Gold und Kryptowährungen sind Zwillinge
Anleger aufgepasst: Eine französische Unternehmensgruppe hat eine Kryptowährung entwickelt, die mit Gold hinterlegt ist. Jetzt expandiert sie nach Deutschland.
„Gold“, sagt Jean-François Faure und verstört seine Zuhörer, „ist die älteste Kryptowährung der Welt.“ Der Franzose ist Gründer der Unternehmensgruppe AuCOFFRE.com., und er hat sich vorgenommen, zwei Welten miteinander zu verbinden: Die des ganz traditionellen Anlegers, der für sein Vermögen den geschütztesten Hafen der Welt sucht und deswegen in Edelmetalle, vornehmlich in Gold, investiert. Und die des Menschen von morgen, der dem Auf und Ab der traditionellen Währungen entgehen will und der Meinung ist, dass im digitalen Zeitalter Vermögen genauso schnell wie Informationen fließen müssen. Wer so denkt, handelt in Kryptowährungen wie etwa dem Bitcoin. Beides unter einen Hut zu bringen, das ist Faures Mission.
Von dieser Idee möchte Faure jetzt auch die Deutschen überzeugen. VeraOne heißt jene Kryptowährung, die der französische Unternehmer Anlegern empfiehlt, die die Stabilität von Gold mit der Handelsbarkeit einer Blockchain-Währung verbinden wollen. Investoren erhalten über VeraOne einen einfachen Zugang zum Markt für physisches Gold und können das Edelmetall online handeln. VeraOne ist eine vollständig durch physisches Gold gedeckte Ersatzwährung. Das System funktioniert so: Goldbarren werden im Genfer Port Franc, dem größten Zollfreilager der Welt, aufbewahrt. Die Menge des physischen Golds wird regelmäßig von unabhängigen Kontrolleuren überprüft und wächst mit der Zahl der Investoren. VeraOne teilt die Goldbaren in kleinere liquide Einheiten, die dank Blockchain eindeutige Eigentümer haben. Wer darauf Wert legt, kann sich die digitale Währung auch in Form von Goldmünzen prägen lassen, wobei dann allerdings die Vorteile einer reinen digitalen Währung verschwinden. Der VeraOne wird in Gibraltar sogar als Zahlungsmittel akzeptiert und es gibt die üblichen Bankprodukte wie Konten und auf der ganzen Welt akzeptierte Kreditkarten, die mit dieser Währung hinterlegt sind.
„Kryptogold“ wird Wirklichkeit
Die 2009 von Faure gegründete Unternehmensgruppe AuCOFFRE.com. ist auf die Verwaltung von Gold spezialisiert und brachte VeraOne im vergangenen Jahr auf den Markt. Deutschland bezeichnet Faure nun wegen seiner Größe in Europa als „Schlüsselmarkt“. Die Unternehmensgruppe, die nach eigenen Angaben für ihr Geschäft keine Banklizenz benötigt, hat 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und macht einen Jahresumsatz von 70 Millionen Euro.
Und wo sind die Ähnlichkeiten zwischen dem Gold, das schon die Ägypter verehrten und dem Bitcoin der Digitaljünger? Faure erklärt es so: Gold aus etwas anderem als Gold zu schaffen, sei genauso unmöglich wie die Kopie eines Bitcoins zu erstellen. Bei Gold habe das dazu geführt, dass es im Laufe der Jahrhunderte zu einer Währung geworden sei, die von allen akzeptiert wird, und dass es keiner öffentlichen oder privaten Institution gelungen sei, Angebot und Nachfrage und damit den Wert dauerhaft zu kontrollieren oder zu lenken. „Gold ist damit ein Vermögenswert, der unantastbar ist.“ Genau das seien auch die Merkmale einer Kryptowährung, weswegen beide Anlageformen an sich den gleichen Typ von Investor ansprächen.
Schließlich argumentiert der französische Unternehmer ein bisschen wie ein Versicherungsverkäufer, der den Kunden das mögliche Unglück ausmalt, um sein Produkt ins rechte Licht zu rücken: Vor dem Hintergrund der Milliardenkonjunkturpakete, die die Länder und die Europäische Union beschlossen haben, meint Faure: Schuldenbasierte Währungen, die auf unendliches Wachstum in einer Welt abzielen, die endlich ist, seien keine gute Lösung. „Bedeutet das aber“, fragt der Gründer, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten, „dass wir Mittelmäßigkeit akzeptieren müssen, nur weil es seit mehr als 60 Jahren unser Alltag ist?“
oli
23.07.2020 | 09:20