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Jede Woche Spannung: API, EIA und Baker Hughes

Gerade in der jüngsten Vergangenheit erfolgten die stärksten Preisbewegungen im Energiesektor auf Grund von entweder geopolitischen Faktoren oder in Folge sich verändernder weltkonjunktureller Aussichten. Zerstörte militärische Fluggeräte, festgesetzte Tanker oder auch den Welthandel betreffende Neuigkeiten kommen stets überraschend, für andere Preistreiber gibt es jedoch regelmäßige Termine.

Insbesondere der kein Ende nehmende Handelsdisput zwischen den USA und China mit immer neuen Strafzöllen, Gegenmaßnahmen, Rücknahmen, Erfolgsmeldungen und deren Revisionen belasten die Nachfrageaussichten seit langem. Die Möglichkeit einer Eskalation der Spannungen zwischen den USA und Großbritannien mit Iran schüren die Sorge vor massiven Versorgungsengpässen.

Derartige Vorgänge sind selbstverständlich nicht planbar, andere Einflussfaktoren stehen jedoch regelmäßig auf der Agenda und sollten vernünftigerweise im Auge behalten werden. Zu diesen wiederkehrenden Ereignissen zählen zum Beispiel die OPEC-Treffen.

Nicht minder bedeutsam, und zudem in höherer Frequenz erfolgend, sind die Veröffentlichungen von API, EIA und Baker Hughes hinsichtlich der US-Rohöllagerbestände sowie der Anzahl der in Nordamerika aktuell in Betrieb befindlichen Förderanlagen. Um wen handelt es sich nun bei diesen Agenturen und welche Informationen und Erkenntnisse sind von ihnen zu erwarten?

American Petroleum Institute (API)

Das American Petroleum Institute ist ein schon 1919 gegründeter privater Handelsverband, welcher in sämtlichen Facetten der Öl– und Erdgasindustrie vertreten ist und in dem derzeit mehr als 600 Unternehmen der Energiebranche organisiert sind. Von Exploration und Produktion über Pipelinebetreiber bis hin zu Dienstleistern und Versorgern. Im Laufe der Zeit hat das API eine Vielzahl von Industriestandards geschaffen, von denen sich nicht wenige in den staatlichen Vorschriften der USA wiederfinden. Darüber hinaus engagiert sich das Institut in der Forschung und sammelt Daten und wertet diese aus.

Das seit 1929 erscheinende „Weekly Statistical Bulletin“ berichtet die Lagerbestandsdaten sowohl regional als auch für die gesamten USA und zeigt Bestände und Veränderungen bei Rohöl und Raffinerieprodukten, sowie Daten zu Produktion, Importmengen und Raffinerieaktivitäten. Für diese an jedem Dienstag um 22:30 Uhr (MESZ) veröffentlichte Statistik sammelt das API Daten sowohl seiner Verbandsmitglieder als auch von Nicht-Mitgliedern und deckt damit gut 90 Prozent der Branche ab.

Neben dem wöchentlichen Report ist zudem eine sehr  informative monatliche Publikation erhältlich, die die fundamentale Situation der US-amerikanischen Energiebranche im Detail beleuchtet (https://www.api.org/products-and-services/statistics/api-monthly-statistical-report).

Energy Information Administration (EIA)

Im Gegensatz zum API handelt es sich bei der Energy Information Administration nicht um eine private Institution sondern um eine Behörde als Teil des US-Energieministeriums mit Sitz in Washington D.C.. Seit 1977 ist diese für die offiziellen US-Energiestatistiken und –analysen zuständig und führt zu diesem Zweck umfangreiche Datenerhebungsprogramme durch. Abgedeckt wird dabei die gesamte Bandbreite von Energiequellen, Energieströmen und Endverbrauchern. Darüber hinaus gehört auch die Erstellung von kurz– und langfristigen Energieprognosen, national wie international, zu ihren Aufgaben. Im Unterschied zum API hat die EIA keine Mitglieder, die ihre Daten übermitteln, sondern es ist jedes Unternehmen dazu verpflichtet, welches mindestens 1.000 Barrel Öl lagern kann. Also beispielsweise Produzenten, Pipelinebetreiber und Lagerstätten.

Zu betonen ist dabei die politische Unabhängigkeit der Behörde. So ist es ihr gesetzlich vorgeschrieben, ihre Statistiken und Analysen unabhängig von politischen Überlegungen zu erstellen und keine politischen Schlussfolgerungen zu formulieren.

Die EIA veröffentlich ihre Daten einen Tag nach dem API, immer mittwochs um 16:30 Uhr (MESZ). Enthalten sind neben den Lagerbestandsänderungen von Rohöl auch die der wichtigsten Erdölprodukte, sowie Informationen zu Import– und Exportmengen und Raffinerieauslastungen. Wiederum einen Tag später, donnerstags um 16:30 Uhr (MESZ), folgen dann die entsprechenden Statistiken für Erdgas, inklusive der immer bedeutender werdenden LNG-Exporte.

Die veröffentlichten Zahlen beider Institutionen weichen interessanterweise bisweilen voneinander ab. Das ist zum einen dem unterschiedlichen Teilnehmerkreis geschuldet, zum anderen natürlich der Tatsache, dass nicht 100 Prozent des Marktes abgefragt werden kann und daher geschätzt werden muss. Beide Reports genießen bei Analysten, Händlern, Behörden und der Energiewirtschaft ein hohes Ansehen und „der Markt“ reagiert meist unmittelbar auf von den Erwartungen abweichende Zahlen. Dabei fällt den Rohöllagerbeständen die größte Bedeutung zu, aber auch Veränderungen der Im– und Exporttätigkeit oder bei den einzelnen Destillaten können die nächste Preisbewegung auslösen.

Baker Hughes

Als Dritter und letzter im Bunde sei der private Dienstleister Baker Hughes erwähnt. Dieser veröffentlicht immer freitags um 19:00 Uhr (MESZ) die Anzahl der derzeit aktiven Öl– und Erdgasbohrungen in den USA und Kanada sowie deren Veränderung zur Vorwoche. Dies lässt Rückschlüsse über die Angebotssituation zu und fungiert zudem als Frühindikator für die Gesundheit der Öl– und Erdgasindustrie im Allgemeinen, denn aktive Anlagen verbrauchen Produkte und Dienstleistungen diverser Serviceanbieter. Auch dieser Dienst wird sehr geschätzt, sorgt er doch für weitere Transparenz und ermöglicht eine fundiertere Meinungsbildung in einer nicht immer leicht zu durchschauenden Industrie.

Keine sichere Bank

All diese Daten werden stets mit großer Spannung erwartet, insbesondere die Veröffentlichung der EIA steht im Fokus. Für Händler im Energiesektor ist dies ein wöchentlicher Jour Fixe und von der Bedeutung her in etwa das, was für Forex- oder Indextrader die Publikation der monatlichen US-Arbeitsmarktdaten ist, denn auch hier ist im Anschluss daran mit erheblicher Volatilität zu rechnen. Das man es sich dabei nicht immer so leicht machen kann, aus dem Vergleich zwischen Erwartung und tatsächlichen Zahlen die folgende Bewegung zu antizipieren, zeigte der vergangene Mittwoch einmal mehr eindrucksvoll: die Meldung einer Abnahme der Rohöllagerbestände von satten 10,8 Millionen Barrel (erwartet waren nur Minus rund 3,4 Millionen) bestätigte die API-Daten vom Vortag. Dies durfte man als durchaus bullish interpretieren. Zumal, wenn man noch die Randbedingungen betrachtet: die Lagerbestände befinden sich auf 17-Wochen-Tief und die US-Rohölproduktion zeigte die größte wöchentliche Abnahme seit Oktober 2017. Eigentlich… Zwischen 16:30 Uhr und Handelsschluss verlor WTI rund 2,7 Prozent, das Hoch zum Tief dieser Zeitspanne sah noch schlechter aus. Fraglos wird derzeit die Nachfrageseite der Gleichung als bedeutsamer angesehen, dennoch dürften derartige Zahlen einen Boden unter die Preise ziehen. Zumindest unter der Prämisse, dass die nächsten Konjunkturdaten kein allzu schwarzes Bild malen.

Markus Grüne

26.07.2019 | 12:37

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