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Anleger zahlen die Zeche

Was viele Anleger ärgert, freut den Bundesfinanz­minister: Für ihn ist es seit der Finanzkrise extrem günstig geworden, Schulden zu ­machen. Die niedrigen Zinsen ersparen dem Fiskus seit 2008 rund 120 Mrd. Euro. Nach Berechnungen der Bundesbank musste der deutsche Staat Anfang der 1990er-Jahre im Schnitt noch 8 % Zinsen für seine Schulden zahlen, 2013 waren es nur noch 2,6 %.

Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank drückt den Wert ebenso wie hohe Nachfrage nach als sicher geltenden deutschen Staatspapieren in der Krise. Die sogenannte finanzielle Repression, also die Entschuldung des Staates auf Kosten der Sparer und Anleger, ist weiter in vollem Gang.

Diebstahl von Einfamilienhäusern

Bei einem Geldvermögen der Deutschen von 5,2 Bill. Euro bedeutet 1 % negativer Realzins 52 Mrd. Euro Verlust – mitsamt der Kapitalertragsteuern sind das mehr als 60 Mrd. Euro im Jahr. Das sind 200 000 Einfamilienhäuser, die den Deutschen jedes Jahr einfach mal weggenommen werden.

Die Dumpingszinspolitik führt auch zu einer Aus­höhlung der Soliditätskultur. Jeder Einzelne, der seine Altersversorgung über Verzicht auf Sparvermögen aufgebaut hat, wird nun bestraft. Jeder Familienvater, der eine Lebensversicherung abgeschlossen hat, steht als Dummkopf da. Jede Oma, die die Enkel sparen lehrt, wird verlacht.

Langfristige Zukunftsplanung wird erschwert, und Sparen verkommt unter diesen Umständen zu einer naiven Tat. Damit wird das deutsche Konzept der Vorsorgeethik ad absurdum geführt: Sparer sind die Dummen, Schuldenmacher sahnen ab. Die Geldkanonen aus Frankfurt mögen für die Geistesgeneräle des Schuldensozialismus ein Bombentrick sein, sie mögen an den Börsen knallende Champagnerkorken zu ihrem Echo bekommen – für das seriöse Deutschland sind sie ein Angriff auf Treu und Glauben in ein solide gebautes Land.

Kommentar

31.08.2014 | 10:06

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