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Keine Hardrockband

Blackrock ist der weltgrößte Vermögensverwalter und an etlichen Konzernen beteiligt. Was ist das Erfolgsgeheimnis der amerikanischen Investmentgesellschaft?

„Als Marke kennen uns die Privaten kaum. Otto Normalverbraucher denkt bei dem Namen wohl eher an eine Hardrockband“, sagt Christian Machts, der Privatkunden-Berater beim größten Vermögensverwalter der Welt ist. Die amerikanische Investmentgesellschaft Blackrock hatte ihn zu Jahresbeginn von der Commerzbank geholt.

Blackrock verwaltet 4,1 Billionen Dollar, die Investoren dem Konzern anvertraut haben. Das entspricht fast der Wirtschaftsleistung von Deutschland und Belgien zusammen. Die Geschäfte könnten bei den Amerikanern kaum besser laufen. Im dritten Quartal dieses Jahres wurde der Umsatz um sieben Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar gesteigert. Der Nettogewinn kletterte um 14 Prozent auf 730 Millionen Dollar. Davon können Institute wie die Deutsche Bank derzeit nur träumen. So betrug ihr Gewinn im dritten Quartal nur 51 Millionen Euro, das sind rund 70 Millionen Dollar – also noch nicht mal ein Zehntel von dem, was Blackrock verdiente.

Eigentlich erstaunlich, dass nur die Wenigsten Blackrock kennen, drehen die Amerikaner doch das große Rad – und zwar weltweit. Bei Apple, bei Nestlé, beim Ölmulti Exxon Mobile oder bei der Großbank JP Morgan sind sie größter Gesellschafter. Alleine ihre Beteiligung bei Apple ist 19 Milliarden Dollar schwer. In Deutschland ist Blackrock an 28 DAX-Konzernen beteiligt. Bei neun DAX-Unternehmen ist der Investment-Gigant größter Aktionär, etwa bei Eon und Lufthansa. Am Pharmakonzern Merck hält Blackrock fast zehn Prozent, bei Siemens, SAP und der Deutschen Bank sind es mehr als fünf Prozent.

„Niemand anderes hat im Finanzkapitalismus so viel Einfluss“, zitierte jüngst das Handelsblatt einen namentlich nicht genannten Top-Banker über Blackrock. Bemerkenswert ist, dass Blackrock im Verhältnis zu seiner Größe und seinem mächtigen Einfluss mit einem Alter von 25 Jahren noch sehr jung ist. Die beiden Firmengründer Laurence D. Fink und Robert S. Kapito haben am Erfolg gehörig Anteil. Sitz des Unternehmens ist New York, insgesamt arbeiten rund 10.000 Mitarbeiter in 60 Ländern für Blackrock. Fink vertritt als Blackrock-Chef die Interessen des Unternehmens – vor allem in der Öffentlichkeit. Kapito ist Ansprechpartner der Investoren und agiert als Blackrock-Präsident eher im Hintergrund. Die beiden Tycoons positionieren ihr Haus bewusst als Gegenpool zur Wall Street: „Dort sitzen die anderen – die Banken, die Wertpapierfirmen, die Börse. All diejenigen, die in der Krise abgestürzte sind und sich jetzt mit Regierung und Investoren herumstreiten müssen“, schreibt das Handelsblatt mit Blick auf Downtown Ney York. Blackrock hingegen müsse nicht Milliarden Dollar zahlen für fehlgeschlagene Spekulationen oder Verstöße gegen Regularien. Die Firma sammle vielmehr weiter Milliarden von ihren Kunden ein, zum Teil auch als Treuhänder. Blackrock habe keinen Streit mit der Regierung, sondern arbeite für diese. Die Abwicklung von Beständen fauler Kredite, die im Rahmen der Bankenrettung beim Staat gelandet seien, zählten zum Angebot der Investmentgesellschaft.

Mit Minderheitsbeteiligungen erfolgreich

Dass Blackrock nicht jedem bekannt ist, hängt vielleicht auch mit seiner Geschäftsstrategie zusammen. Anders als große Beteiligungsfonds halten die Amerikaner immer nur Minderheiten-Anteile. Blackrock arbeitet hinter den Kulissen – und das durchaus effektiv. Auch als Minderheitsaktionär vermag es das Unternehmen, Druck auf ihre Beteiligungen auszuüben. Als beispielsweise Josef Ackermann seinen Posten als Chef der Deutschen Bank abgeben musste und direkt in den Aufsichtsrat der Bank wechseln wollte, taten die Amerikaner ihre Meinung kund. Unter Berufung auf die eignen Corporate-Governance-Regeln sprach sich Blackrock gegen den Wechsel Ackermanns aus. Dem Vernehmen nach wurde sogar die Vertragsverlängerung für den heutigen Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, auf hochrangiger Ebene zwischen Blackrock und der Deutschen Bank besprochen. Schließlich verkaufen Berater des deutschen Geldinstituts auch Fondsprodukte von Blackrock.

Wie effektiv die Fondsmanager von Blackrock arbeiten, zeigen die Zahlen aus dem dritten Quartal. Bei Privatanlegern sammelte der Konzern 8,3 Milliarden Dollar ein – und das über alle Fondsgattungen: Aktien, Renten, Multi-Assets und Alternative Investments. Ein anderes Pfund, mit dem Blackrock wuchert, ist die Indexfondssparte „iShares“. 2009 hatten das Unternehmen die börsennotierten Fonds (ETFs) von der britischen Barclays-Bank übernommen. Weil sich mittlerweile herumgesprochen hat, dass die meisten aktiv gehandelten herkömmlichen Investmentfonds es nicht schaffen, den Index zu schlagen, floriert heute das Geschäft mit den passiv gemanagten (und daher kostengünstigeren) Indexfonds. Im dritten Quartal sammelte iShares 20,3 Milliarden Dollar ein. Allein in Aktien-ETFs flossen 21 Milliarden Dollar. Auffällig ist, dass die Sparte im dritten Quartal nur für 23 Prozent des verwalteten Vermögens stand, jedoch 35 Prozent der eingenommenen Gebühren erwirtschaftete – damit ist iShares der umsatzstärkste Blackrock-Bereich. Wermutstropfen ist das institutionelle Geschäft: Großinvestoren zogen im dritten Quartal 3,3 Milliarden Dollar von Blackrock ab.

Neben dem Erfolg im operativen Geschäft gilt die spezielle strategische Ausrichtung des Unternehmens als zweiter Grund für den Erfolg. So versteht sich Blackrock im Gegensatz zur Konkurrenz in erster Linie als Beratungsunternehmen und nicht als Verkäufer von Finanzprodukten. Beispielsweise nutzt die Deutsche Bank für das Investmentbanking die von Blackrock entwickelte Software „Aladdin“, über die heute weltweit Geschäfte im Volumen von 14 Billionen Dollar laufen. Auch wenn Blackrock keine Hardrockband ist: die Aktie des Unternehmens „rockt“: Das Papier quittierte das gutlaufende Geschäft in diesem Jahr mit steigenden Kursen und einem Plus von rund 35 Prozent.

16.12.2013 | 12:26

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