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Fintechs in Deutschland werden lauter

Deutsche Fintechs sind im Aufschwung: Im zweiten Quartal 2016 erzielten sie mit 186 Millionen US-Dollar eine deutlich höhere Summe an Risikokapitalfinanzierung als noch im ersten Quartal – trotz weltweit rückläufiger Zahlen. Damit ist Deutschland auch an Großbritannien vorbeigezogen, wie die Analysten von KPMG und CB Insights aufschlüsseln.

Von Eric Leupold

Für Deutschland ist das ein Erfolg – auch wenn der Anstieg vor allem auf große Einzelinvestments zurückzuführen ist. Dieses Momentum gilt es zu nutzen, um den jungen Fintechs Zugang zu relevanten Netzwerken zu ermöglichen und Finanzierung für Wachstum zu sichern. Denn in Deutschland wie auch in Europa besteht eine Finanzierungslücke bei Risikokapital und Investitionen im zweistelligen Millionenbereich.

Im vergangenen Jahr lag das investierte Risikokapital in Europa bei knapp 15 Milliarden US-Dollar, noch nicht einmal ein Fünftel der Investments in den USA. Hier muss also zwangsläufig nachgebessert werden. Dafür muss die Wachstumsfinanzierung junger Unternehmen erleichtert und Barrieren für Investoren müssen abgebaut werden. Nur so kann Deutschland als Europas größte Volkswirtschaft auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben. Nur so lässt sich verhindern, dass Start-ups mit Potenzial nicht lieber im Ausland groß werden.

Hierbei muss beispielsweise über Steuererleichterungen bei Investments in Wachstumsunternehmen nachgedacht werden – so wie es Großbritannien bereits vormacht. Damit die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden können, müssen alle Beteiligten Hand in Hand agieren. Neben Unternehmen und Investoren zählen dazu auch die Politik, Verbände, Banken und Regulatoren.

Welche positiven Effekte gemeinsames Handeln hat, wird derzeit in Frankfurt sichtbar: Seit dem Frühjahr entsteht dort ein Fintech-Cluster, das Initiativen von Banken und Deutscher Börse sowie der Hessischen Landesregierung zusammenbringt. Es entsteht ein Netzwerk, das den Fintechs zu mehr Visibilität verhilft und ihnen die Möglichkeit gibt, voneinander zu profitieren. Das ist ein wichtiger erster Schritt.

Eric Leupold ist Head of Department Pre-IPO & Capital Markets der Deutschen Börse.

19.09.2016 | 16:23

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