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Vertrauen in die Aktie kehrte 2015 zurück

Die Deutschen haben in 2015 wieder Vertrauen in die Aktie und den Aktienfonds gefasst. Im Jahresdurchschnitt lag die Zahl der Aktionäre und Aktienfondsbesitzer bei gut neun Millionen und damit auf dem höchsten Stand der letzten drei Jahre. Das sind rund 14 Prozent der Bevölkerung. Im Vergleich zu 2014 wurden damit 560.000 Aktienbesitzer mehr gezählt, was einem Plus von 6,7 Prozent entspricht.

Angesichts des anhaltend niedrigen Zinsniveaus interessieren sich offenbar viele Anleger zunehmend für renditestärkere Anlageformen wie Aktien und Aktienfonds. Dies zeigen auch die jüngeren Statistiken der Bundesbank zur Vermögensbildung, in der Zuflüsse in Aktieninvestments berichtet wurden. Diese Entwicklung unterstützt vermutlich die verstärkte Berichterstattung in den Medien, in der die Aktienanlage deutlich öfter als in der Vergangenheit als Alternative zu Sparbuch, Festgeld und Staatsanleihen beschrieben wird.

Die Zahl der Aktionäre ist trotz hoher Volatilität an den Aktienmärkten gestiegen. Offensichtlich ist den Anlegern zunehmend bewusst, dass Aktieninvestments kurzfristig zwar mit merklichen Kursausschlägen nach oben und nach unten verbunden sein können, diese Schwankungen in der langen Frist jedoch zugunsten einer attraktiven Rendite in den Hintergrund treten. Wenn Anleger in
der Aktie kein kurzfristiges „Spekulationsobjekt“, sondern eine nachhaltig renditeträchtige Anlageform sehen, ist dies ein gutes Zeichen für die Aktienkultur in Deutschland. Dies muss sich jedoch im Jahr 2016 und danach noch bestätigen.

Der deutliche Kurseinbruch an den Aktienmärkten im Januar 2016 ist angesichts der aktuellen Werte sowohl für die Entwicklung der Aktionärszahlen als auch für die Wahrnehmung der Aktienanlage in der Öffentlichkeit eine wichtige Prüfung. Nicht nur den neuen Aktienanlegern ist dabei prinzipiell zu empfehlen, Ruhe zu bewahren. So konnten die Anleger mit einem breit gestreuten Aktieninvestment in der Vergangenheit im Mittel eine Rendite von gut neun Prozent erwirtschaften. Im Vergleich dazu lag die Rendite deutscher Staatsanleihen über den gleichen Zeitraum im Mittel bei etwa sieben Prozent.

Trendwende bei der Zahl der Aktienbesitzer

Positiv ist, dass sich im Vergleich zum Jahr 2014 eine Trendwende abzeichnet. Die Zahl der Aktienbesitzer unter 40 Jahren hat um insgesamt 170.000 und damit um zehn Prozent zugelegt. Positiv ist auch, dass sich die Aktienkultur in Ost- und Westdeutschland zunehmend angleicht. Ohne Zweifel bleibt auch die Politik weiter gefragt, damit Aktieninvestments künftig stärker von den Anlegern genutzt werden. Doch die politischen Entwicklungen sind hier widersprüchlich: Auf der einen Seite geht die steuerpolitische Debatte klar in die falsche Richtung. So wird aktuell eine Reform des Investmentsteuerrechts diskutiert, die zu einer Verteuerung der indirekten Aktienanlage führen würde. Doch das Verfahren ist komplex und dürfte viele Anleger überfordern.

Auch die Debatte um die Zukunft der Abgeltungsteuer, die im zweiten Halbjahr wieder aufgeflammt ist, geht in die falsche Richtung. Würden Dividenden und Kursgewinne künftig mit dem persönlichen Steuersatz und nicht mehr mit dem einheitlichen Abgeltungsteuersatz besteuert, würde dies die steuerliche Belastung vieler Aktionäre noch einmal deutlich erhöhen. Ähnlich würde die Einführung einer Finanztransaktionssteuer wirken, um deren Ausgestaltung nach wie vor zehn EU-Mitgliedsstaaten ringen. Was derzeit in der steuerpolitischen Debatte hingegen völlig fehlt, ist der Hinweis auf die steuerliche Diskriminierung von Aktienerträgen gegenüber Erträgen aus festverzinslichen Wertpapieren, die generell in der Abgeltungsteuer angelegt ist.

Aus Sicht des Deutschen Aktieninstituts ist es insbesondere zu begrüßen, dass die Aktie in der Altersvorsorge stärker genutzt werden soll. Dies birgt die Chance, der Vermögensbildung und Altersvorsorge mit Aktien und Aktienfonds einen neuen Impuls zu verleihen. Dazu muss jedoch ein sinnvolles Gesamtkonzept entwickelt werden, das insbesondere nicht die Schwächen der Riester-Rente wiederholt. Hier wurde ein übermäßig hoher Schutz der eingezahlten Gelder vor kurz- und mittelfristigen Verlusten in das Konzept eingebaut, der prinzipiell zu niedrigen Aktienquoten führt.

Aktien statt Riester für die Altersvorsorge

Langfristig ist das nicht sinnvoll und sogar kontraproduktiv für die erzielbare Rendite. Wer langfristig mehr Altersvorsorgevermögen auch über die Aktienanlage erzielen will, muss kurz- und mittelfristige Kursschwankungen hinnehmen. Für ein Mehr an Aktienkultur in Deutschland ist die Ausgestaltung der Altersvorsorge ein wichtiger, wenn nicht sogar der Schlüsselfaktor. Wenn es gelingt, hierüber die Aktienaffinität der Deutschen zu stärken, hat das weitere positive volkswirtschaftliche Effekte, zum Beispiel im Bereich der Finanzierung junger Unternehmen.

Die Politik erkennt zunehmend, dass Deutschland eine Schwäche bei der Risikokapitalfinanzierung hat, was insbesondere bei der Anzahl der Börsengänge deutlich wird. Eine hochrangig besetzte Arbeitsgruppe hat im Auftrag des Bundeswirtschaftsministers und unter Beteiligung des Deutschen Aktieninstituts ein Bündel an Maßnahmen zur Stärkung der Risikokapitalund Börsenfinanzierung vorgeschlagen. Eine zentrale Aussage lautet: Ohne eine verbesserte Wertpapier- und Aktienkultur wird es langfristig an der Basis fehlen, aus der heraus unternehmerische Ideen finanziert werden können. Ohne eine solche Finanzierung droht jedoch mittelfristig das Erlahmen der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands.

Die Aktienkultur hat übrigens auch etwas mit der Finanzierung von zukunftsfähigen Arbeitsplätzen zu tun – ein Zusammenhang, der leider oft genug vergessen wird. Das Deutsche Aktieninstitut hat dazu bereits 2009 einen Vorschlag unterbreitet, wie diese Diskriminierung unter Nutzung des Konzeptes der Abgeltungsteuer beseitigt werden könnte. Dazu gab es einen 2runden Tisch“ bei Bundesminister Sigmar Gabriel, der vor allem mehr Börsengänge von jungen Wachstumsunternehmen in Deutschland auslösen sollte. Dem Abschlussbericht der Arbeitsgruppen vom September 2015 ist jedoch zu entnehmen, dass hier eine wirksame Umsetzung noch immer auf sich warten lässt. DAI

09.02.2016 | 19:56

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