Biotechnologie: Produktzulassungen treiben Umsätze an
2018 dürfte ein weiteres intensives Jahr für BB Biotech werden. Zahlreiche wichtige klinische Versuchsergebnisse und behördliche Zulassungen dürften dafür sorgen, dass dem Biotechnologiesektor und unseren Beteiligungen weiterhin viel Aufmerksamkeit zuteilwird. Die Lancierung neuer Produkte und ihr Markteintritt werden in unseren Augen das bereits zugrundeliegende Umsatzwachstum und den Cashflow, derer sich die Branche und unsere Portfoliounternehmen erfreuen, weiterhin steigern.
Von Daniel Koller
Anhaltende Investitionen in die Forschungspipelines werden die Weiterentwicklung in der Pharmabranche vorantreiben. Akquisitionen und Allianzen werden nach wie vor eine zusätzliche Diversifikations- und Wachstumsquelle darstellen, begünstigt durch die jüngste Senkung der US-Körperschaftssteuer und die Möglichkeit zur Rückführung von Auslandsvermögen in die USA. Die Debatte um die Preisgestaltung von Medikamenten und die Änderungen des Affordable Care Act (Obamacare), die vermutlich eine Verringerung der Anzahl Krankenversicherter in den USA zur Folge haben werden, dürften unseres Erachtens auch künftig zu einer gewissen Verunsicherung an den Märkten führen. Wir glauben jedoch, dass die von der Biotech-Branche bereitgestellten innovativen Produkte der Qualität der individuellen medizinischen Versorgung zugutekommen und dadurch deren hohe Preise stützen.
Investitionen in die Forschungspipeline
Die zahlreichen Produktzulassungen und erfolgreichen Produktlancierungen haben beachtliche Investitionen in die Entwicklung weiterer neuartiger Medikamente ermöglicht, die bisherige Methoden dramatisch verändern und die Lebensqualität von Patienten verbessern könnten, die unter Krankheiten mit erheblichem medizinischem Bedarf leiden. Alleine im Jahr 2017 wurden in den USA 46 neue Produkte zugelassen, so viele wie seit 20 Jahren nicht mehr: 19 dieser Produkte wurden von Biotech-Unternehmen entwickelt. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat 2017 insgesamt Empfehlungen für 35 neue Arzneimittel ausgesprochen, von denen 14 von Biotech-Unternehmen stammen.
Besonders angetan sind wir von Entwicklungsunternehmen, die in neue Technologieplattformen investieren, die als Basis für die Herstellung zahlreicher Wirkstoffkandidaten zur möglichen Behandlung einer Vielzahl einzigartiger und unterschiedlicher Indikationen dienen könnten. Dazu zählen Alnylam Pharmaceuticals, Ionis Pharmaceuticals, Macrogenics und Moderna. Grosses Interesse wird auch Pharmaunternehmen mit einzelnen Produkten entgegengebracht, die sich wegen ihres klinischen Erfolgs bei mehreren Indikationen über einen langen Zeitraum erfolgreich vermarkten lassen. Diese Produkte stellen eine beständige Quelle für künftiges Wachstum dar, nachdem sich ihr Umsatz mit Blick auf die Anfangsindikation stabilisiert hat. Ein Paradebeispiel dafür ist Soliris von Alexion. Das Präparat, das inzwischen für mehrere Indikationen zugelassen ist, sichert beständiges Umsatzwachstum.
Branchenkonsolidierung bleibt wichtiger Wachstumstreiber
Unsere Large-Cap-Beteiligungen, darunter Celgene und Gilead, treiben ihre Übernahmen und Partnerschaften weiterhin offensiv voran. Gleichzeitig stärken sie ihre firmeneigenen Pipelines, um im Zuge von Patentabläufen ihrer Schlüsselprodukte Umsatz- und Gewinnwachstum zu sichern. Celgene hat 2017 bereits den Hersteller von Autoimmunprodukten Delinia übernommen und ist eine Partnerschaft mit der Onkologiefirma BeiGene eingegangen. Dem folgten Anfang 2018 die Akquisitionen von Impact Biomedicines und Juno Therapeutics. Gilead hat neben der Übernahme zahlreicher kleiner Unternehmen mit Produkten in der frühen Entwicklungsphase Kite Pharmaceuticals gekauft, um die Präsenz im Bereich der Onkologie und CAR-T-Technologie zu stärken.
Wir erwarten eine anhaltende Debatte um die Preisgestaltung von Medikamenten mit Blick auf weiterhin steigende Listenpreise für bestehende Arzneimittel. Ausserdem ist davon auszugehen, dass Unternehmen Spitzenpreise für völlig neuartige und neu zugelassene Präparate erzielen möchten. Bedenken von Anlegern, dass die Medikamentenpreise letztendlich gedeckelt werden, dürften sich in unseren Augen als sporadisch und nicht systematisch herausstellen. Wir werden die Veränderungen aufmerksam verfolgen, die der neu ernannte amerikanische Gesundheitsminister Alex Azar vornehmen will. Er hatte betont, unter seiner Ägide niedrigeren Medikamentenpreisen und einer erfolgsabhängigen Preisgestaltung in der US-Gesundheitsfürsorge, der Medicare, Priorität einzuräumen. Dank seiner Erfahrung als ehemaliger Spitzenmanager aus der Arzneimittelindustrie dürfte er um die Bedeutung wissen, die dem Gleichgewicht zwischen der Belohnung innovativer Ideen und der Förderung von Wettbewerb hinsichtlich einer kostengünstigeren Gestaltung des Gesundheitssystems zukommt. Ein günstiges regulatorisches Umfeld bleibt für den weiteren Erfolg der Biotech-Branche unerlässlich
Beachtliches Umsatzwachstumspotential
Der Anlegerfokus gilt weiterhin vorwiegend dem Markterfolg einzelner neu lancierter Produkte und Produktklassen. Das Interesse gilt besonders den PCSK9-Produkten wie Praluent (Regeneron/Sanofi), den CAR-T-Produkten wie Yescarta (Gilead) sowie den PARP-Inhibitoren wie Zejula (Tesaro). Wir werden genau verfolgen, ob einzelne 2017 lancierte Produkte ihre Jahresumsatzerwartungen erfüllen, wie zB Idhifa von Agios/Celgene oder Spinraza von Ionis/Biogen.
Auch 2018 erwarten wir zahlreiche Zulassungen und Lancierungen von Produkten aus unserem Portfolio. Dazu gehören Ivosidenib bei AML von Agios, Patisaran bei Amyloidose von Alnylam oder auch Ozanimod bei multipler Sklerose von Celgene, um nur einige der Highlights zu nennen. Wir sind mit Blick auf die Vielzahl erwarteter Zulassungen nach wie vor überzeugt vom zweistelligen Umsatzwachstumspotential des Portfolios von BB Biotech und der Biotechnologiebranche als Ganzes.
Dr. Daniel Koller ist Head Investment Team bei BB Biotech.
26.02.2018 | 19:23