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Aktienwert versixtfacht

Der Mobilitätsdienstleister ist eine deutsche Erfolgsgeschichte. Das Unternehmen mit einer über 100-jährigen Geschichte hatte in den letzten Jahren bemerkenswerte Wachstumszahlen. Infolgedessen hat sich der Aktienkurs innerhalb der letzten fünf Jahre versechsfacht. Die neuesten Geschäftszahlen können sich ebenfalls sehen lassen.

Sixt will es jetzt international so richtig wissen. Das große Ziel des nach wie vor umtriebigen Unternehmers Erich Sixt war es schon immer, den amerikanischen Markt zu erobern. „Amerika ist toll. Da kann ich mir schon tausend Sixt-Stationen vorstellen“, schwärmt der fast 70-jährige Vorstandschef mit fast kindlicher Begeisterung. Erich Sixt besitzt zudem gut 60 Prozent der Stammaktien. Und diese Aktien sind in jüngster Vergangenheit durch die Decke geschossen. Innerhalb von weniger als zwei Jahren hat sich das Sixt-Wertpapier verdoppelt. Seit 2009 versechsfacht. Seit 1999 war der Aktienkurs nicht mehr auf einem so hohen Niveau. Die Gründe dafür sind mannigfaltiger Natur, unter anderen konnte Sixt seine Volumenanteile auf den Märkten Spanien und Frankreich ausbauen. Auch Investitionen in Marketing und Vertrieb können hierbei als Gründe genannt werden. Insgesamt lässt sich eine starke Phase für die gesamten Branche seit dem letzten Sommer ausmachen.

Der satte Gewinnsprung der vergangenen Woche gründet in erster Linie auf den überraschend positiven Geschäftszahlen, die der Mobilitätsdienstleister jüngst vorlegte. Auf der Jahrespressekonferenz in München gab Sixt die vorläufigen Eckdaten zur positiven Geschäftsentwicklung 2013 bekannt. Zuvor hieß es von Konzernseiten, dass man lediglich ein leichtes Wachstum erwarte. Unterm Strich konnte das Unternehmen mit Sitz in Pullach bei München nun aber ein Ergebnis vor Steuern (EBT) von 137 Millionen Euro präsentieren. Das sind fast 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch der Konzernüberschuss steigerte sich um erstaunliche 19,2 Prozent. „Wir haben unsere ursprünglichen Erwartungen deutlich übertroffen und ein Ergebnis auf Rekordniveau erwirtschaftet“, konstatiert der Vorstandsvorsitzende Sixt. Tatsächlich gehören diese Ergebnisse zu den besten der über 100-jährigen Unternehmensgeschichte.

Zunächst beschränkte sich Sixt 1912 als erste Autovermietung Deutschlands auf München und wurde mit dem Slogan „Sixt Autofahrten und Selbstfahrer“ Kult. Inzwischen liegt die oberste Priorität des Konzerns mit der markanten Farbe orange nicht einmal mehr auf dem europäischen Kontinent. Erst vor ein paar Monaten lautete die Devise noch: „Bis 2015 Nummer Eins in Europa“. Aber nun gilt für Sixt in Europa Profitabilität als höchste Tugend. Es sei kein Wert an sich, der größte Marktteilnehmer in Europa zu sein, heißt es aus Pullach. Damit blickt die Mobilitätsfirma auf den Branchenprimus Europcar und den großen Konkurrenten Avis. Denn beide Unternehmen wiesen zuletzt erschreckend schwache Zahlen für Europa aus.

Das Motto: „Go West“

Die Vereinigten Staaten sind der weltweit größte Mietwagenmarkt. Und auf diesem Markt will der oberbayerische Konzern nun auch verstärkt mitspielen. Von den weltweit gut 2000 Sixt-Stationen befinden sich bisher nur 26 in den USA. Man erwartet sich von weiteren Stationen besonders gute Umsätze in den Touristenregionen wie Kalifornien oder Hawaii. Deutsche Oberklasse-Autos seien dort ohnehin gefragt - am besten von einem deutschen Vermieter wie Sixt.

Während Unternehmen anderer Branchen noch so schwierige Markteintrittsbarrieren in Kauf nehmen, um in den chinesischen Markt einzudringen, zieht es Sixt nicht nach Fernost. Denn dort gebe es noch keinen funktionierenden Autovermietungsmarkt. Nach mehreren gescheiterten Versuchen zieht sich Sixt also zunächst aus China zurück. Zu niedrige Mietpreise und ein unübersichtlicher Markt seien für diesen Schritt ausschlaggebend gewesen. Allerdings profitiert Sixt in einer anderen Weise von Chinesen. Nämlich durch Touristen und Geschäftsleute, die nach Europa reisen. Aktuell verhandelt der Mobilitätsdienstleister mit dem Verkehrsministerium, um Führerschein-Hürden für Chinesen in Deutschland abzubauen. Denn momentan müssen Kunden mit chinesischem Führerschein diesen erst übersetzen und notariell beglaubigen lassen, bevor sie ein Auto mieten dürfen. Die Krim-Krise trifft Sixt bisher nur marginal. Denn in Russland gibt es nur acht Franchise-Sixt-Stationen – und dabei soll es vorerst auch bleiben. „Wir würden in Russland niemals Geld investieren“, betont Sixt. Doch auch hier ist der Verweis auf russische Touristen und Geschäftsleute, die Sixt in Westeuropa nutzen, legitim.

Neben dem Kerngeschäft der Autovermietung mischt der Mobilitätsdienstleister mit einem Jahresumsatz von 1,66 Milliarden Euro auch in anderen Bereichen mit. Mit Leasing- und vor allem Carsharing-Angeboten wollen die Pullacher auf gegenwärtige Trends reagieren. Zusammen mit BMW betreibt Sixt in einem Joint Venture DriveNow. Das in Deutschland weit verbreitete Carsharing-Programm zählt inzwischen immerhin 250.000 Kunden. Damit ist DriveNow drittgrößter Anbieter in Deutschland. Aber: Mit Carsharing lässt sich aktuell noch kein Geld verdienen. Allenfalls kleine Gewinne können die diversen Anbieter generieren. „Carsharing wird unter den großen Anbietern eher als Investition in die Zukunft betrachtet“, erklärt ein Mobilitätsforscher.

Doch wie sieht es aus mit einer Kapitalanlage in Sixt-Aktien; ist es überhaupt noch sinnvoll jetzt einzusteigen? Die Meinungen darüber sind zweigeteilt. Zum einen befindet sich der Aktienkurs dieser Tage auf einem für Sixt seit Jahren nicht erreichten Niveau, sodass fraglich ist, wie lange der Aufwärtstrend noch anhält. Andererseits bewerten Analysten das Papier aus genannten Gründen überwiegend positiv: So hat Daniel Gleim von der Commerzbank das Kursziel auf 33 Euro angehoben. Noch liegt der Wert der Aktien unter der 30-Euro-Marke. Der vom Autovermieter für 2016 angepeilte Vorsteuergewinn von 170 bis 200 Millionen Euro werde durch die anhaltend gute Nachfrage immer glaubhafter, so der Analyst. Erfreulich für die Aktionäre ist auch die Ankündigung einer höheren Dividende. Denn für 2013 will Sixt seinen Anlegern einen Euro je Stammaktie (1,02 Euro je Vorzugsaktie) zahlen. Das entspricht bei aktuellem Kurs einer Rendite von rund 3,5 Prozent.

Fazit

Der Mobilitätsdienstleister Sixt begeistert dieser Tage seine Stake- und Shareholder. Überraschend positive Geschäftszahlen und ein herausragender Aktienkurs prägen die finanzielle Lage des bayerischen Konzerns. Die Wachstumsaussichten für 2014 sind gut, den Fokus möchte Sixt dabei auf den amerikanischen Markt legen.

WCW

01.04.2014 | 09:12

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