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Dank niedriger Zinsen: Immobilienboom hält an

Lebens- und Rentenversicherungen stehen angesichts niedriger Zinsen nicht mehr wirklich hoch im Kurs, die eigenen vier Wände umso mehr. Die selbstgenutzte Wohnimmobilie ist für die Mehrzahl der Deutschen die beste Form der privaten Altersvorsorge. Entsprechend boomt der Immobilienmarkt in Deutschland immer weiter. Aber wie lange noch? Und lohnt es sich trotz steigender Preise, eine eigene Wohnung oder ein eigenes Haus zu kaufen?

Immobilienboom – ein Begriff, der sich genauso wie sein Inhalt doch irgendwann mal abgenutzt haben müsste. Aber wie ließe sich sonst beschreiben, was sich seit Monaten am Wohnungsmarkt in Deutschland abspielt? Die Deutschen kaufen, kaufen und kaufen – zuletzt gab es einen derartigen Run aufs Eigenheim Ender der 1980er Jahre.

Laut des Immobilienforschungsinstituts „Gewos“ sind im vergangenen Jahr auf dem deutschen Immobilienmarkt erstmalig mehr als 200 Milliarden Euro umgesetzt worden. Die Umsätze stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent – und seit 2010 hat sich der Umsatz aus dem Verkauf von Wohnimmobilien um sage und schreibe 53 Prozent erhöht. Für 2016 erwartet „Gewos“ eine Umsatzsteigerung von 8 Prozent, für 2017 um 7 Prozent.

Immobilienkredite mit niedrigen Zinsen

Worin liegt der Boom begründet? Man bekommt kaum noch Zinsen für das eigene Ersparte, dafür gibt es auf der anderen Seite extrem niedrige Finanzierungszinsen für die eigenen vier Wände. Da liegt es nahe, am Immobilienmarkt aktiv zu werden. Einen Immobilienkredit mit zehn Jahren Laufzeit bekommt man hierzulande aktuell für weniger als ein Prozent Zinsen. „Das ist sensationell günstig“,  sagte Heinz Landwehr, Chefredakteur von „Finanztest“, kürzlich „n-tv“ und sprach damit vielen angehenden Immobilieninhabern aus der Seele. Wann hat es je so geringe Baufinanzierungszinsen gegeben?

Doch jeder Boom muss irgendwann enden und gerade angesichts der bewegten Vergangenheit des Immobilienmarkts fragen sich viele: Ist es immer angebracht, in eigene Wohnungen oder Häuser zu investieren? Die Antwort lautet: Ja, aber gezielt. Ist es geplant, die Wohnung selbst zu nutzen, lohnt sich ein Kauf wegen der gesunkenen Kreditzinsen in vielen Fällen. Als Anlagemöglichkeit muss man genau abwägen, da die Mieten nicht so schnell steigen wie die Kaufpreise.

Viele entscheiden sich für Bestandsimmobilien

Fast zwei Drittel der Käufer legen sich zurzeit bereits bestehende Immobilien zu, nur ein Drittel entscheidet sich für den Neubau. Auch weil die Zahl der Baugenehmigungen laut Experten zu gering sei. Das Statistische Bundesamt vermeldete zwar kürzlich, dass im ersten Halbjahr dieses Jahres 30 Prozent mehr Wohnungen gebaut wurden als im gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor. „Doch die Zahl der Baugenehmigungen reicht immer noch nicht aus, um den Bedarf von Jährlich 400.000 neuen Wohnungen gerade in den wachsenden Ballungsräumen zu decken“, sagte Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Dabei wurden im vergangenen Jahr laut aktueller Statistiken bereits mehr als zwei Drittel der genehmigten Neubauwohnungen in Gegenden gebaut, in denen die Bevölkerung wächst. Dennoch: Das es in den sogenannten Top-7-Städten – Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf – immer teurer wird, ist weder eine Überraschung noch ein Geheimnis, sondern eine natürliche, nicht zu ändernde Entwicklung. Hier müssen Kaufinteressierte auf jeden Fall vorsichtig sein, dass angesichts des Hypes und großer Konkurrenz nicht zur Zahlung unverhältnismäßig hohe Beträge hinreißen lassen. Deshalb empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit renommierten Experten wie zum Beispiel der Mähren AG, die mittlerweile über ihren Heimatmarkt in der Hauptstadt hinaus für Immobilienvermittlungen bekannt sind.

Es muss ja nicht immer Berlin sein

Und auch diejenigen, die ihr Mehrfamilienhaus verkaufen wollen – weil es leer steht, von Grund auf saniert werden muss, sich in einer schwierigen Nachbarschaft befindet oder auch einfach aus persönlichen Gründen – sehen im aufgeheizten Immobilienmarkt häufig den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Expertenhilfe, die auf langfristige Vermögensanlage ausgerichtet ist, sollte in diesem Zusammenhang in Anspruch genommen werden.

Wer auf der Suche nach Wohneigentum ist, aber nicht unbedingt in München oder Berlin leben muss, könnte sich auch einmal die Angebote in mittelgroßen Städten anschauen, da dort die Preise häufig noch moderater sind: „Viele mittelgroße Städte wie zum Beispiel Leipzig bieten ja mittlerweile eine fantastische Lebensqualität. Arbeit, Studium, Freizeitmöglichkeiten: Da ist für jeden etwas dabei. Grund genug für uns, dass wir uns verstärkt in immer mehr mittelgroßen Städten auf dem Immobilienmarkt betätigen“, sagt Jakob Mähren von Mähren Immobilien.

Das heißeste Eisen auf dem Anlagemarkt

Das starke Interesse an mittelgroßen Städten gilt übrigens auch für die gewerbliche Immobilienfinanzierung in Deutschland. Laut „Handelsblatt“ haben Städte wie Dresden, Leipzig, Münster oder Bremen besonderes Potential. Insgesamt ist das Neugeschäft für Gewerbeimmobilien, einer aktuellen Studie der Regensburger Immobilienakademie „Irebs“ zufolge, 2015 um 20 Prozent gestiegen. Mit einem Transaktionsvolumen von 56 Milliarden Euro erreichte der Gewerbeimmobilienmarkt einen Rekordwert – und aufgrund des „Brexits“ erwarten viele Experten, dass die Nachfrage nach Gewerbeimmobilien in Deutschland noch weiter steigen wird.

Eine Immobilienblase befürchtet der Hauptautor der Studie, Markus Hesse, jedoch nicht. „Solange die Finanzierungen stabil bleiben und keine exogenen Schocks kommen, ist die Entwicklung okay“, sagte er zu den Zahlen. Experten gehen nicht davon aus, dass die Zinsen in der Eurozone in den kommenden Jahren wieder merklich steigen. Daher dürfte der Immobilienmarkt auch in naher Zukunft noch das heißeste Eisen auf dem Anlagemarkt sein.

Keine akuten Risiken

Und das gilt ebenso für den Wohnungsmarkt. In diesem Kontext vermeldet das Bundesfinanzministerium vor einigen Monaten, dass es die Sorge vor einer potenziellen Immobilienblase nicht bestätigen könne. Das Ministerium sieht „keine Anhaltspunkte dafür, dass sich aus der Darlehensvergabe für deutsche Wohnimmobilien akute Risiken für die Finanzstabilität ergeben“. So werden die Immobilien in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern mit einem hohen Anteil an Eigenkapital finanziert und der Markt ist ebenfalls nicht so stark geografisch zentriert wie anderswo.

Einfacher ist die Suche nach der eigenen Wohnung oder dem eigenen Haus aber in den vergangenen Jahren nicht geworden. Ganz im Gegenteil. Monate, manchmal gar Jahre dauert es für viele Menschen, bis das perfekte Eigenheim gefunden ist. Zu viel Konkurrenz, zu hohe Preise: Die grundsätzliche Problematik wird sich in den nächsten Jahren nicht ändern. Weder in Berlin, noch in Würzburg oder Bamberg. Doch wie bei so vielen gewaltigen Anstrengungen wartet eine besondere Belohnung, denn was gibt es Schöneres als die eigenen vier Wände?

14.10.2016 | 09:11

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