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Den China-Faktor beachten!

China sorgt aktuell wieder für Nervosität. Nicht ganz zu Unrecht: Die jüngsten Schwankungen dort sind auch ein Zeichen dafür, dass das Vertrauen in die Führung der Volksrepublik schwindet. Macht sie größere Fehler, werden Weltwirtschaft und globale Aktienmärkte das zu spüren bekommen.

Von Christine Romar

Derzeit herrscht wahrlich kein Mangel an Faktoren, die für Unsicherheit an den Aktienmärkten sorgen. Schon das Jahr 2015 hat Anlegern reichlich Anlässe beschert, sich Sorgen über ein mögliches Ende des Aufwärtstrends an den Börsen zu machen. Fundamental hat sich seither nichts Wesentliches verändert. Und doch sind mit dem Jahreswechsel die Risikofaktoren an den globalen Börsen deutlich stärker in den Fokus gerückt. Neben spottbilligem Öl und der Ungewissheit über die künftige Zinspolitik in den USA haben vor allem die Verhältnisse in China die Anleger verunsichert. Kursstürze an den dortigen Börsen – die auch durch die neu eingeführten Handelsunterbrechungen nicht zu stoppen waren – haben die Indizes rund um den Globus mehrfach tief ins Minus gerissen und schon nach wenigen Tagen dafür gesorgt, dass die umstrittene Finanzmarktkontrolle von den chinesischen Autoritäten wieder abgeschafft wurde.

Allerdings: Die Börsen in Schanghai und Shenzen sind für ihre hohen Schwankungen bekannt. Wesentlich stärker von Privatanlegern dominiert, als dies an westlichen Handelsplätzen der Fall ist, sind sie daher nicht immer ein zuverlässiger Indikator für den Zustand der Wirtschaft. Weit schwerer als die jüngsten, zugegebenermaßen deutlichen Verluste wiegt daher die Sprunghaftigkeit, mit der Chinas Politiker versucht haben, korrigierend an den Aktien- und den Devisenmärkten einzugreifen. Sie gilt immer mehr Beobachtern als klares Indiz dafür, dass der Politik in China langsam, aber sicher die Kontrolle entgleitet.

Dabei ist China noch immer weit von einer freien Marktwirtschaft entfernt. Der gewollte Veränderungsprozess muss daher aktiv gelenkt werden. Zusehends wachsen nun die Zweifel, ob dies gelingen wird, ohne dass den Verantwortlichen dabei folgenschwere Fehler unterlaufen, die das Wachstum noch deutlich weiter drücken könnten. Das hätte gravierende Folgen für die gesamte Weltwirtschaft. Schon jetzt hinterlässt die mutmaßlich deutlich zurückgegangene Nachfrage nach Rohstoffen ebenso Spuren wie der anhaltende Abwertungsdruck auf den Yuan, insbesondere in den Schwellenländern.

Wer den Chinesen so wenig traut wie immer mehr Experten, sollte sich daher auf weiterhin volatile Zeiten an den Aktienmärkten einstellen. Eine Teilabsicherung etwa über Discountzertifikate auf die gängigen Indizes ist für den europäischen und den US-amerikanischen Aktienmarkt somit weiterhin eine sinnvolle Strategie. Mutige Anleger können nach dem Einbruch in China aber auch dort einen Einstieg erwägen. Insbesondere wer an einen erfolgreich gemanagten Transformationsprozess der dortigen Wirtschaft glaubt, ist möglicherweise mit auf den chinesischen Konsum ausgerichteten Schwergewichten wie Alibaba oder Baidu nicht schlecht bedient.  Risikobewusste Investoren greifen auch hier zu Discountern, die attraktive Puffer bieten.

Christine Romar ist Direktor der Citigroup Global Markets.

 

 

01.03.2016 | 12:04

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