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Wacker: Die Zeichen stehen auf Angriff

2013 war kein gutes Jahr. Der erfolgsverwöhnte Spezialchemiekonzern Wacker musste einen herben Rückschlag verkraften. Das international agierende Unternehmen mit Sitz in München hatte allen voran an der Solarkrise arg zu knabbern. Die Folge: Kräftige Gewinneinbrüche. Doch damit soll jetzt, im Jubiläumsjahr, endlich Schluss sein.

Im Jahre 1914 wurde die Wacker Chemie gegründet, am 13. Oktober feiert das Unternehmen seinen 100. Gebutstag. Wird rechtzeitig zum Jubelfest nun endlich alles besser? Vorstandschef Rudolf Staudigl jedenfalls ist da sehr hoffnungsfroh: „Nach zwei herausfordernden Jahren bin ich für 2014 optimistischer“.  Wacker Chemie rechnet fest mit einem Plus bei Umsatz und Gewinn. Das operative Ergebnis soll um mindestens 10 Prozent zulegen, bei den Erlösen prognostiziert man einen Anstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich.

Neben dem Erwerb der Mehrheit eines Gemeinschafsunternehmens mit Samsung soll allerdings auch ein Sonderertrag von rund 115 Millionen Euro, den die Münchner durch die Neuregelung der Vertrags- und Lieferbeziehungen mit einem Kunden aus der Solarindustrie verbuchen konnten, dabei helfen, die Unternehmensziele zu erreichen. Impulse erhofft man sich zudem durch die sich erholenden Geschäfte mit hochreinen Ausgangsstoffen für die Solar- und Halbleiterwirtschaft. Das Solargeschäft spielt nach wie vor trotz der schwierigen Lage eine wichtige Rolle in der Unternehmensplanung.  So setzt das Traditionsunternehmen auch in Zukunft auf den Ausbau der Solartechnik, und liefert dafür den Grundstoff. „Wir erwarten, dass unser Polysiliziumgeschäft im Umsatz wachsen wird. Dabei helfen sollen nicht nur höhere Absatzmengen. Wir sehen auch Chancen für eine leichte Erholung bei den Preisen“, kommentiert Staudigl das risikoreiche Projekt.

Aktuell läuft es für Wacker Chemie richtig gut. Bereits im Schlussquartal des abgelaufenen Jahres konnten die Münchner eine überraschend positive wirtschaftliche Entwicklung verzeichnen. Dieser Schwung wurde mit ins neue Jahr genommen: Im Januar und Februar freute man sich bei Wacker bereits in allen Geschäftsbereichen über eine solide Nachfrage. Daher soll der Umsatz im ersten Quartal von 1,08 Mrd. Euro im Vorjahr auf 1,11 Mrd. Euro ansteigen. Dennoch müssen die Aktionäre einen Dividenden-Rückgang schlucken. Aufgrund des schlechten Geschäftsjahres 2013- das operative Ergebnis fiel um fast 15 Prozent auf 679 Millionen Euro, der Gewinn schmolz auf mickrige 6 Millionen Euro-sollen die Anleger nur noch 50 Cent je Aktie erhalten. Im Vorjahr gab es noch 60 Cent je Anteilsschein.

Für gute Laune bei den Aktionären sorgt hingegen die jüngst erzielte Einigung mit dem chinesischen Wirtschaftsministerium, die es Wacker Chemie ermöglicht, seine chinesischen Kunden weiter Polysilizium zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten. Die drohenden Antidumpingzölle sind somit kein Thema mehr. Die Übereinkunft verpflichtet den Chemiekonzern, das an seinen europäischen Produktionsstätten hergestellte Polysilizium in China nicht unter einem bestimmten Mindestpreis, der sich an gängigen Marktpreisen orientiert, abzusetzen. Im Gegenzug versprach die chinesische Regierung  auf Antidumping- und Antisubventionszölle bei diesem Material zu verzichten. Probleme bereiten dem hundert Jahre alten Unternehmen indes die hohen Energiekosten. Die Reaktoren des Weltkonzerns vor allem in Burghausen und Nünchritz verschlingen riesige Strommengen. Mit einer jährlichen Anzahl von 3700 Gigawattstunden Elektrizität verbraucht Wacker Chemie rund ein Prozent der gesamten Strommenge Deutschlands.

Bei den Experten gehen die Meinungen über die Entwicklung der Wacker-Aktie weit auseinander. So hat beispielsweise die US-Investmentbank Merrill Lynch Wacker Chemie mit Buy und einem Kursziel von 114,00 Euro wieder in die Bewertung aufgenommen. Als einer der drei größten Hersteller des Solarmodul-Bestandteils Polysilizium habe der Spezialchemiekonzern von boomenden Bedingungen rund um die Wertschöpfungskette profitiert, schrieb Analyst Laurent Favre in einer Studie. Die überdurchschnittliche Wertentwicklung der Aktie zum Sektor dürfte weitergehen, weil Wacker mit seiner Erholung auf eher gedämpfte Erwartungen bei Analysten treffe. Seine Schätzungen für das operative Ergebnis (Ebitda) lägen für die kommenden drei Jahre im Schnitt neun Prozent über dem Marktkonsens. Die US-Bank Citigroup hingegen hat die Einstufung für Wacker Chemie nach den endgültigen Jahreszahlen auf Sell mit einem Kursziel von 60 Euro belassen. Er habe seine Prognosen für 2014 und 2015 merklich gesenkt, schrieb Analyst Andrew Benson in einer Studie. Die Geschäfte des Spezialchemiekonzern und Halbleiter-Zulieferers erholten sich zwar, diese Entwicklung werde jedoch im Aktienkurs überbewertet. Die Commerzbank hat die Einstufung für Wacker Chemie nach dem Ausblick für 2014 auf Hold mit einem Kursziel von 97 Euro belassen. Der Spezialchemiekonzern und Halbleiter-Zulieferer dürfte sein Ziel, das operative Ergebnis (Ebitda) 2014 um mindestens zehn Prozent zu steigern, im weiteren Jahresverlauf nach oben revidieren können, schrieb Analyst Georg Remshagen in einer Studie.
Für Rudolf Staudigl und seine Vorstandskollegen sind die gebremst optimistischen Analystenstimmen nicht genug. Sie sind fest entschlossen, zur Jubiläumsfeier ihrer Wacker-Chemie deutlich verbesserte Zahlen vorzulegen.

WIM

24.03.2014 | 10:16

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