Karrierealle Jobs


Die Gelegenheit zum Aktienkauf ist da

Die Deutschen mögen die Aktien kaum, dabei sind die Dividendentitel langfristig eine großartige Geldanlage. Auf einem Symposium von Sparkasse und Raiffeisenbanken verkünden hochkarätige Experten ihre Prognosen.

Die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank lässt Sparer in Deutschland leiden. Viele Anleger erhoffen sich eine baldige Zinswende wie in den USA. „In Europa werden wir höhere Zinsen erstmal nicht bekommen,“ dämpft Chefvolkswirt Johannes Mayr von der BayernLB diese Erwartung. Die EZB werde die Geldschleusen weiter offen halten, die schwierige Wirtschaftslage und die Bankenkrisen in Südeuropa würden weiterhin im Augenmerk Notenbank blieben. Außerdem habe der Brexit die Unsicherheiten für die Kapitalmärkte erhöht: „Wir befinden uns in turbulenten Zeiten für Zinsen und Zinspapiere. Dabei könnten Aktien jedoch eine gute Anlagealternative sein. Die Konjunktur läuft ordentlich bis sehr ordentlich. Wir sehen den Dax im kommenden Jahr bei 10.200 Punkten.“

Mayr machte diese Prognose auf dem Symposium „Geldanlage in Zeiten niedriger Zinsen“, zu dem die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee und die Raiffeisenbanken des Landkreises Miesbach in Kooperation mit der „Börse am Sonntag“, dem „Wirtschaftskurier“ und dem „Münchner Merkur“ geladen hatten. Unter den hochkarätigen Experten war auch Peter Schirmbeck, Leiter des Privatkundengeschäfts der DZ Bank. Schirmbeck erwartet ebenfalls keine baldige Zinswende. Immer häufiger müsse man sich nun sogar auf Negativzinsen einstellen. Aktien seien darum eine wichtige Anlagebeimischung geworden. „Ich sehe den Dax trotz Brexit-Turbulenzen weiter steigen. Er dürfte in spätestens 12 Monaten bei 10.300 Punkten stehen.“
Mayr und Schirmbeck sehen die deutsche Wirtschaft in einer insgesamt robusten Verfassung. Die Konjunktur sei solide und die negativen Folgen des Brexits könnten - bei klugem politischen Handeln - verkraftet werden. Mayr erinnerte daran, dass Deutschland selbst die Flüchtlingskrise wirtschaftlich gut verkraftet habe: „Die Flüchtlingskrise nehmen wir wirtschaftlich im Hand umdrehen mit.“ Schirmbeck erinnerte daran, dass allerdings das Risiko von Spekulationsblasen in Zeiten langer Niedrigzinsen steige. Man solle also beim Immobilien- und Aktienkauf auf Substanz und Qualität achten.

Christine Bortenlänger, geschäftsführender Vorstand des Deutschen Aktieninstituts, mahnte in ihrer Key-Note-Speech zu einem grundsätzlich stärkeren Engagement in Aktien. Während man auf der Bank nur noch mit Glück eine Rendite von einem Prozent und Versicherung kaum drei Prozent bieten können, rechnet man bei Aktien immer noch mit jährlichen Durchschnittsrenditen um die fünf Prozent. Das paradoxe dabei: Aktien haben in Deutschland ungefähr den Ruf eines Zehn-Meter Brettes in einem Freibad. Nur äußert Wagemutige trauen sich heran, der normale Bürger hingegen habe (zu große) Angst. Der Anteil von Aktien im Depot der Deutschen ist in den letzten fünfzehn Jahren von 12,4 auf 7,6 Prozent gesunken. Der Dax ist zum Vergleich in der selben Zeit von gut 6000 auf knapp 11000 Punkte gestiegen. „Wir haben gewaltige Chancen auf der Straße liegen gelassen, da wir nicht investiert haben“, kritisiert Sortenlänger die deutsche Aktienaversion.
Deutschland sei in Sachen Aktienkultur ein Entwicklungsland. Während in vielen anderen Industrieländern weite Teile der Bevölkerung über Aktiensparmodelle am wachsenden Kapitalvermögen der Volkswirtschaften profitierten, würden die Deutschen sich überproportional in schlecht- oder unverzinsliche Anlageformen begeben.

Schirmbeck erinnerte daran, dass ungewöhnlich hohe Anteile des deutschen Aktiengesellschaften in ausländischem Besitz seien: „Im Ausland sieht man offenbar klarer, dass deutsche Unternehmen eine hohe Qualität haben.“ Bortenlänger erklärte wiederum mithilfe von Statistiken des Deutschen Aktieninstituts, dass deutsche Aktien langfristig Zinsanlagen deutlich überlegen sind. Und: Wenn man streue und kontinuierlich einsteige liege das Verlustrisiko bei null! Obwohl die Renditenerfahrungen eindeutig positiv seien, sei die Zahl der Aktionäre oder Aktienfondsbesitzer in den vergangenen Jahren stark gesunken - von 12,85 Millionen im Jahr 2001 auf nurmehr 9 Millionen derzeit. Insbesondere die jungen Menschen in Deutschland seien dramatisch unterinvestiert in Aktien.

Wer aber glaubt, in diesen Zeiten von Brexit und Bankenkrisen sei Gold die ideale Anlagealternative, den warnte Martin Prem, Wirtschaftsredakteur des Münchner Merkur: „Wenn man genau hinsieht, dann hat sich Gold als Krisenwährung nicht bewährt. Gerade in historisch dramatischen Zeiten ist das Edelmetall schneller inflationär als man denkt.“ Prem erinnerte an die Nachkriegsjahre, als Gold gegen Kartoffeln getauscht wurden. Es gebe bei Kapitalanlagen keine einfachen Ratschläge und hundertprozentige Tipps. Auch darum haben die Besucher des Symposiums  die analytischen und abwägenden Informationen der seriösen Experten als wohltuend empfunden. VAL

13.07.2016 | 14:29

Artikel teilen: