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Wie Warren Buffett grün investiert

Er ist die lebende Legende unter den Starinvestoren. Er liebt klassische Aktien wie Coca-Cola oder IBM. Doch nun spekuliert er immer stärker mit grünem Geld. Allerdings trickreich.

Warren Buffett ist 83 Jahre und mit rund 62 Mrd. US-Dollar nicht nur einer der reichsten Menschen der Welt. Er schlägt auch immer noch Jahr für Jahr durch geschickte Investitionen die Börsenindizes – und zwar deutlich. Mit seiner Investmentfirma Berkshire Hathaway zeigt er auf ganz altmodische Weise den coolen Börsenprofis, wie man wirklich Vermögen macht. Er kauft fast ausschließlich so­lide, werthaltige Aktien, Unternehmen und (wenige) Anleihen mit betont langfristigem Anlagehorizont. Buffett hat damit von 1965 bis heute eine unglaubliche Jahresrendite von mehr als 20 % pro Jahr erwirtschaftet.

Er setzt gern auf klassische Aktien wie Coca-Cola, Wells Fargo oder IBM. Und er investiert munter weiter. Von einem Börsencrash geht der legendäre Investor nicht aus: „Wir befinden uns nicht in einer Blase“, tritt Buffett Medienberichten entgegen, wonach er die Märkte für überbewertet halte und sich bereits für einen Crash wappne. „Mindestens für die ersten zwölf Jahre nach meinem Tod bin ich bullish wie eh und je“, scherzte er dieser Tage öffentlich.

Derzeit hat Berkshire Hatha­way mehr als 40 Mrd. US-Dollar flüssig, und die Barbestände nehmen schneller zu, als sie investiert werden können. Buffett räumt ein, dass der Tag nicht fern sei, an dem Berkshire „mehr Geld haben wird, als es intelligent investieren kann“. Neben dem riesigen Aktienportfolio wird das Reich Buffetts bereits handfester. Eisenbahnen, Energieversorger, ja sogar den Ketchup-Hersteller Heinz hat er übernommen. Da er noch lange nicht ans Aufhören denkt, will er nun gemeinsam mit seinem 90-jährigen Co-Vorstand Charlie Munger das Portfolio bunter machen. Die Farbe Grün spielt dabei neuerdings eine größere Rolle.

Über seine Gesellschaft Mid­American mit Sitz in Des ­Moines steigt er nach und nach ins Öko-Energiegeschäft ein. Solarkraftwerke und Windradparks gehören mittlerweile zu seinem Imperium. MidAmerican Energy baut mehr als ein Gigawatt an Windenergie und investiert in die weltgrößte Photovoltaik-Anlage in Arizona. Dabei folgt Buffett freilich keinem weltanschaulichen, sondern einem rein ökonomischen Kalkül: „Ich tue alles, um die Steuerlast für meine Investmentfirma zu senken. Darum bauen wir derzeit jede Menge Windparks. Das ist sowieso der einzige Grund, sie zu bauen. Ohne den Steuernachlass machen die gar keinen Sinn.“

Doch Buffett hat noch ein zweites Motiv für seine grünen Milliardeninvestments. Er hat erkannt, dass sie gut handelbare Assets sind, dass man mit ihnen also perfekt spekulieren kann. Und so lässt er Windparks ­bauen, um sie gezielt weiterzuverkaufen. So hat Google jetzt einen grünen Großdeal mit Buffett abgeschlossen. Der Internetriese hat zugestimmt, 407 Megawatt an Windenergie von MidAmerican Energy zu kaufen. Die gekaufte­ Kapazität soll dazu genutzt werden, das Datenzentrum von Google in Council Bluffs im US-Bundesstaat ­Iowa mit Energie zu versorgen. Die Vereinbarung ist Teil von Googles Bemühungen, die eigenen Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Und so wurde der Deal symbolträchtig genau am „Earth Day“ (22. April) bekannt, dem Tag des Umweltschutzes, dem der Internet­riese auch ein eigenes Doodle-­Logo widmete. Insgesamt hat sich Google nun dazu bereit erklärt, insgesamt mehr als ein Gigawatt aus erneuerbaren Energien zu kaufen.

Ikeas grüne Energieprojekte

Google ist nicht der einzige Konzern, der bei seiner Energieversorgung auf grüne Quellen setzen möchte. Auch Ikea, der weltweit größte Möbel-Einzelhändler, hatte vor Kurzem sogar einen im Bau befindlichen Windpark im US-Staat Illinois gekauft. Das 98-Megawatt-Projekt rund 176 Kilometer nordwestlich von Indianapolis wird den Planungen zufolge in der ersten Hälfte des kommenden Jahres fertiggestellt, wie Ikea mitteilte. Der Konzern will bis 2020 so viel Strom aus erneuerbaren Energien produzieren, wie er verbraucht. Ikea hat bereits in Windparks in Kanada und Europa, darunter in Deutschland, investiert.

Auch Facebook bucht schon bei Buffett sein grünes Mäntelchen. So soll ein Datencenter, das 2015 in Altoona, Pennsylvania, eröffnet werden soll, komplett durch Windenergie betrieben werden. Ausgeführt wird das Vorhaben ebenfalls von MidAmerican Energy. Der Windpark soll 138 Megawatt Leistung an die Facebook-Rechner liefern.

Der findige Buffett hat also wieder einmal einen Megatrend rechtzeitig erkannt – und einfach vor anderen investiert. Er mag von Windrädern und Solarenergie nichts halten, aber wenn er sie anderen teuer verkaufen oder Steuern sparen kann, dann ist er lebhaft dabei. Seit 2004 in­stalliert seine MidAmerican Energy systematisch Windturbinen in den Vereinigten Staaten. In den vergangenen zehn Jahren ist das ­Unternehmen sogar zum führenden Windparkentwickler der USA aufgestiegen. Die größten Investitionen fließen in Windparks im Bundesstaat Iowa.

Und Buffetts Firma baut groß: Allein 2011 ergänzte MidAmerican sein Iowa-Portfolio um 593 Megawatt Windenergie-Kapazität, weitere 409 Megawatt kamen im Folgejahr dazu. Schlagzeilen machte Buffett dann mit der Nachricht, dass seine Firma knapp 2 Mrd. US-Dollar in den Ausbau der Windenergie steckt. Bis 2015 sollen allein in Iowa über 1 000 Megawatt über Wind generiert werden. Insgesamt möchte das Unternehmen schon im kommenden Jahr Windkraftanlagen betreiben, die etwa 3 335 Megawatt liefern. Und jedes einzelne Watt spart entweder Steuern oder ist weiterzuverkaufen – am besten beides.

Damit beweist Buffett einmal mehr, dass bei Kapitanlagen der gesunde Menschenverstand ein ziemlich guter Ratgeber sein kann. Wenn alle Welt grün werden will, dann besorg dir rechtzeitig etwas Grünes. Die Welt sei einfacher, als es komplizierte­ Analysen suggerieren. Buffett empfiehlt daher: „Sowohl Privat­anleger als auch institutionelle Anleger werden ständig dazu angehalten, aktiv zu investieren, und zwar von genau jenen, die mit Ratschlägen oder Transaktio­nen ihr Geld verdienen. Die daraus entstehenden Abwicklungskosten können immens ausfallen und für Investoren insgesamt doch ohne Nutzen bleiben. Deshalb ignoriert das Geplapper, ­reduziert eure Kosten auf ein Minimum und investiert, wie ihr in eine Farm investieren würdet.“

Buffet denkt grüner als man meint

Dem Wort Bauernregel gibt Buffett also eine völlig neue Bedeutung. Die Bewirtschaftung eines langfristigen Portfolios solle der eines Landwirts folgen: die Aussaat in gute Böden einfach abwarten – mit der Zeit wachse eine Ernte heran. Jahr für Jahr. Tatsächlich hat man errechnet, dass Buffett seine Erfolgsaktien im Durchschnitt genau ein Jahr gehalten hat. Windparks bald auch. Buffett ist bauernregeltechnisch grüner, als man denkt. Seine beiden wichtigsten - und vollkommen schwarz-weißen – Regeln aber würde er nie aufgeben: „Rule No. 1: Never ­lose money. Rule No. 2: Never forget rule No. 1.“

12.07.2014 | 21:22

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