Ohne Aktiensplits wäre der Apple-Anteilsschein heute rund 24.000 US-Dollar wert. (Foto: Shutterstock)



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Die Apple-Aktie kennt kein Halten. Die Kalifornier stoßen den Öl-Konzern Saudi-Aramco vom Thron und sind nun wieder das wertvollste Unternehmen der Welt. Für einen Verkauf ist es aber womöglich zu früh. Historisch betrachtet könnte der für Ende Augst angekündigte Aktiensplit sogar zur perfekten Einstiegschance werden.

Im August 2018 ereignete sich an den Finanzmärkten historisches. Zum ersten Mal erreichte ein Unternehmen einen Börsenwert von über einer Billion US-Dollar – bis dato ein Art magische und nicht zuletzt höchst-prestigeträchtige Marke. Zur großen Begeisterung mischten sich aber schon bald Zweifel, ob dieser Umstand nun nicht endgültig eine Überbewertung des Unternehmens nahelegte. Eine Marktkapitalisierung in dieser Höhe – einfach kaum zu Glauben.

Exakt zwei Jahre später, klopft das Unternehmen von damals bereits an der Tür zur Zwei-Billionen-Marke. Und das mitten in einer der größten Wirtschaftskrisen, die die Welt bislang gesehen hat. Der Grund: Das Unternehmen, Apple, vergoldet sogar eine Zeit, wie diese. Im zweiten Quartal des laufenden Jahres, das ganz im Zeichen globaler Shut- und Lockdowns infolge der Corona-Pandemie stand, steigerten die Kalifornier um CEO Tim Cook den Umsatz um phänomenale elf Prozent auf 59,7 Milliarden US-Dollar. Während anderswo die Liquidität knapp wird, stellt Apple damit einen neuen Bestwert für das zweite Quartal auf.

iPhone-Verkäufe erstklassig, Mac-Sparte boomt

Die Einnahmen kletterten über alle Produktbereiche hinweg nach oben. Der Gewinn stieg um ebenso sagenhafte zwölf Prozent auf 11,3 Milliarden Dollar, je Aktie gerechnet ergeben sich so 2,58 US-Dollar. Damit übertraf Apple die Erwartungen von Analysten spielend. Besonders mit Blick auf sein wichtigstes Produkt, das iPhone, überraschte der Tech-Krösus die Experten, indem Apple auch hier die Umsätze um 1,7 Prozent auf 26,4 Milliarden Dollar steigern konnte. Erwartet worden waren im Schnitt nur rund 21 Milliarden Dollar. Dazu performte die Mac-Sparte erstklassig und steigerte den Umsatz um 22 Prozent auf den Quartalsbestwert von gut sieben Milliarden Dollar.

In dem inzwischen bedeutenden Geschäft mit Wearables und Zubehör stiegen die Umsätze um 16,8 Prozent auf 6,5 Milliarden Dollar. Mit „Diensten“, wie iTunes, AppleTV oder der iCloud wuchsen die Einnahmen ebenfalls deutlich – um 14,9 Prozent auf 13,2 Milliarden Dollar. JPMorgan-Analyst Samik Chatterjee hob sein Kursziel nach der Zahlenvorlage auf 460 US-Dollar an. Der Tech-Konzern habe sogar die optimistischsten Analystenerwartungen noch übertroffen, so der Experte. Auch Jeriel Ong von der Deutschen Bank erhöhte sein Kursziel von 400 auf 440 Dollar und sieht die Apple-Aktie als das beste Investment im IT-Hardware-Sektor an.

Das Haar in der Suppe sucht man vergebens, besonders angesichts der eigentlich fordernden Umstände. Entsprechend aus dem Häuschen waren Anleger und Aktionäre und schickten das Apple-Papier sogleich um über zehn Prozent nach oben. Ein Wochenende später setzte sich die Rally mit einem weiteren Plus von gut drei Prozent auf 438,70 Dollar fort. Das reichte zwischenzeitlich für eine Marktkapitalisierung in Höhe von fast 1,9 Billionen Dollar. Damit stießen die Kalifornier den Öl-Konzern Saudi-Aramco vom Thron und holten sich den Titel des wertvollsten Unternehmens der Welt zurück.

Apple so viel wert wie halb Deutschland

Inzwischen ist der Börsenwert wieder auf rund 1,65 Billionen US-Dollar gesunken, doch die Zwei-Billionen-Marke könnte schon bald geknackt werden. Wegen der astronomischen Bewertung braucht es nur moderate Kurssprünge nach oben und schon wäre erreicht, was vor wenigen Jahren noch unvorstellbar schien. Zwei Billionen US-Dollar, das entspricht in etwa der Hälfte des deutschen Bruttoinlandsproduktes (BIP).

Für einen Einstieg könnte es deshalb aber noch lange nicht zu spät sein. Auch wenn einige Analysten inzwischen vorsichtiger werden – Goldman Sachs gibt beispielsweise nur ein Kursziel von 314 US-Dollar aus – erscheint das Wachstumspotenzial von Apple noch immer groß. Zum einen hat die Pandemie die Marktpositionen der großen Tech-Konzerne insgesamt gestärkt. Zum anderen könnte Apple mit seinen Produkten ein ganzes Stück weiter von einer Marktsättigung entfernt sein, als so mancher denkt.

Waren, das iPhone ausgenommen, viele Produkte der Kalifornier noch vor wenigen Jahren etwas für Apple-Fans und Liebhaber, sind nun auch Macs und Co. in der breiten Masse angekommen. Ganze Generationen, die in den vergangenen Jahren über das iPhone mit dem Unternehmen in Kontakt gekommen sind, denken nun eben auch beim Kauf eines PCs oder Notebooks über Apple-Produkte nach. Die Marke schließlich hat kaum an Glanz verloren, noch immer gilt der Apfel als hip, cool und alternativ. Allein, das Alternative wird inzwischen immer mehr zum Mainstream, was freilich daran liegt, dass die jüngeren Generationen, die vor zehn Jahren die ersten iPhones begeistert in den Händen hielten, nun in ein Alter kommen, in dem sie die Gesellschaft prägen und natürlich Geld verdienen, sich entsprechend nicht nur das Smartphone, sondern eben zusätzlich auch das MacBook kaufen.

Mit gezielten Übernahmen baut Apple dazu seine Position am Markt für Bezahldienstleistungen aus. Das bargeldlose Zahlen dürfte durch die Pandemie einen ordentlichen Schub erhalten, davon wird ApplePay auch langfristig profitieren.

Aktiensplit in der Vergangenheit gute Einstiegsmöglichkeit

Darüber hinaus könnte der geplante Aktiensplit Ende August neue und mehr Investoren anlocken, darunter auch viele Kleinanleger. Bei einem Verhältnis von eins zu vier würde sich eine Aktie beim gegenwärtigen Kurs auf rund 110 Dollar verbilligen. Apple ist einen solchen Schritt bereits vier mal gegangen. Ohne die Splits würde eine Aktie inzwischen 24.000 Dollar kosten. Apple setzt damit immer wieder die Einstiegshürde herunter und das bislang mit durchschlagendem Erfolg. Anleger, die direkt nach einem der Aktiensplits eingestiegen waren, erzielten – den Split mitten in der Dotcom-Krise ausgenommen – eine jährliche Rendite von 35 Prozent. Das ist deutlich mehr, als der Durchschnittswert von plus 9,5 Prozent. Zeichnet sich diesmal ein ähnliches Bild, dürfte für Apple an der Börse dann auch die zweite Billion nur noch Formsache sein.

Oliver Götz

13.08.2020 | 11:42

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