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Die unterschätzte Gold-Rallye

Gold hat das Jahr 2016 mit einem Plus von 90 US-Dollar per Unze beendet, und damit auch mit einer Rückkehr in den positiven Bereich nach drei aufeinanderfolgenden, negativen Jahren. Diese Zahlen vereinfachen den Sachverhalt zwar stark, weil die Hintergründe sehr viel komplexer sind, doch das ändert nichts daran, dass Anleger auch in Zeiten der Aktien-Hausse das Gold nicht außer Acht lassen sollten.

Von Carlo Alberto De Casa

Das gelbe Metall hat in der Tat eine massive Rallye in der ersten Jahreshälfte gezeigt, die bis zum Sommer zu einem Zugewinn von 300 US-Dollar gegenüber dem Jahresschlusskurs 2015 führte. Auf seinem Hoch bei 1.374 US-Dollar wurde letztes Jahr der höchste Goldkurs seit zwei Jahren erreicht. In den letzten Monaten des abgelaufenen Jahres hat sich die Situation mit einem allmählichen Austritt von Investoren allerdings verändert, was der deutliche Rückgang der Kurse wieder unter die 1.200 US-Dollar-Marke zeigte.

Blicken wir zurück und identifizieren die wichtigsten Etappen seit Ende 2015. Nach einem starken Kursverfall in November 2015 erreichte Gold im darauffolgenden Dezember bei 1.046 US-Dollar schließlich den niedrigsten Stand seit sieben Jahren und beendete das Jahr 2015 bei 1.058 US-Dollar. Direkt zu Beginn 2016 zeigte Gold allerdings eine massive Kehrtwende. Im Januar sahen wir einen scharfen Einbruch der Aktienmärkte (insbesondere im Bankensektor), während die Ölpreise auf neue Mehrjahrestiefs bis unter 30 US-Dollar einbrachen.

Die Geldpolitik der Federal Reserve (Fed) schien sich anders zu entwickeln, als zuvor erwartet. Während vormals von vier Leitzinserhöhungen für das Jahr 2016 ausgegangen worden war, reduzierte sich die Erwartung auf nur noch 2 Erhöhungen, bis letztendlich nur eine einzige Leitzinserhöhung im Dezember 2016 anstand. Das veränderte Szenario begünstigte die Nachfrage nach dem renditelosen Edelmetall und half den Kurswiderstand bei 1.110 US-Dollar zu überwinden, was in einem schnellen Sprung in den Bereich 1.155 US-Dollar und 1.170 US-Dollar resultierte. Aber die Rallye befand sich erst im Anfangsstadium, da zunächst noch die wichtige psychologische Hürde bei 1.200 US-Dollar im Weg stand. Mit der Überwindung dieser Marke und einem weiteren Anstieg bis in den Bereich von 1.260 US-Dollar änderte sich das technische Chartbild deutlich, da es die Frage aufwarf, ob die langfristige bärische Trendlinie weiterhin halten würde.

Brexit blieb nicht ohne Folgen

In dem Zeitraum zwischen März und Mai 2016 hielt die nun als Unterstützung fungierende Marke von 1.200 US-Dollar drei Angriffen stand und bestätigte sich damit als wichtiges Level. Kurz vor dem Brexit-Referendum, im Juni 2016, setzte sich die bullische Bewegung fort. Die damals zunehmende Angst der Investoren vor einer Entscheidung zugunsten eines Austritts Großbritanniens aus der EU, verstärkte die Nachfrage nach dem „sicheren Hafen“ Gold und hob den Kurs sogar über 1.300 US-Dollar.

Die  große Bewegung kam dann aber in der Nacht des 23. Juni, als die Volatilität stark zunahm mit einem Anstieg der Goldkurse von 1.250 auf über 1.350 US-Dollar. In den darauffolgenden Tagen führte die Unsicherheit über die Auswirkungen der Austritts-Entscheidung zu einer weiteren Aufwertung in Gold bis auf ein 30-Monats-Hoch bei 1.374 US-Dollar. Ab dieser Marke setzte allerdings mit einer Serie tieferer Hochs ein langsamer Abwärtstrend ein, wobei die 1.300 US-Dollar-Marke allerdings bis Ende September verteidigt werden konnte.

Anfang Oktober allerdings setzte die erste größere Welle an Verkäufen in 2016 ein, die auch zu einem Bruch der Unterstützung bei 1.300/1.310 US-Dollar führte. Das ebnete wiederum den Weg zu einem heftigen Abverkauf bis auf rund 1.250 US-Dollar. Die zweite Hälfte des Oktobers war geprägt von einer abwartenden Haltung und Unsicherheit vor den US-Präsidentschaftswahlen, die eine Erholung von Gold bis auf etwa 1.300 US-Dollar begünstigte. Mit der Präsidentschaftswahl am 8. Februar rückte das Edelmetall wieder ins Rampenlicht mit einer starken Rally in den ersten Minuten nach der Wahl des Donald Trump bis auf 1.336 US-Dollar.

Schock über Trump währte nicht lange

Statt eines Crashs angesichts einen US-Präsidenten Trump leitete die Wahl einen Aufwärtstrend an den Aktienmärkten ein, eine Aufwertung des US-Dollars, und damit einhergehend, eine Abwertung von Gold. Das Edelmetall ging schließlich am 9. November bei 1.275 US-Dollar aus dem Handel, knapp 60 US-Dollar tiefer als das Tageshoch. An diesem Tag setzte bis Mitte Dezember, als die Fed eine weitere Zinserhöhung verkündete, ein ununterbrochener Abwärtstrend bis in den Bereich von 1.122 US-Dollar ein, der damit auch einen großen Teil der Zugewinne aus den ersten sieben Monaten des Jahres zunichte machte. Belastend für Gold war nicht nur die Anhebung des US-Leitzinssatzes, sondern auch die hawkischen Worte der Fed-Banker, welche die Erwartung an die Anzahl der Leitzinserhöhungen für 2017 von zwei auf drei erhöhte.

Neben der internationalen und US-Geldpolitik, dürfen wir aber auch nicht die Meldungen über eine Geldeinziehung in Indien seit November 2016 vernachlässigen. In der Tat hatte dieses monetäre Experiment in den ersten Monaten ein höchst fragwürdiges Ergebnis erzielt und Druck auf einige Sektoren des Landes ausgeübt. Unter anderem auch auf die Nachfrage nach Schmuck, wo Schätzungen von einem Einbruch von 60 Prozent für den November ausgehen. Mit einem Blick auf 2016 ist es auch äußert interessant zu analysieren, was in der ETF-Industrie geschehen ist. Dort ist die Nachfrage nach Gold-ETFs in den ersten zehn Monaten des Jahres stark gewachsen und hat Ende Oktober das höchste Niveau seit drei Jahren erreicht. In den letzten beiden Monaten des Jahres wurde jedoch ein Rückgang verzeichnet.

Und 2017?

Nach dem starken Abverkauf im Schlussquartal 2016, begann das neue Jahr in einem komplett veränderten Licht, mit Goldkursen, die wieder in Richtung der 1.200 US-Dollar-Marke laufen. Gründe sind hier unter anderem in dem Zweifeln an der Umsetzung der politischen Vorhaben des US-Präsidenten Trump zu finden. Darüber hinaus bleiben die Faktoren, die die Goldpreis-Entwicklung der letzten Monate beeinflusst haben, zentral. Vordererst die US-Geldpolitik, wobei Gold profitieren dürfte, falls es zu einer Verzögerung in dem Zins-Normalisierungsprozess der Fed kommen sollte, und unter Druck geraten dürfte, wenn die US-Notenbank (mindestens) 3 Erhöhungen durchführen kann.

Darüber hinaus könnten die zahlreichen politischen Wahlen in Europa (Niederlande, Frankreich, Deutschland und möglicherweise Italien) für Volatilität sorgen. Restriktionen in China und Indien könnten die private Nachfrage nach Gold drosseln, während die Abkommen des World Gold Councils zur Implementierung des Edelmetalls als Investment-Produkt, die auch Sharia-Regeln entsprechen, die Nachfrage durch muslimische Investoren anregen könnten.

Und weiterhin sollte auch immer ein Blick auf den Dollar-Index geworfen werden, um die Kursentwicklung von Gold für einen Nicht-US-Investor zu berücksichtigen. Mit anderen Worten, sollte die Goldkurs-Entwicklung nicht nur in USD betrachtet werden, sondern eben auch in der jeweiligen anderen Währung. Eine solche Analyse würde nämlich zeigen, dass die Gold-Aufwertung in 2016 in US-Dollar bei acht Prozent lag, in Euro aber bei zwölf Prozent und 15 Prozent im chinesischen Renminbi. In mexikanischen Pesos betrug der Aufschlag sogar 30 Prozent.

Carlo Alberto De Casa ist Chief Analyst von ActivTrades.

01.02.2017 | 16:31

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