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Deutsche Post im Rallye-Modus

Seit den letzten Quartalszahlen sorgt die Aktie der Deutschen Post für Furore, liefert ein Rekordhoch nach dem Nächsten ab. Vor allem der Online-Handel lässt die Geschäfte des Dienstleisters florieren. Lange Zeit erschien die Post-Aktie eher langweilig. Genau das erweist sich nun als große Stärke: Auf Basis geringer Kursschwankungen und mit ruhig aber kontinuierlich steigenden Umsätzen und Gewinnen ist eine Aufwärtsbewegung entstanden, deren Potential noch groß sein könnte.

Und schon wieder ein Rekordhoch. Auch zum Start in die neue Woche hört die Aktie der Deutschen Post nicht auf zu steigen. 2,1 Prozent legte das Papier seit Montag zu. Von 36,12 auf 36,90 Euro ging es nach oben. Über das Gesamtjahr  steht inzwischen ein Kursgewinn von 16,5 Prozent zu Buche. Der deutsche Leitindex DAX kam im selben Zeitraum auf gerade einmal acht Prozent. Das schaffte das Post-Papier allein in den letzten zwei Monaten. „Schuld“ an diesem Anstieg haben wohl größtenteils die im August veröffentlichten und starken Geschäftszahlen für das zweite Jahresquartal wie auch die langfristigen Umsatz- und Gewinnprognosen, die in diesem Jahr sogar übertroffen werden könnten.

Die letzten Quartalszahlen jedenfalls machen Lust auf mehr. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum konnte der deutsche Logistikriese seinen Umsatz von April bis Juni um vier Prozent auf 14,8 Milliarden Euro steigern. Der operative Gewinn legte gar um zwölf Prozent auf 841 Millionen Euro zu, was dem siebten Bestwert in Folge entsprach. Während viele Analysten trotz der soliden Zahlen sogar noch höhere Umsätze erwartet hatten, überraschte der Gewinnanstieg die meisten von ihnen positiv. Der operative Gewinn habe seine Prognose übertroffen, schrieb beispielsweise Adrian Pehl, Analyst bei der Commerzbank. Damit einhergehend traut er der Post-Aktie auch noch einiges zu. Sein Kursziel: 41 Euro. Gegenüber dem derzeitigen Kurs ein Aufschlag von zwölf Prozent.

Besonders das Paket- und Express-Geschäft war einmal mehr sehr gut und im Vergleich zu den anderen Konzernsparten höchstprofitabel gelaufen. 304 Millionen Pakete lieferte die Deutsche Post im Verlauf des zweiten Jahresquartals aus. Sechs Prozent mehr als im Jahr zuvor. Während die Briefzustellungen weiter abnehmen, schnellen die Paketsendungen durch die die stark zunehmende Nutzung von E-Commerce-Angeboten in die Höhe.

Deutsche Post wächst international

Und das nicht nur in Deutschland. Durch die Übernahme der britischen „UK Mail“ wuchs der das Paket-Geschäft betreffende Umsatz um mehr als 60 Prozent. Und bei der Deutschen Post arbeiten sie weiter fleißig an einer Ausdehnung ihres europaweiten Paketnetzes. Mithilfe von Tochter DHL will man zum Jahresende in 26 Ländern vertreten sein. Marktforscher sind sich zudem einig, dass das Potenzial in Sachen Internethandel in Europa bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist.  Davon dürfte auch die DHL-Express-Sparte weiter profitieren. Von Mai bis Juni des laufenden Jahres konnte hier ein operatives Ergebnis in Höhe von 469 Millionen Euro erzielt werden, was einer Rekord-Umsatzrendite von 12,5 Prozent entspricht.

Da verwundert es nicht, dass beispielsweise die DZ-Bank die Deutsche Post als einen der „Hauptnutznießer“ des anhaltenden Online-Handel-Booms bezeichnet. Und auch das Analysehaus Jefferies sieht die Post gut aufgestellt. Unter den europäischen Unternehmen aus der Branche seien die Bonner am besten positioniert, um Kapital aus dem sich beschleunigenden Paketmengen-Wachstum zu schlagen, schrieb David Kerstens in einer am Montag veröffentlichten Studie. Sein Kursziel hob er von 40 auf 41 Euro an.

Ebenfalls ihr Kursziel nach oben korrigiert hat die französische Investmentbank Exane BNP Paribas. Und zwar von 36 auf 50 Euro. Berücksichtigt man die derzeitige Wettbewerbsposition des Konzerns, die Aussichten in Bezug auf den Barmittelzufluss und die momentane Bewertung, sei die Aktie alles in allem zu günstig, sagte Analyst Robert Joynson am vergangenen Dienstag. Sollte die Deutsche Post ihre selbstgesetzten Wachstumsziele erreichen, und davon sei auszugehen, werde die Aktie überdurchschnittlich steigen, so Joynson weiter. Aktionäre könnte seiner Meinung nach bis 2022 ein Gesamtertrag von über 100 Prozent erwarten.

Optimistisch ist auch der Post-Chef selbst. Frank Appel sieht seinen Logistikkonzern auf Kurs und rechnet in diesem Jahr mit einem operativen Gewinn in Höhe von 3,75 Milliarden Euro. Das wären 8,4 Prozent mehr als im Vorjahr und würde die langfristigen Prognosen erfüllen. Bis 2020 soll das Ebit jährlich um etwa einen solchen Prozentsatz wachsen. Da das traditionell starke vierte Quartal mit dem lukrativen Weihnachtsgeschäft erst noch bevor steht, erscheint ein Erreichen dieses Ziels in diesem Jahr äußerst wahrscheinlich. Und damit nicht genug. „Auch für die kommenden Jahre sind wir unverändert optimistisch“, so der Vorstandsvorsitzende Appel. 2020 sehe man seinen operativen Gewinn bei 4,9 Milliarden Euro. Zudem arbeitet die Post an einer Revolution der Briefzustellung. Derzeit wird getestet ob in Zukunft das Angebot von Sammelzustellungen sinnvoll ist. Anstatt einmal pro Tag käme der Briefträger dann nur noch einmal oder zweimal in der Woche. Das könnte gewaltige Kostenersparnisse generieren. Damit einhergehend allerdings auch Arbeitsplätze vernichten.

Analysten raten zum Zugreifen

Derzeit empfehlen über 40 Analysten den Kauf der Post-Aktie, 16 raten dazu das Papier zu halten, zwei würden den Anteilsschein des Bonner Konzerns lieber verkaufen. Die Tendenz geht also klar hin zum Kauf. Die realwirtschaftlichen Umstände könnten zudem kaum besser sein. Die Gewinn- und Wachstumsprognosen des deutschen Großkonzerns sind sowohl auf kurze als auch auf lange Sicht vielversprechend. Und bisher deutet viel daraufhin, dass sie auch wirklich eingehalten werden können. Für Langfrist-Anleger hat die Post noch dazu eine nicht gerade unattraktive Dividende im Angebot. Allein in den letzten sieben Jahren wurde diese bereits viermal angehoben. Derzeit liegt sie bei 1,05 Euro pro Anteilsschein, zählt damit zu den höchsten im DAX. Handfeste Argumente gegen einen Kauf der Aktie scheinen dagegen zu fehlen. Denn auch das schon länger schwächelnde See- und Luftfrachtgeschäft könnte sich zum Jahresende hin erholen. Im vergangenen Quartal war die Sparte die einzige gewesen, die ihren operativen Gewinn nicht hatte steigern können.

Hinzu kommt, dass man auch abseits des Kerngeschäfts erfolgreich ist. Der Elektro-Transporter „Streetscooter“, den die Post selbst herstellt, erfreut sich scheinbar immer größerer Beliebtheit.  „Es gibt eine Reihe von Anfragen externer Kunden, die ebenfalls keine große Reichweite brauchen“, sagte Melanie Kreis, Finanzchefin der Post. Gemeinsam mit Ford entwickelt man derzeit sogar schon größere elektrifizierte Lieferwagen. Nicht zuletzt trennte man sich erst vor kurzem vom Londoner Marketing Dienstleister Williams Lea Tag. Und auch davon dürfte die Konzernmarge leicht profitieren, meint Commerzbank-Analyst Pehl. Vieles also spricht dafür, dass bei der Post die Post noch etwas länger abgeht. Oliver Götz

22.09.2017 | 01:02

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