg in den Kinokassen.“ Warum also das Geschäft den Banken überlassen, fragte sich Aumüller und gründete mit Zülfikâr Güzelgün, einem in Sachen Risikomanagement und Risikoabsicherung erfahrenen Schweizer Bankingexperten, The Bridge Finance Company AG (TBFC). Die Kombination aus langjähriger Medien- und Bankingerfahrung bietet dafür die perfekte Voraussetzung. „Mit unserem Risiko­management“, erklärt Güzelgün, „können wir eine durch Collaterals abgesicherte Rendite darstellen.“ Und Aumüller stellt klar: „Es handelt sich nicht um ein Pri­vate-Equity-Investment, sondern um abgesicherte Darlehen.“

Für TBFC gilt ein Prinzip: Das Geschäftsmodell muss transparent und einfach sein und den Investoren die Angst vor einem Filminvestment nehmen, denn schließlich handelt es sich um einen unkorrelierten und stetig wachsenden Markt. Das Züricher Unternehmen sammelt europaweit Geld von Investoren ein, mit dem ausschließlich in internationale Filmproduktionen investiert wird. Bevorzugt werden kommerzielle Filme mit Produktionskosten von 5 bis maximal 25 Mio. US-Dollar. Namhafte Darsteller gehören zum Geschäft: Schauspieler wie Vince Vaughn, Oscar-­Preisträgerin Jennifer Connelly oder Harvey Keitel spielen in den von TBFC zwischenfinanzierten Filmen.

Fünf Hollywood-Filme wurden auf diese Weise bereits erfolgreich durch die TBFC finanziert. Das Geschäftsmodell entspricht dem amerikanischen Markt und seinen Gepflogen­heiten und ist in Deutschland bisher kaum bekannt.

Filmförderung zahlt erst für fertigen Film

Wozu brauchen Filmproduzenten eine Zwischenfinanzierung, also Fremdkapital, vor einem Filmstart? Die Antwort ist einfach: um zum Drehbeginn ­eine Liquiditätslücke zu schließen, da die US-Filmförderung und die Verleiher erst bei Auslieferung des fertigen Films zahlen. Zuvor müssen aber schon Vor­ableistungen erbracht werden, um die Produktion des Films zu ermöglichen – hier kommt die TBFC ins Spiel.

Eine gute Vertriebsgesellschaft für den Film ist dann die halbe Miete. Für den weltweiten Filmvertrieb gibt es aber nur eine Handvoll kompetenter Unternehmen. Hier muss man sich nicht nur mit guten Filmideen,­ sondern auch mit einem soliden Vertriebskonzept gegen vielfache Konkurrenz durchsetzen. Die garantierten Steuergutschriften in den USA und die abgeschlossenen Vertriebsverträge dienen der TBFC daher als Sicherheit für die gegebenen Darlehen.

Was kompliziert klingt, ist für Experten wie Aumüller und Güzelgün kein Problem. „Diese Prozesse mit ihren dazugehörigen Verträgen sind in den USA so standardisiert, dass wir das mit einem kleinen, professionellen Team in Zürich und Los Angeles sehr gut stemmen können.“ 

uno

24.05.2014 | 16:44

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