Unternehmensanleihen: Immer mehr Firmen setzen auf diese Finanzierungsquelle. Die Investoren sind begeistert, denn die Renditen der Mini-Bonds sind meist deutlich höher als das derzeitige Zinsniveau.
Heiß begehrte Minis
Die Begebung einer Unternehmensanleihe lag vor nicht allzu langer Zeit außerhalb der Vorstellungskraft vieler mittelständischer Unternehmen. Mittlerweile ist diese Form der Fremdkapitalaufnahme aber nicht nur für große Unternehmen zu einer echten Alternative im Finanzierungsrepertoire geworden. Drei zentrale Gründe haben diese Entwicklung unterstützt:
- Erstens hat die verschärfte Bankenregulierung, insbesondere im Rahmen der Basel-III-Reform, die Kreditvergabe durch die Banken erschwert. Vor allem kleinere Unternehmen mussten sich somit die Frage stellen, wie sie die notwendigen Investitionen weiter finanzieren.
- Zweitens haben die spezialisierten Börsensegmente erst die Voraussetzung dafür geschaffen, dass auch kleine und mittlere Unternehmen einen einfachen und effizienten Zugang zum Kapitalmarkt erhalten.
- Drittens besteht vonseiten der Anleger ein reges Interesse an den Unternehmenspapieren. Denn im aktuellen Niedrigzinsumfeld halten Investoren verstärkt Ausschau nach Anlagen, mit denen sie attraktive Renditen erzielen können.
Wie der Investor seine Risiken senkt, indem er diversifiziert, kann auch das Unternehmen durch einen breiten Finanzierungsmix Risiken senken. Die Deutsche Börse bringt den Bedarf von Unternehmen an innovativen Finanzierungslösungen mit der Nachfrage von Anlegern in Einklang. So hat sie im April 2011 den Entry Standard für Anleihen gestartet. Bereits bis zum Jahresende 2011 hatten neun Unternehmen zehn Anleihen in dem Segment begeben oder dorthin transferiert. 2012 kamen weitere 18 Anleihen von ebenso vielen verschiedenen Emittenten hinzu.
In diesem Jahr hat die Emissionstätigkeit der Unternehmen sogar noch weiter an Geschwindigkeit zugelegt. So sind in den sechs Monaten zwischen Mitte Februar und Mitte Juli 2013 noch einmal 19 Papiere hinzugekommen. Das erste Halbjahr 2013 war damit in puncto Neuemissionen das erfolgreichste seit Bestehen des Segments. Insgesamt sind derzeit 44 Anleihen mit einem prospektierten Emissionsvolumen von über 2 Mrd. Euro im Entry Standard gelistet (Stand Ende August 2013). Die Papiere bieten Anlegern einen durchschnittlichen Kupon von knapp 7,3 %.
Die rasante Entwicklung des Segments zeigt, dass die Rahmenbedingungen an der Börse Frankfurt stimmen. Offenbar sehen Unternehmen wie Anleger Vorteile in dem Segment. Mit der beständig steigenden Anzahl an Anleihen bietet sich den Investoren auch eine immer größer werdende Vielfalt an Branchen und Geschäftsmodellen.
Die vielfältige Auswahl zieht institutionelle wie private Anleger an. Durch den Anschluss an das internationale Xetra-Netzwerk nehmen rund 4 500 professionelle Händler aus 18 Ländern am Anleihehandel teil. Zudem werden auch immer mehr spezialisierte Fonds aufgelegt, die ausschließlich Mini-Bonds in ihrem Portfolio halten.
Liquidität zieht Liquidität an
Privatanleger profitieren somit von der Liquidität, für die die institutionellen Investoren sorgen, und umgekehrt. Denn Liquidität zieht Liquidität an. Diese konzentriert sich auch beim Handel mit Anleihen junger, wachsender und mittelständischer Unternehmen zunehmend am Handelsplatz Frankfurt. In den Monaten Januar bis August 2013 lag das Handelsvolumen im Entry Standard bei ungefähr 600 Mio. Euro und hat sich somit im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Die Turn over Velocity, die Kennzahl für die Geschwindigkeit des elektronischen Orderbuchumsatzes, hält sich konstant auf einem hohen Wert von durchschnittlich 65 %. Auch für Unternehmen, die eine Anleihe platzieren wollen, ist das Handelsaufkommen ein gewichtiges Argument für ihre Entscheidung. Denn mit der Anzahl der Investoren und der Handelstätigkeit steigt die Wahrscheinlichkeit, das gewünschte Anleihevolumen in vollem Umfang zu platzieren.
Außer der Chance, eine breite Investorenbasis zu erreichen, gibt es noch weitere Gründe, warum sich die Unternehmen für eine Fremdkapitalaufnahme über die Börse Frankfurt entscheiden. Ein gewichtiger Punkt hierbei ist das erhöhte öffentliche Interesse, das mit einer Anleiheemission verbunden ist. Während des Emissionsprozesses, aber auch im Anschluss kommt den Unternehmen die Aufmerksamkeit einer breiteren Öffentlichkeit zu, die sie zu ihrem Vorteil nutzen können.
Entscheidend für den Erfolg des Entry Standard ist außerdem: Die Balance zwischen Transparenzanforderungen der Investoren und dem Kommunikationsaufwand der Unternehmen wird gehalten. Unternehmen im Entry Standard sind dazu verpflichtet, sich fortlaufend von einer unabhängigen Ratingagentur bewerten zu lassen sowie wichtige Kennzahlen, Geschäftsberichte und ein Unternehmensporträt zu veröffentlichen. Denn nur durch eine transparente Kommunikation kann das Vertrauen der Marktteilnehmer gewonnen werden. Ohne Frage ist dies ein zusätzlicher Aufwand für die Unternehmen. Emittenten berichten jedoch immer wieder davon, wie sehr sie auch in internen Prozessen von einer höheren Transparenz und damit auch Steuerbarkeit profitieren.
25.11.2013 | 12:55