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Dax im Kriegsmodus: Was Anlegern jetzt hilft

Der Krieg in Europa hat die Börsen weltweit auf Talfahrt geschickt, so auch den Dax. Einige Anleger verkaufen panisch, andere reagieren ruhig oder kaufen gar hinzu. Welcher Weg ist der richtige?

Die Werte im Dax – sie schmelzen dahin, wie Eis in der Sonne, nicht mit einem Schlag, aber allmählich und damit gründlich. Von seinem Höchststand von mehr als 16.000 Zählern an fang Januar ist er inzwischen weit entfernt und tänzelt um die 14.000 Punkte. Ist er ein „fallendes Messer“, in das nur Anleger greifen, die keine Angst haben sich zu verletzen, oder sind es schon wieder Einsteigerkurse, die da gehandelt werden? Geht der Ausverkauf an den Börsen weiter, oder stabilisieren sich die Märkte wieder?

Ende vergangener Woche durchbrach der Dax die Marke von 14.000 Punkten nach unten.  Viele Börsianer mussten zusehen, wie ihr Vermögen wegschmolz. Andere haben schnell verkauft und so versucht, ihr Depot zu sichern. Zum Handelsbeginn am Montagmorgen verlor Deutschlands wichtigster Leitindex – nachdem er Freitag deutliche Gewinne einfuhr – erneut zwei Prozent und fiel damit auf 14.263 Punkte.

Die Verluste seien aber noch verhältnismäßig moderat, sagt der Kapitalmarktexperte der Baader-Bank Rober Halver. Die Sanktionen des Westens kämen als Keule zurück. „Wir werden wahrscheinlich sogar in eine leichte Rezession reinschliddern über ein, zwei Quartale“, so der Börsenexperte. Ähnlich beurteilt auch LBBW-Chefvolkswirt Moritz Kraemer die Lage, doch würde der Rezession „ein robuster Aufschwung folgen“. Er verweist darauf, dass die Auftragsbücher in der deutschen Wirtschaft sehr gut gefüllt sind; daran ändere der Konflikt in der Ukraine und die jetzt verhängten Sanktionen gegen den Kreml prinzipiell nichts.

Von den 40 Dax-Werten sind nur wenige im Plus. Zu den Gewinnern zählen Energiekonzerne, die von den steigenden Öl- und Gaspreisen profitieren, weil sie diese – zumindest teilweise – an die Verbraucher weitergeben können. Aber auch Rüstungskonzerne legen zu. Bei den Unternehmen stach Rheinmetall mit einem Rekord-Kurssprung von 49,5 Prozent heraus. Im Windschatten der Rheinmetall-Rally steigen die Aktien des Stahl-Herstellers Thyssenkrupp um etwa vier Prozent.

Bundeskanzler Olaf Scholz hatte am Sonntag eine massive Aufstockung der Wehrausgaben angekündigt. Der Bundeshaushalt 2022 solle einmalig mit einem Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro für „notwendige Investitionen und Rüstungsvorhaben" ausgestattet werden, sagte Scholz im Bundestag. Deutschland werde demnach von nun an mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Verteidigung investieren.

Doch was jetzt tun? Sollten Anleger versuchen, ihr Geld zu schützen oder gar in Branchen zu investieren, die vor einer möglichen Rally stehen? „Da wir nicht wissen, wie lange der Ukraine-Konflikt anhält, müssen Anleger je nach Nachrichtenlage vorerst auch hohe Kursschwankungen aushalten,“ plädiert Börsenexperte Halver für starke Nerven und ergänzt: „Hier ist man mit regelmäßigen Aktiensparplänen gut bedient. So können wir uns bei schwächeren Kursen immerhin damit trösten, dass es mehr Aktienanteile für das gleiche Geld gibt.“ Außerdem sei es sinnvoll, das Depot abzusichern. Dazu eignen sich Teilschutzzertifikate oder Put-Optionen. Laut Halver diene folgende Rechnung als Grundlage: „Depotwert geteilt durch Indexstand mal Bezugsverhältnis“. Käufe sollten auf Robustheit und intaktes Geschäftsmodell abgeklopft werden. „Defensive Aktien mit ihren hohen Dividendenrenditen bieten sicherlich Substanz“, so Halver.

Auch der Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank Ulrich Stephan mahnt zur Ruhe. „Für dieses Jahr erwarten Analysten nunmehr jeweils ein Gewinnwachstum von rund acht Prozent, für 2023 dann zehn Prozent in den USA und sieben Prozent in Europa“. Diese Schätzungen hält Stephan für erreichbar, sofern sich die Wirtschaft weiter erholt und größere Verwerfungen des Kriegs in der Ukraine ausbleiben. Steigende Umsätze sollten geringere Margen infolge steigender Kosten für Energie, Rohstoffe, Löhne und Transport ausgleichen. „Entsprechend sehe ich den Aktienzyklus noch nicht am Ende. Dies ist üblicherweise erst erreicht, wenn die Gewinne nicht weiter steigen“, zeigt sich der Anlagestratege trotz der aktuellen Extremsituation zuversichtlich.

Als eine der stärksten Sanktionsmaßnahmen der EU und westlicher Verbündeter gilt der Swift-Ausschluss einiger russischer Banken. Außerdem wurde beschlossen, Gelder der russischen Zentralbank einzufrieren. „Die EU-Sanktionen sind so austariert, dass sie den Druck auf Russland maximieren und den Schaden für den Westen minimieren“, ordnet Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets die Ereignisse ein. Die Verluste des deutschen Leitindex´ seien noch vergleichsweise moderat.

Zwar gibt der Dax einen Großteil der Gewinne vom Freitag wieder ab, von Panik kann aber in dieser Woche bisher keine Rede sein. Analysten und Anleger geben die Hoffnung auf eine Verhandlungslösung nicht auf. Das bremst den Absturz zumindest.

FS

01.03.2022 | 10:33

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